Sony PlayStation: Ein Meilenstein wird 30 [Special]

Jüngere Gamer und Gamerinnen werden es sich vielleicht nicht vorstellen können, aber es gab eine Zeit, in der die Welt der Videospiele ganz ohne Sony funktionierte. Nachdem Atari in den 1970ern den Markt anführte und auch wieder zum Einsturz brachte, sorgte Nintendo in den 1980ern für eine Renaissance und wurde seinerseits zum Synonym für diese Form der Unterhaltung. Konkurrenz gab es dabei durchaus. Vor allem Sega nahm später Marktanteile ab, aber auch Hudson und Atari mühten sich daran, einen Teil vom Kuchen abzubekommen. Im Vergleich zum Platzhirsch war das aber alles zu vernachlässigen. Umso disruptiver wurde es, als Sony 1994 in den Wettkampf einstieg. Dabei wollte das japanische Elektronikunternehmen anfangs eigentlich mit Nintendo zusammenarbeiten und tüftelte an einem CD-Laufwerk für das SNES. Daraus wurde aber nichts, weshalb Sony letztendlich eine eigene Konsole entwickelte.

Ein Debüt mit anderen Ansätzen

Im Vergleich zum Konkurrenten ging man bei dem Debüt in mehrfacher Hinsicht einen eigenen Weg. Der offensichtlichste Unterschied war, dass bei der PlayStation keine Module zum Einsatz kamen, wie man das bei vorherigen Videospielkonsolen kannte, sondern CDs. Die waren zwar deutlich langsamer, weshalb es auf einmal Ladezeiten gab, was man so aus diesem Segment nicht kannte. Dafür war der Speicherplatz sehr viel größer und ermöglichte so, FMV-Sequenzen und Sprachausgabe einzubauen, was für ein deutlich cineastischeres Flair sorgte. Außerdem, was gerade für Drittanbieter von Spielen wichtig war: CDs waren deutlich günstiger in der Herstellung. Überhaupt achtete Sony sehr viel stärker auf die Bedürfnisse dieser Drittanbieter, nahm geringere Lizenzgebühren und hofierte auch aggressiv andere Unternehmen. Damit verfolgte man ein ganz anderes Geschäftsmodell als Nintendo: Während Letztere die Konsolen vor allem herstellten, um eigene Spiele zu verkaufen, lebte Sony von den Games anderer.

Das heißt nicht, dass Sony nicht auch eigene Spiele entwickelte. Einige davon wurden auch bekannt. Beispielsweise wurde in der ersten Generation mit der Rennspiel-Simulation Gran Turismo (1997) ein Meilenstein des Genres veröffentlicht, der auch drei Jahrzehnte später mit neuen Teilen fortgesetzt wird. Auch die Plattformer Crash Bandicoot (1996) und Spyro the Dragon (1998) wurden zu langjährigen Franchises. Hinzu kamen so unterschiedliche Werke wie der futuristische Racer Wipeout (1995), das Rollenspiel Wild Arms (1996), der Sporthit Everybody’s Golf (1996) oder das Sommerabenteuer Boku no Natsuyasumi (2000), auch sie wurden alle mehrfach fortgesetzt. Dennoch, die größten Aushängeschilder kamen durch andere Publisher. Geradezu legendär war Final Fantasy VII, das ursprünglich für das Nintendo 64 hätte erscheinen sollen, dann aber maßgeblich dazu beitrug, dass die PlayStation für Rollenspiel-Fans die erste Anlaufstelle wurde. Hinzu kamen so einflussreiche Werke wie das Beat ‚em up Tekken, der Zombiehorror Resident Evil (1996), das Abenteuerspiel Tomb Raider (1996) und der Stealththriller Metal Gear Solid (1998). Diese Mischung kam beim Publikum an. Tatsächlich wurde die PlayStation zur mit Abstand meistverkauften Konsole, mehr als 100 Millionen Exemplare gingen seinerzeit über die Ladentheke.

Der König des Gamings

Doch so beeindruckend der Erfolg war, er verblasste im Vergleich zu dem, was im Anschluss kam. Mit rund 160 Millionen Exemplaren wurde die PlayStation 2 zum neuen König, bis heute hat niemand diesen Rekord gebrochen, auch wenn das Nintendo DS nah herankam. Ein Teil dieser gigantischen Zahlen lag auch an dem Laufwerk, das nicht nur CDs, sondern auch DVDs abspielen konnte. Tatsächlich war die PS2 einer der ersten großen DVD-Player, das neue Disc-Format war damals noch auf dem Weg zu einem Massenmedium. Die Spiele profitierten davon natürlich auch, da die neuen Scheiben noch einmal deutlich mehr Platz boten. Ansonsten war die zweite Konsole von Sony weniger disruptiv, setzte mehr darauf, die alten Erfolge auszubauen. Dabei profitierte sie von dem, was das Unternehmen zuvor investiert hatte. Aber auch der relativ frühe Erscheinungstermin half. So folgte die Konkurrenz – Nintendo mit dem GameCube und Microsoft mit der X-Box – erst anderthalb Jahre später. Obwohl diese deutlich mehr auf dem Kasten hatten und viele Spiele auf mehreren Plattformen erschienen, war der Zug bereits angefahren. Zusammen brachten es die beiden anderen auf weniger als ein Drittel der Verkaufszahlen.

