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© NDR/Kai Schulz

Tatort: Schweigen

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„Tatort: Schweigen“ // Deutschland-Start: 1. Dezember 2024 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Um den Tod seiner Kollegin Grosz verarbeiten zu können, nimmt sich Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) eine Auszeit in dem abgelegenen Kloster St. Joseph. Dort will er zur Ruhe kommen und überlegen, wie es in Zukunft weitergehen soll. Aber selbst in seinem Exil wird er von Verbrechen verfolgt, als der Pastor der Gemeinde bei einem Brand ums Leben kommt. Zunächst geht die Polizei von einem Unfall aus. Doch dann stellt sie fest, dass der Verstorbene im großen Stil Kinderpornografie hortete. Könnte vielleicht eines der Opfer sich rächen wollen? Schnell fällt dabei der Verdacht auf Daniel Weinert (Florian Lukas), mit dem sich Falke angefreundet und hatte. Und auch sonst hat der Polizist seine Schwierigkeiten, bei dem Fall einen kühlen Kopf zu bewahren …

Krimi mit emotionalem Thema

Beim Tatort scheut man sich nicht davor, zwischendurch brisante Themen auszupacken und das Publikum mit hässlichen Stoffen zu konfrontieren, die andere gern unter den Teppich kehren. Da war beispielsweise Unter Feuer kürzlich, bei dem finstere Machenschaften der Polizei enthüllt wurden. Borowski und das ewige Meer nahm sich des Klimaschutzes an. Zuletzt ging es in Siebte Etage um Sexarbeit. Die Absicht dahinter ist oft gut, wenn auf Missstände aufmerksam gemacht werden soll. Das Ergebnis ist jedoch meist weniger überzeugend, da man sich irgendwie verrennt oder besonders plump anstellt. Und leider gilt das auch für Schweigen, den 1282. Film des ARD-Dauerbrenners, das sich ein ganz besonders schwieriges Thema vorgenommen hat: Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche.

Ein bisschen unheilvoll geht es schon los, die ersten Szenen lassen einen Übles ahnen. Dabei wird auch gleich Kommissar Falke eingeführt, der diesmal ganz nah dran am Geschehen ist. Meistens sind solche persönlichen Verwicklungen der ermittelnden Protagonisten und Protagonistinnen ärgerlich und Ausdruck billiger Drehbucharbeit. Bei Tatort: Schweigen ist das ein wenig besser gelöst. Zumindest nimmt man dem Kommissar ab, dass er nach dem Schicksalsschlag eine Auszeit brauchte. Der neue Film knüpft da direkt an den Vorgänger Was bleibt an, der mit dem Tod der Kollegin endete. Viel gebracht hat das Exil aber nicht, zumindest fällt der Polizist durch gelegentliche Unbeherrschtheit auf. Überhaupt sind diesmal viele Emotionen angesagt – logisch, das Thema lässt einen nicht kalt.

Nicht viel zu sagen

Manchmal hinterlässt das Eindruck. Neben Möhring ist vor allem Lukas gefordert, der als ehemaliges Missbrauchsopfer eines zu verdrängen hat. Andere Passagen sind aber eher öde und verlassen sich darauf, dass die Musik und das Setting für Stimmung sorgen. Der Schauplatz ist dann auch stimmungsvoll geworden. Natürlich kann man es dabei nicht mit Der Name der Rose aufnehmen, dem bekanntesten Klosterkrimi, der mit den umfangreichen Anlagen Genregeschichte geschrieben hat. Nett ist es aber schon, wenn wir uns in der Kirche aufhalten oder der Bibliothek, dort nach Spuren gesucht und im Dreck gewühlt wird. Das trägt aber nicht die ganze Zeit, weshalb sich Tatort: Schweigen zwischendurch auch immer mal wieder zieht.

Vor allem hat der Film irgendwie nichts zu dem ganzen Thema zu sagen, zumindest nichts, was über Banalitäten hinausgeht. Über die Täter erfährt man praktisch nichts. Die Vertuschungsversuche werden kaum angesprochen. Die Auseinandersetzung mit der Religion als solchen wird gleich wieder abgewürgt. Selbst bei den Opfern ist nicht viel Inhalt zu holen. Übrig bleiben nur die Wut und die Hilflosigkeit, welche sich zuweilen gewaltsam den Weg an die Oberfläche suchen. Von der kann man sich anstecken lassen, zumal nach wie vor vieles nicht ausgearbeitet wird und Verantwortliche nichts gewusst haben wollen. Tatort: Schweigen schafft es aber nicht, aus dem Ganzen eine interessante Geschichte zu machen. Da begnügte man sich am Ende mit zu wenig, weshalb trotz der abscheulichen Vorgänge wenig in Erinnerung bleibt. Nächste Woche geht es mit Stille Nacht weiter.

Credits

OT: „Tatort: Schweigen“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Lars Kraume
Drehbuch: Stefan Dähnert
Musik: Christoph Kaiser, Julian Maas
Kamera: Anne Bolick
Besetzung: Wotan Wilke Möhring, Florian Lukas, Lena Lauzemis, Sebastian Blomberg, Falilou Seck, Julia Jendroßek, Sebastian Klein, Hannes Hellmann

Bilder

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Tatort: Schweigen
fazit
„Tatort: Schweigen“ nimmt sich des immer noch schwierigen Themas Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche an, wenn ein Pastor in Flammen aufgeht. Der Film selbst kann einen jedoch eher kalt lassen. Da sind zwar einige emotionale Momente dabei, der Film hat aber erschreckend wenig zu all dem zu sagen.
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