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© Radio Bremen/Claudia Konerding

Tatort: Stille Nacht

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„Tatort: Stille Nacht“ // Deutschland-Start: 8. Dezember 2024 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hatte Familie Wilkens nur ganz gemütlich Weihnachten feiern wollen, inklusive einer ausgiebigen Karaokeparty. Dafür fehlen ihnen am nächsten Morgen die Worte, als das Familienoberhaupt, Kapitän Hendrik Wilkens (Matthias Freihof), erschossen im Keller gefunden wird. Sein Mann Bjarne (Rainer Sellien) ist ebenso ratlos wie die beiden Kinder Fabienne (Pia Barucki) und Marco (Robert Höller) sowie Schwiegertochter Nahid (Rana Farahani). Auch der Matrose Andy Malinao (Jernih Agapito), der vorübergehend bei ihnen wohnt, will nichts mitbekommen haben. Offensichtlich war jemand eingebrochen, wie es in der letzten Zeit in der Gegend häufiger vorgekommen ist, und wurde dabei überrascht. Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram), die gerade Feiertagsdienst haben, übernehmen den Fall und untersuchen in die unterschiedlichsten Richtungen. Denn eines ist klar: In dem Haus ging mehr vor sich, als die verschiedenen Familienmitglieder verraten wollen …

Mörderisches Weihnachtsfest

So richtig toll war die Herbstsaison vom Tatort ja bislang nicht. Dann und wann war ein Teil ganz ordentlich. Unter Feuer etwa fängt mit einer tödlichen Verkehrskontrolle an, bevor es tief hinein in den Sumpf ging. Auch der melancholisch-versponnene Abschied in Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n stach positiv hervor. Die meisten Filme waren aber recht durchschnittlich, darunter Schweigen von vergangener Woche, bei dem es um das kontroverse Thema Missbrauch in der Kirche ging. Bei Stille Nacht, dem 1283. Teil der ARD-Krimireihe, werden gesellschaftliche Themen weitestgehend umschifft. Dafür geht es weihnachtlich zu, wenn ausgerechnet während des Fests der Liebe ein wenig liebevoller Mord im Keller eines Familienhauses geschieht.

Der Ablauf der Geschichte folgt dabei bewährten Spuren: Tatort: Stille Nacht beginnt mit dem Fund der Leiche, danach wird anderthalb Stunden lang nach Antworten gesucht. Im Grunde kommen alle im Haus als Tatperson in Frage, die Polizei und das Publikum müssen unter den diversen Verdächtigen die richtige Figur herauspicken. Ein klassischer Whodunit eben. Anfangs wird zwar noch so getan, als könnte es eine außenstehende Person gewesen sein und der Mord die Folge eines Einbruchs war. Erfahrene Zuschauer und Zuschauerinnen wissen aber, dass das nicht der Fall gewesen ist, sonst gäbe es schließlich keinen Krimi. Nach und nach werden verschiedene Hypothesen durchgegangen und wieder verworfen, bis es am Ende doch ganz anders war. Die Auflösung ist dann auch wirklich überraschend, hat aber den Makel, dass sie nicht sonderlich viel Sinn ergibt. Darüber nachdenken darf man also nicht.

Ordentlich, aber oberflächlich

Insgesamt bleibt hier vieles an der Oberfläche. So bleiben sämtliche Familienmitglieder blass, auch wenn das zum Teil durch das Ensemble überspielt wird. Das grundsätzlich spannende Thema, wie es um Frauen in der Marine bestellt ist, wird nicht weiter verfolgt. Zwischendurch sieht es kurz danach aus, als könnte Rassismus eine Rolle spielen. Das wird aber sofort wieder fallengelassen, der Besuch in einer Kneipe ist auch schnell vorbei. Natürlich muss ein Krimi keine gesellschaftliche Relevanz haben, zumal diverse Teile der Reihe sich daran kräftig verhoben haben. Ein bisschen frustrierend ist Tatort: Stille Nacht aber schon, wenn da ein bisschen viel zusammengeworfen wird, ohne dass es irgendwohin führen würde.

Dennoch ist das Ergebnis ganz ordentlich, besser als die meisten anderen Filme aus der Reihe zuletzt. Gelungen ist beispielsweise, dass nahezu die gesamte Geschichte in dem Haus spielt, was dem Krimi eine Kammerspielanmutung gibt. Außerdem ist Tatort: Stille Nacht ein Teil, der stärker zu Herzen geht, wenn es im weiteren Verlauf sehr dramatisch zugeht. Je mehr Zeit wir mit der Familie verbringen, umso mehr Wunden kommen an die Oberfläche, mehr Geheimnisse, mehr Schmerz. Aber auch ein Zusammenhalt, der schon ein wenig das weihnachtliche Bedürfnis befriedigt, ohne sich dabei dem Kitsch hinzugeben. So wie das gemeinsame Grölen von Whams! Last Christmas, das gleichzeitig eine Zumutung und doch rührend ist.

Credits

OT: „Tatort: Stille Nacht“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Sebastian Ko
Drehbuch: Kim Zimmermann, Daniela Baumgärtl
Musik: Jessica de Rooij, Hendrik Nölle
Kamera: Christoph Krauss
Besetzung: Jasna Fritzi Bauer, Luise Wolfram, Rainer Sellien, Matthias Freihof, Pia Barucki, Robert Höller, Jernih Agapito, Rana Farahani

Bilder

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Tatort: Stille Nacht
fazit
„Tatort: Stille Nacht“ beginnt mit einem feuchtfröhlichen Karaokeabend, bevor am nächsten Morgen ein mörderischer Fund ansteht, an dem eine Familie zu zerbrechen droht. Das Ergebnis ist schon immer wieder spannend, wird später auch emotional. Die Auflösung ergibt aber nicht wirklich viel Sinn, manches in dem Film hätte zudem mehr vertieft werden können.
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