Bislang führte der Hobbit Bilbo ein sehr beschauliches Leben, hauste zurückgezogen in seiner Höhle. Das ändert sich eines Tages, als plötzlich der Zauberer Gandalf vor ihm steht, 13 Zwerge im Schlapptau, und ihm ein großes Abenteuer anbietet. Gemeinsam sollen sie einen wertvollen Schatz bergen, Bilbo kommt dabei die Rolle des Meisterdiebs zu. Das klingt eigentlich gar nicht so schlecht, wäre da nicht ein kleiner Haken: der große Drache Smaug. Der ist es nämlich, der die ganzen Reichtümer von anderen zusammengeklaubt hat, darunter auch von den Zwergen. Trotz der brenzligen Aussichten lässt sich der Hobbit auf dieses Wagnis ein, gemeinsam begibt sich die Truppe auf die Reise zu dem fernen Hort. Dabei müssen sie nicht lange warten, bis es zu gefährlichen Situationen kommt. Schon auf dem Weg steht die eine oder andere Begegnung an, die ihre letzte zu werden droht …
Umstrittene TV-Adaption des Klassikers
Lange Zeit galten die Bücher von J. R. R. Tolkien als unverfilmbar. Zu aufwendig wäre es, die von dem Engländer entworfenen Geschichten umzusetzen, zu umfangreich waren die Werke. Das bedeutete aber nicht, dass man es nicht versuchen kann. Eine erste große Welle gab es Ende der 1970er, als innerhalb kurzer Zeit gleich drei Animationsfilme produziert wurden, die das Publikum nach Mittelerde mitnahmen. Diese hatten zumindest den Vorteil, dass sie die fantastischen Landschaften und Wesen kostengünstiger zum Leben erwecken konnten, als es Live-Action-Varianten gekonnt hätten. Dennoch ist das Trio umstritten, war es damals schon, ist es bis heute. Und das gilt dann auch für The Hobbit von 1977, den ersten der drei Filme. Dieser wurde seinerzeit für das US-amerikanische Fernsehen produziert und ist bis heute nicht auf Deutsch erhältlich.
Animationsfans sollten dennoch einen Blick darauf werfen, zumindest solche mit einem historischen Interesse. Das wird allein schon durch die großen Namen gerechtfertigt. Nicht nur, dass Arthur Rankin Jr. und Jules Bass Regie geführt haben, zwei Urgesteine der Animationsgeschichte. Umgesetzt wurde die Geschichte zudem durch das japanische Studio Topcraft, aus dem das spätere Studio Ghibli hervorgegangen ist, das Anime-Premium-Studio also. Die Zusammenarbeit der beiden Regisseure und des Studios kennt man auch von Das letzte Einhorn, das fünf Jahre später erschien. The Hobbit ist visuell grundsätzlich dann auch gelungen. Natürlich darf man keine Kinoqualität von der TV-Produktion erwarten. Manche Designs sind auch etwas gewöhnungsbedürftig, allen voran das von Gollum, das fast schon legendär grotesk ist. Aber es ist sehr stimmungsvoll, was man hier zusammengebaut hat.
Märchen mit abruptem Ende
Ein Teil der Atmosphäre wird durch die Lieder bestimmt. Tatsächlich wird hier so oft gesungen, dass man den Film auch als Musical bezeichnen könnte. Auch das wird manchen nicht gefallen. Aber es passt doch zu dem verspielteren Ton, den der Film anschlägt. Anders als die späteren Adaptionen von Peter Jackson, die mit Bombast und düsteren Settings die Fans seiner Herr der Ringe Trilogie ansprechen wollten, orientiert man sich hier stärker an Tolkiens Original, das nun einmal für Kinder gedacht war. Das heißt nicht, dass es hier keine gefährlichen Situationen gibt. Da sind Trolle und Spinnen, später natürlich auch der Drache. Ein reiner Kinderfilm ist The Hobbit nicht. Aber es hat doch etwas stärker Märchenhaftes, die folkloristischen Elemente haben ihren Anteil daran. Im Vergleich zum schrecklich generischen Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim hatte man hier eine Persönlichkeit.
Ein Problem ist jedoch die Länge. War Jacksons Version viel zu überdimensioniert für das Buch, ist hier die Zeit zu wenig. Das nimmt dann zwar nicht die Ausmaße von dem 1978 veröffentlichten Animationsfilm Der Herr der Ringe an, das sich völlig an der Aufgabe verhob, die umfangreiche Vorlage in Filmform zu packen. Die Erzählung klappt hier prinzipiell schon. Da sind immer wieder gute Szenen dabei, etwa die mit Gollum oder auch Smaug. Völlig missglückt ist aber das Ende, wenn es um die große Schlacht geht. Das wird so überhastet erzählt, dass man praktisch gar nichts mehr versteht. Die Schlacht selbst wird auch nicht gezeigt. Nun muss man aus diesem Abschnitt keinen ganzen Film machen, wie es Tolkien getan hat. In der Form geht das aber auch nicht, da hätte man lieber gleich nach dem Drachen Schluss machen sollen. Trotz dieser Fehler ist The Hobbit eine Adaption, die ihren Reiz hat und die es verdient hätte, hierzulande mal veröffentlicht zu werden.
OT: „The Hobbit“
Land: USA
Jahr: 1977
Regie: Arthur Rankin Jr., Jules Bass
Drehbuch: Romeo Muller
Vorlage: J. R. R. Tolkien
Musik: Maury Laws
Animation: Topcraft
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)