Eigentlich möchte Heinz (Gerd Baltus) seiner neuen Flamme Hannelore (Gila von Weitershausen) einen Heiratsantrag machen, aber der entlaufene Hund einer alten Dame (Lisa Helwig) erfordert seine ganze Aufmerksamkeit. Eberhards (Peter Schiff) Ehefrau ist erbost nach München abgereist, um endlich mal etwas zu erleben. Der verlassene Ehemann bittet seinen Freund vor Ort, Rudolf (Claus Biederstaedt), darum, sich der ihm unbekannten Entlaufenen anzunehmen. Gruber (Peer Schmidt) nimmt einen alten Mann (Peter Pasetti) in seinem Auto mit, der seiner Frau Blumen vorbeibringen möchte. Frau Kerwin (Hannelore Elsner) bittet ihren Arbeitskollegen Becker (Klaus Schwarzkopf), auf ihre halbwüchsigen Kinder aufzupassen, damit sie Zeit für die Verabredungen hat, die durch ihre Heiratsannonce in einer Zeitung bei ihr ins Haus flattern. In jeweils vier rund fünfzehnminütigen Episoden schildert Herbert Reinecker zwischenmenschliche Begegnungen mit oft unerwartetem Ausgang. Herbert Reinecker (1914-2007) war bereits zu seinen Lebzeiten einer der bekanntesten deutschsprachigen Drehbuchautoren, dessen Name auch dem einfachen Fernsehzuschauer ein Begriff war. Immerhin hat er mit Der Kommissar und Derrick zwei der langlebigsten und erfolgreichsten deutschen Krimiserien geschaffen, deren 97 respektive 281 Episoden er gänzlich im Alleingang verfasste. Wenngleich der Vielschreiber bei Spannungsunterhaltung offensichtlich besonders talentiert war, verfasste er aber auch ebenso erfolgreich Alltagsgeschichten, in denen die Charaktere im Vordergrund standen und es häufig um Situationen ging, die die Fernsehzuschauer nur allzu gut nachvollziehen konnten. So stammen aus Reineckers Feder beispielsweise auch die Miniserie Eine Frau bleibt eine Frau mit Lilli Palmer und Klaus Schwarzkopf, die Familienserie Mensch Bachmann mit Rolf Schimpf oder die episodische Reihe Leute wie du und ich mit Harald Juhnke, in der von den Alltagssorgen ganz normaler Menschen berichtet wurde. Ein ganz ähnliches Konzept verfolgte kurze Zeit später auch die Miniserie So oder so ist das Leben, die in jeweils vier kurzen Geschichten mit wechselnden Schauspielern von zwischenmenschlichen Begegnungen erzählte. Hier war es also kein etablierter Star, der immer wieder in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfte, sondern ein recht großes Ensemble aus wechselnden Schauspielern, die die zahlreichen Figuren verkörperten. Trotzdem sind einige von ihnen in den vier rund einstündigen Folgen mehrfach vertreten. Peter Schiff (Der kleine Mönch) ist beispielsweise jedes Mal mit dabei, Gila von Weitershausen (Der Landarzt) und Herbert Herrmann (Ich heirate eine Familie) haben jeweils drei Auftritte, und Brigitte Mira (Drei Damen vom Grill) spielt in der vierten Folge direkt zwei Episodenhauptrollen. Darüber hinaus gibt sich die Crème de la Crème der damaligen Fernseh- und Theatergrößen die Klinke in die Hand. Kaum eine Rolle, die nicht mit einem bekannten Mimen besetzt wäre. Besondere Akzente setzen dabei u.a. auch Gustav Knuth als Großvater, der mit Aufklärungsfragen konfrontiert ist, Günter Pfitzmann als Taxifahrer, der ein kleines Mädchen (Bianca Krahl) zwischen ihren geschiedenen Eltern hin- und herfährt, oder Brigitte Horney, deren bester Freund, der Fernsehapparat, leider gerade den Geist aufgegeben hat. Da die einzelnen Geschichten von Herbert Reinecker jeweils in ungefähr einer Viertelstunde auserzählt sein müssen, kann man von ihnen nicht allzu viel Tiefgang oder Substanz erwarten. Bei etlichen von ihnen fällt es (heutzutage) auch nicht sonderlich schwer, schon gleich zu Beginn den Ausgang der Ereignisse zu erahnen. Mitunter gelingt es Reinecker aber doch, mit einer Art Schlusspointe selbst heute noch für Überraschung und ein Schmunzeln zu sorgen. Der größte Reiz dieser kurzlebigen Fernsehreihe besteht mittlerweile sicherlich darin, diesem Großaufgebot an prominenten Darstellern in ihren jeweiligen Auftritten zuzusehen. Bei der ersten Folge, die erstmals am 29. Juli 1982 im ZDF ausgestrahlt wurde, hat man sich den charmanten Gag erlaubt, die vier Geschichten während der Einblendung des Abspanns wortlos noch ein Stückchen weiterzuerzählen. Dieses Konzept kommt dann aber bereits bei der zweiten Folge schon nicht mehr zum Tragen. Aus der Retrospektive wird augenfällig, dass etliche der Geschichten um Begegnungen zwischen reiferen Männern und deutlich jüngeren Frauen kreisen. Inwiefern Reinecker damit persönliche Präferenzen visualisiert oder einfach nur den damaligen Zeitgeist abgebildet hat, sei dahingestellt. Der Titel der Reihe, So oder so ist das Leben, spielt übrigens an den 1934 von Theo Mackeben geschriebenen Schlager an, der in einer Instrumentalversion als Titelmusik der Serie verwendet wird. Wer ein Faible für die gestandenen Schauspielgrößen der frühen 1980er Jahre hat, sollte bei der Reihe auch heute noch auf seine Kosten kommen. Die einzelnen Episoden sind nicht alle gleich gut gelungen, können aber durchweg dank straffer Inszenierung kurzweilig unterhalten und geben auch heute noch den ein oder anderen Gedankenanstoß mit auf den Weg. Die DVD-Erstveröffentlichung in der Reihe „Pidax Serien-Klassiker“ bietet ein ganz gutes Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen immer gut zu verstehenden deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0). Extras sind keine mit aufgespielt. Jeweils zwei der rund einstündigen Episoden sind auf eine DVD gepresst, so dass diese Gesamtedition aus zwei DVDs besteht. OT: „So oder so ist das Leben“ Amazon (DVD „So oder so ist das Leben“) Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.Zwischenmenschliches
Staraufgebot in kurzen Geschichten
Land: Deutschland
Jahr: 1982-83
Regie: Wolfgang Liebeneiner, Eugen York, Peter Weck
Drehbuch: Herbert Reinecker
Musik: Theo Mackeben, Gert Wilden, Peter Sandloff
Kamera: Helmut Rathke, Rolf Deppe
Besetzung: Gila von Weitershausen, Peter Schiff, Brigitte Mira, Claus Biederstaedt, Susanne Uhlen, Herbert Herrmann, Harald Juhnke
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