Wobei es natürlich auch so viele starke Spiele gab, dass quasi kein Weg dran vorbeiführte. Schaut man sich die Liste der bedeutendsten Spiele an, findet man dort viele Wiederkehrer. Reihen wie Gran Turismo, Silent Hill, Final Fantasy, Metal Gear Solid oder Tekken sorgten für klingelnde Kassen. Wurden bei der ersten Konsole noch zahlreiche neue Reihen etabliert, gab es nun einen Mix aus Altem und Neuem. Zu den bedeutendsten Neuentwicklungen zählen sicher die beiden Spiele Ico und Shadow of the Colossus, die zwar keine wirklichen Verkaufsschlager waren, aber Kultstatus genießen und erstmals die Diskussionen befeuerten, ob Videospiele Kunst sind. Andere erfolgreiche neue Titel waren die Actionreihen Devil May Cry (2001) und Onimusha (2001), die Plattform-Trilogien Jak and Daxter (2001), Ratchet & Clank (2002) und Sly Cooper (2002) und das Action-Adventure Yakuza.

Absturz und Neustart

Doch wie das so ist: Hochmut kommt vor dem Fall. Berauscht von den eigenen Erfolgen fühlte sich Sony unantastbar, das Unternehmen ging davon aus, zu einem Selbstläufer geworden zu sein. Und so brachen die Verkaufszahlen bei der 2006 veröffentlichten PlayStation 3 böse ein. Am Ende wurden rund 88 Millionen Exemplare verkauft. Das war zwar im historischen Vergleich noch immer sehr viel, aber eben nur etwas mehr als die Hälfte von dem, was der Vorgänger schaffte. Und auch mit dem Debüt konnte man es nicht aufnehmen. Die Gründe waren vielfältig. Zum einen war der Preis enorm hoch, Sony prahlte geradezu damit. Außerdem war die Konsole deutlich schwieriger zu programmieren, womit mehrere Vorteile der Anfangszeit wegfielen. Aber es war auch die Konkurrenz, die dem Giganten zusetzte. Ausgerechnet Nintendo, die durch das Festhalten am alten Geschäftsmodell den Anschluss verpassten, sorgten dieses Mal für die Disruption. Durch die Wii-Konsole und den System-Seller Wii Sports, bei dem durch Bewegungssensoren gesteuert wurde, gab es eine tatsächliche Alternative, bei der irgendwie alle mitmachen konnten. Zwar waren die Grafiken deutlich primitiver als bei der PS3, die geringere Einstiegshürde machte sich aber bezahlt. Dass die PS3 Blu-rays abspielen konnte, half ihr nicht wirklich, anders als es bei den DVDs auf der PS2 der Fall war. Der Unterschied war einfach nicht relevant genug. Zu den bedeutenden Neuentwicklungen bei den Games gehörten das Abenteuer Uncharted: Drake’s Fortune (2007), das Action-Rollenspiel Demon’s Souls (2009) und das Endzeit-Game The Last of Us (2013).

Während der Heimkonsolen-Markt auf einmal schwächelte, streckte Sony hingegen erfolgreich die Fühler auf den Handheld-Markt aus, den Nintendo quasi für sich hatte. Und so kam 2004 die PlayStation Portable auf den Markt, mit dem Versprechen, die Erfahrungen der großen Konsolen unterwegs wiederholen zu können. Das Ergebnis war beachtlich, mit Verkaufszahlen von rund 80 Millionen Stück lag man nur knapp hinter denen des GameBoy Advance, der mit dem Erscheinen der PSP völlig veraltet war. Die Befürchtung, dass die Gamer und Gamerinnen aufgrund der Ladezeiten, die das neue Format mit sich bringen würde, das Gerät ablehnen können, bewahrheitete sich nicht. Auch die vergleichsweise kurze Laufzeit des Akkus, sonst ein Todesurteil, schlug nicht ins Gewicht. Dass das Handheld nicht noch mehr verkaufte, lag auch hier an der disruptiven Strategie von Nintendo. Die veröffentlichten kurze Zeit später mit dem Nintendo DS eine neue mobile Konsole, die es zwar anfangs aufgrund der primitiven Grafik schwer hatte. Später setzte sich aber, vergleichbar zur Wii, die neue Steuerungsmethode per Touchscreen durch. Auch die zwei Bildschirme boten eine echte Alternative zu Sonys High-End-Variante. Im Gegensatz zu den Heimkonsolen gab es hier keine nennenswerten neuen Reihen. Dafür machte die PSP aus dem zuvor nur leidlich erfolgreichen Monster Hunter zu einem Phänomen und legte damit den Grundstein für den späteren Erfolg der Reihe.

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