Als die Klimaforscher Jack Hall (Dennis Quaid), Jason Evans (Dash Mihok) und Frank Harris (Jay O. Sanders) bei einer Antarktis-Expedition fast ums Leben kommen, sammeln sie ebenso wertvolle wie beunruhigende Erkenntnisse. Für sie steht fest, dass aufgrund des Klimawandels die Polarkappen schmelzen und eine Kettenreaktion auslösen werden. Doch bei ihrer Warnung auf der UNO-Klimakonferenz will ihnen niemand zuhören, die geforderten Maßnahmen seien zu teuer. Doch Hall soll recht behalten, kurze Zeit später kommt es zu einer Reihe von weltweiten Katastrophen, darunter Hagelschauer, Tornados und Flutwellen. Vor allem aber die gewaltige Kältewelle wird zu einer großen Herausforderung, die Millionen Menschen das Leben kosten wird. Während in den USA große Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet werden, macht sich Jack auf den Weg nach New York, um seinen Sohn Sam (Jake Gyllenhaal) zu retten, der dort feststeckt …
Bombastkino mit etwa Politikkritik
Dass der Klimawandel real ist, wird zwar inzwischen nur noch von Hardcore-Realitätsverweigerern bezweifelt. Das heißt aber nicht unbedingt, dass deswegen wirklich dagegen vorgegangen wird. Zu oft lautet die Antwort, bei Politik wie bei den einfachen Bürgern und Bürgerinnen: Klimaschutz ist wichtig, darf aber nichts kosten oder wehtun. Insofern ist es schon irgendwie bemerkenswert, wenn früh in The Day After Tomorrow genau diese Argumente angeführt werden und der Vize-Präsident sagt, die arme US-Wirtschaft könnte sich keine Maßnahmen leisten. Bei einem Film von 2004 wohlgemerkt. Diese Figur ist dann auch so etwas wie der Gegenspieler in dem Film und entspricht dem Klischee des rein auf Profit ausgerichteten Politikers, der die Wissenschaft ignoriert, wenn sie unangenehme Nachrichten hat, und lieber so tut, als wäre das alles Spinnerei.
Gewissermaßen ist The Day After Tomorrow also eine Anklage an die Politik und die Menschen, die meinen, die Erde zerstören zu können, ohne irgendwelche Folgen befürchten zu müssen, verbunden mit dem Plädoyer auf mehr Achtsamkeit. Nur handelt es sich hierbei um einen Film von Roland Emmerich, der mit Werken wie Independence Day und Godzilla seiner Vorliebe fürs Bombastkino nachging. Intelligente Unterhaltung ist weniger das Anliegen des deutschen Regisseurs, der früh seine Heimat hinter sich ließ, um in Hollywood groß aufzutrumpfen. Das bedeutet dann auch, dass man hier genau das bekommt, was man von einem seiner Werke realistisch erwarten kann. An Schauwerten mangelt es nicht, wenn gigantische Fluten alles unter sich begraben oder die Welt auf einmal zu einem Kühlschrank wird. Wo frühere Katastrophenfilme sich normalerweise auf ein Unglück beschränkten und zeigten, wie einzelne dieser zu entkommen versuchten, wurde hier alles auf die Leinwand geworfen, was der Computer hergab. Und das war eine Menge.
Unterhaltsam und etwas zäh
Das Drehbuch konnte bei dieser Materialschlacht nicht mithalten. Emmerich, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, wusste noch nichts mit den Figuren anzufangen. Die Charakterisierungen sind lausig, die Dialoge schmerzhaft. Das Ensemble ist zwar prominent, kann aber mit dem dürftigen Material wenig anfangen. Am ehesten sticht noch Dennis Quaid hervor, auch wenn die Besetzung aus heutiger Sicht fast schon komisch ist. Ausgerechnet der erklärte Trump-Fan macht sich dafür stark, mehr für den Klimaschutz zu tun und die Wirtschaft unterzuordnen? Zumal in The Day After Tomorrow die US-Amerikaner alle nach Mexiko auswandern, nachdem ihre Heimat unbewohnbar geworden ist. Das darf man als satirische Spitze begreifen. Diese geht jedoch im Getöse und dem größenwahnsinnigen Unsinn unter, wenn bei der Katastrophe der Verstand als erstes draufgehen muss.
Wer sein Gehirn vorab ganz ausschalten kann und gar nicht erst hinterfragt, was da vor einem zu sehen ist, kann schon Spaß haben. Da sind immer mal wieder spannende Szenen dabei. Die Optik ist zwanzig Jahre später zwar nicht mehr auf der Höhe der Zeit, aber immer noch gut genug, vor allem die diversen Settings machen einiges her. Andererseits ist The Day After Tomorrow ziemlich lang geworden, was sich auch bemerkbar macht. Vor allem in der zweiten Hälfte, wenn das Spektakel zugunsten kleinerer Szenen zurückgefahren wird, zieht sich das immer mal wieder. Anschauen kann man sich das noch immer. Im Vergleich zu anderen Katastrophen-Klassikern wie Die Höllenfahrt der Poseidon oder Flammendes Inferno ist der Film aber trotz des Großaufgebots weniger spannend.
OT: „The Day After Tomorrow“
Land: USA
Jahr: 2004
Regie: Roland Emmerich
Drehbuch: Roland Emmerich, Jeffrey Nachmanoff
Vorlage: Art Bell, Whitley Strieber
Musik: Harald Kloser
Kamera: Ueli Steiger
Besetzung: Dennis Quaid, Jake Gyllenhaal, Ian Holm, Emmy Rossum, Sela Ward, Dash Mihok, Jay O. Sanders
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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BAFTA | 2005 | Beste Spezialeffekte | Karen E. Goulekas, Neil Corbould, Greg Strause, Remo Balcells | Sieg |
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