Für Bam bricht eine Welt zusammen, als Rachel fortgeht und ihn zurücklässt. Schließlich war sie immer der einzige Mensch, den er kannte. Zuverlässig hatte sie sich um ihn gekümmert, war für ihn da. Jetzt soll das aber vorbei sein, sie ist fest entschlossen, den mysteriösen Turm zu erklimmen, um den sich viele Legenden ranken und der von vielen in Angriff genommen wird. Ob sie zurückkommt, weiß sie nicht, weshalb Rachel ihrem Freund sagt, er solle sie vergessen. Für ihn kommt das jedoch überhaupt nicht in Frage. Vielmehr geht er ihr nach und ehe er es sich versieht, ist er selbst in dem Turm gelandet. Dort muss er nun viele Prüfungen bestehen und Gefahren meistern, um zu beweisen, dass er des Turms würdig ist. Während er auf diese Weise die unterschiedlichsten Leute kennenlernt, gelten seine Gedanken aber nach wie vor Rachel, die er beim Kampf an die Spitze wiederzusehen erhofft …
Adaption eines Manhwas
Die südkoreanische Popkultur hat in den letzten Jahren weltweit für Furore gesorgt. Filme wie Parasite fanden viel Anerkennung, die Netflix-Serie Squid Game war ein einzigartiges Phänomen, auch musikalisch hat das fernöstliche Land einen internationalen Siegeszug hinter. Weniger durchsetzungsstark ist die heimische Comic-Industrie, hierzulande sind bislang nur wenige erschienen. Das gilt auch für Tower of God von S.I.U., das 2010 als Webtoon begonnen hat, recht bald aber auch in Papierform veröffentlicht wurde. Nur eben nicht in Deutschland. Dafür hat die Geschichte um einen mysteriösen Turm anderweitig ihr Publikum gefunden, da Crunchyroll eine Anime-Adaption beauftragte. Erst über den Umweg über Japan schaffte es das südkoreanische Werk also zu uns.
Dabei ist das Szenario eigentlich ganz interessant. Klar, es mangelt im Bereich Anime nun wirklich nicht an Fantasyabenteuern, da erscheinen ständig neue Titel. Der Tradition nach verschlägt es die Helden und Heldinnen dabei in finstere Verliese, wo sie gegen mächtige Monster antreten müssen. Solo Leveling -ReAwakening- etwa, um ein aktuelles Beispiel zu nennen. Bei Tower of God geht es hingegen hoch hinaus, wenn die Figuren an die Spitze eines rätselhaften Turms wollen. Vor allem aber sind die Gefahren hier anders. Anstatt gegen wilde Bestien anzutreten, müssen Bam und die anderen irgendwelche Prüfungen ablegen. Anfangs sieht das noch nach einem klassischen Battle Royal aus, bei dem sich alle Teilnehmenden gegenseitig ausschalten müssen. Später relativiert sich das aber etwas. Zwar bleibt der Konkurrenzdruck hoch, es geht aber nicht allein um das Kämpfen.
Vielversprechend mit Anlaufschwierigkeiten
Das wird eventuell ein Publikum enttäuschen, das sich primär auf irgendwelche Actionduelle eingestellt hat. Anstatt direkter Konfrontation sind Tricks und Kniffe angesagt. Hinzu kommt viel Drama, gelegentlich Humor und vor allem viele Fragen. So wird nicht nur die Natur des Turms nicht erklärt. Auch im Hinblick auf die Vorgeschichte der Figuren, die nach und nach durch Flashbacks offenbart wird, ist einiges unklar. Das wird sich im Lauf der 13 Folgen der ersten Staffel auch nur bedingt ändern, das Ende ist vielmehr ein Anfang. Ein bisschen frustrierend ist Tower of God dadurch schon, da zwar ständig etwas geschieht, man aber nicht den Eindruck hat, als würde da wirklich etwas vorankommen. Zumal einiges an der Geschichte wirr ist und es an klar erkennbaren Zusammenhängen mangelt. Dafür gibt es zum Ende hin noch einmal eine Wendung, die es wirklich in sich hat.
Gründe zum Dranbleiben gibt es also einige. Dazu gehört auch die Optik. Das Studio Telecom Animation Film (Lupin Zero, The Seven Deadly Sins: Four Knights of the Apocalypse) hat bei der Umsetzung ordentliche Arbeit geleistet. Vor allem einige eigenwillige Designs bleiben in Erinnerung, wenn sich zu den Menschen noch diverse andere Wesen gesellen. Auch wenn Tower of God ein etwas eigenartiger Gemischtwarenladen ist, aus dem man noch nicht ganz schlau wird, was das Ziel ist, ist der Auftakt doch interessant genug, um eines der besseren Fantasyabenteuer der letzten Zeit zu sein. Größere Erwartungen an die Figuren darf man jedoch nicht haben, die meisten sind wie so oft ziemlich langweilig und austauschbar geworden.
OT: „Kami no tô“
Land: Japan
Jahr: 2020
Regie: Takashi Sano
Drehbuch: Erika Yoshida
Vorlage: S.I.U.
Musik: Kevin Penkin
Animation: Telecom Animation Film
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