Viele Jahre ist Lucas (Louka Melieva) nicht mehr in seiner alten Heimat gewesen. Er hat auch nicht die besten Erinnerungen an diese. Nicht nur, dass sein Vater regelmäßig gewalttätig wurde, auch der Verlust seines besten Freundes Matthias, der bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, verfolgt ihn bis heute. Als seine Eltern bei einem Hausbrand ums Leben kommen, tritt er dennoch die Reise an, gemeinsam mit seiner Freundin (Léna Laprès) und Kumpel Arnaud (Côme Levin). Dabei trifft er auch Matthias’ Vater Francis (Gilles David) wieder, der immer als Holzfäller gearbeitet hatte, inzwischen aber in die Jahre gekommen ist und im Rollstuhl sitzt. Dabei ahnen die drei nicht, dass sie dabei eine Erfahrung machen, die sie nie wieder vergessen werden …
Das Böse wartet daheim
Das Motiv einer Figur, die in ihre Heimat zurückkehrt, ist weit verbreitet in Filmen. Es ist auch sehr variabel einsetzbar: Ob nun bei Dramen oder Liebeskomödien, man findest es ständig. Und damit eben auch im Horrorgenre. Kürzlich kamen mit Salem’s Lot – Brennen muss Salem und Bagman gleich zwei Werke in die Kinos, bei denen der Protagonist in seine alte Heimatstadt zurückkehrt und dort dem Bösen begegnen. Oft ist damit verbunden, dass sich die entsprechende Figur irgendwie mit der Vergangenheit auseinandersetzen muss. What Josiah Saw war dieses Jahr ein solcher Fall, dort kommt eine dysfunktionale Familie noch einmal zusammen und muss sich alten Traumata stellen. Bei Schlitter – Evil in the Woods ist das ganz ähnlich, wenn Lucas anlässlich des Todes seiner Eltern die Reise in die Vergangenheit antritt.
Üblicherweise ist das mit einem gewissen Mystery-Faktor verbunden: Die Zuschauer und Zuschauerinnen sollen rätseln, was in der Vergangenheit vorgefallen ist und was die Figuren mit sich herumtragen. Hier ist das anders. Der Film zeigt zum Auftakt, was den Protagonisten so zerstört hat in seiner Kindheit, wenn er Opfer von Gewalt wurde und zudem mitansehen musste, wie sein Vater seinen besten Freund überfuhr und danach die Sache vertuschte. Insofern dürfte dann auch niemand daheim vor den Bildschirmen überrascht sein, als Schlitter – Evil in the Woods klarmacht, dass diese Vergangenheit ihre Folgen haben wird. Wie genau diese aussehen wird, bleibt natürlich abzuwarten. Aber die beklemmende Atmosphäre, als die drei bei Francis Halt machen, lässt keinen Zweifel daran, dass da noch etwas Böses kommt – zumal der Untertitel nicht gerade subtil gewählt wurde.
Gemeine Überraschungen
Das heißt aber nicht, dass man deswegen bereits weiß, was da genau geschehen wird. Regisseur und Co-Autor Pierre Mouchet, der hiermit sein Langfilmdebüt gibt, hält nicht nur für das Trio einige Überraschungen bereit. Auch das Publikum darf sich auf einige schockierende Momente gefasst machen. Das betrifft zum einen den Inhalt. So kommt es im weiteren Verlauf zu einer Wendung, die unerwartet ist. Und perfide, der französische Horrorthriller ist schon gemein. Er ist auch einfallsreich, zumindest wenn es um die verschiedenen Möglichkeiten geht, anderen Schmerzen zuzubereiten. Schlitter – Evil in the Woods wandelt da auf den Spuren anderer Genrevertreter, bei denen das Leid von Menschen zelebriert wird.
Glaubwürdig ist das Ganze natürlich nicht, das ist wie so oft in diesem Segment alles völlig überzogen. Und man sollte auch keinen Tiefgang erwarten, weder bei dem Umgang mit dem Trauma noch der Figurenzeichnung. Die sind oft einfach nur da, ein Mittel zum Zweck. Aber Schlitter – Evil in the Woods will sich nicht damit auseinandersetzen, sondern das Publikum mit handgemachtem Schrecken erfreuen. Das funktioniert, auch weil sich Mouchet auf das Wesentliche konzentriert. Herausgekommen ist ein fieser, kleiner Schocker, der mit einer Laufzeit von rund 70 Minuten sehr fokussiert ist und keine Zeit verschwendet. Dabei nimmt man dann auch in Kauf, dass das Ende etwas abrupt ist.
OT: „Schlitter“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Pierre Mouchet
Drehbuch: Pierre Mouchet, Nicolas Robin
Musik: Olivier Rabat
Kamera: Nicolas Beauchamp
Besetzung: Louka Meliava, Léna Laprès, Gilles David, Côme Levin
Amazon (DVD „Schlitter – Evil in the Woods“)
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