Die Cousinen Fanny Logan (Emily Beecham) und Linda Radlett (Lily James) wachsen in den 1920ern in England auf, jeweils in wohlhabenden, wenngleich etwas schwierigen Verhältnissen. Obwohl die beiden sehr unterschiedlich sind, verstehen sie sich sehr gut. Tatsächlich haben sie ein sehr enges Verhältnis und versuchen gemeinsam durchs Leben zu kommen. Linda sucht dabei nach der großen Liebe, hofft bei jeder neuen Entdeckung den Mann gefunden zu haben, mit dem sie glücklich sein kann. Fanny kann damit nicht wirklich viel anfangen, sie ist beherrscht und zurückhaltend, blickt mit kühlem Kopf auf ihre heißblütige Verwandte. Und doch finden sie über die Jahre immer wieder zusammen, während sich drumherum die Welt verändert …
Regiedebüt und Klassikeradaption
Eigentlich kennt man Emily Mortimer ja als Schauspielerin, in mehreren Dutzend Filmen und Serien hat sie mitgewirkt. So hatte sie eine der Hauptrollen in der gefeierten Dramaserie The Newsroom, auf der Filmseite war sie unter anderem in dem Abenteuer Hugo Cabret und der Klassikerfortsetzung Mary Poppins’ Rückkehr zu sehen. Wie so viele andere aus ihrem Metier hatte die Engländerin dabei aber auch weitergehende Ambitionen, wollte eigene Geschichten erzählen. Nachdem sie 2014 mit Dolly Wells die erfolgreiche Sitcom Doll & Em geschaffen hatte, gab sie 2021 mit einer weiteren Serie ihr Regiedebüt. Tatsächlich ist das auch von ihr geschriebene The Pursuit of Love – Englische Liebschaften bis heute ihre einzige Regiearbeit. Anders als bei der vorangegangenen TV-Produktion blieb sie dabei im Hintergrund, übernahm nur eine kleinere Nebenrolle.
Die Geschichte selbst war dabei nicht ihre Erfindung. Vielmehr handelt es sich um eine Adaption des gleichnamigen Romans von Nancy Mitford, der bereits 1945 veröffentlicht und später zweimal adaptiert wurde, jeweils als Serie. Ob es unbedingt eine weitere Version gebraucht hätte, darüber lässt sich natürlich streiten. Neue Facetten gewinnt Mortimer dem Roman kaum ab. Aber das bedeutet ja nicht, dass das Ergebnis nicht sehenswert ist. So macht The Pursuit of Love – Englische Liebschaften gerade am Anfang viel Spaß, wenn die Serie damit beschäftigt ist, sich über die verschiedenen Leute lustig zu machen. Da ist beispielsweise Lindas Vater Matthew Radlett (Dominic West), Lord Alconleigh, der groteske Ansichten zu Frauen vertritt und seiner Verachtung für Kinder Ausdruck verleiht. Ein weiterer Adliger, Lord Merlin (Andrew Scott), fällt durch exzentrische Hobbys auf. An solchen Stellen scheint die Serie eine Satire auf die entrückten Adligen bzw. die Oberschicht allgemein zu sein.
Unterhaltsam, ohne viel Tiefgang
An anderen Stellen ist man dafür um Ernst bemüht. The Pursuit of Love – Englische Liebschaften wird schon auch nachdenklich, wenn es um Geschlechterrollen geht oder auch die Unterschiede zwischen arm und reich. Allerdings verfolgt Mortimer diese Themen nicht so wirklich, geht nie so weit in die Tiefe, dass man von einer wirklichen Auseinandersetzung sprechen könnte. Gleiches gilt für die Figuren, die immer an der Oberfläche bleiben. Selbst bei den beiden Protagonistinnen hat die Serie gar nicht wirklich viel zu sagen, begnügt sich damit, die zwei jungen Frauen durch den starken Kontrast charakterisieren zu wollen. Das ist insofern etwas schade, weil es ja eigentlich um das Porträt zweier Menschen geht und wie diese sich im Lauf der Jahre weiterentwickeln.
Wer seine Ansprüche in der Hinsicht etwas herunterschraubt, findet bei der britischen Serie aber schon einiges, wofür es sich einzuschalten lohnt. Beispielsweise trumpft The Pursuit of Love – Englische Liebschaften mit tollen schauspielerischen Leistungen auf, es hat einen hohen Unterhaltungswert, dem Ensemble bei der Sinnsuche zuzusehen. Aber auch die Ausstattung gibt immer wieder Gründe, bei dieser Zeitreise anwesend zu sein. Die BBC-Produktion mag nicht mit anderen großen Sittengemälden mithalten können, hat aber genügend für die Augen zu bieten. Insgesamt ist das Debüt Mortimers daher schon sehenswert geworden und lässt einen darauf hoffen, dass die Britin vielleicht noch häufiger dieser zweiten Berufung folgt.
OT: „The Pursuit of Love“
Land: UK
Jahr: 2021
Regie: Emily Mortimer
Drehbuch: Emily Mortimer
Vorlage: Nancy Mitford
Musik: Clint Mansell
Kamera: Zac Nicholson
Besetzung: Emily Beecham, Lily James, Dominic West, Dolly Wells, Beattie Edmondson, Annabel Mullion, Emily Mortimer, John Heffernan, Andrew Scott, Freddie Fox
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