John Robie (Cary Grant) ist ein Juwelendieb, doch seine Tage als Verbrecher liegen schon lange hinter ihm. Die Idylle seines kleinen Hauses an der französischen Riviera wird jedoch empfindlich gestört, als ein Nachahmungstäter bei den reichen Hotelgästen am Meer auf Beutezug geht und man natürlich Robie verdächtigt. Neben der Polizei sind auch seine ehemaligen Partner auf der Suche nach ihm, sodass John beschließt, selbst auf die Suche nach dem Dieb zu gehen. Hierbei erhält er die Hilfe von Hughson (John Williams), eines Versicherungsagenten, dessen Firma aufgrund der Diebstähle enorme Verluste hinnehmen muss. Getarnt als US-amerikanischer Tourist taucht Robie unter den reichen Hotelgästen der Riviera unter und macht dort Bekanntschaft mit Francie Stevens (Grace Kelly), einer vermögenden Millionärstochter, die allerdings schon nach kurzer Zeit seine Tarnung durchschaut. Das ist aber noch die geringste Sorge für Robie, denn die Raubzüge des Juwelendiebes gehen weiter. Als die Schlinge um seinen Hals immer enger wird, entschließt sich Robie dazu, dem Dieb eine Falle zu stellen.
Eine schöne Aussicht und gutes Essen
Alfred Hitchcock hat es gehasst, außerhalb eines Filmstudios zu drehen, weil er Umstände, wie beispielsweise das Licht oder das Wetter, nicht beeinflussen konnte. Von daher wundert es nicht, dass er für Das Fenster zum Hof einen ganzen Hinterhof in einem Studio nachbauen ließ. Die Verfilmung von David Dodges Romans Über den Dächern von Nizza bildet jedoch eine für den Regisseur angenehme Ausnahme, da die Dreharbeiten natürlich an der französischen Riviera stattfinden mussten und er so genügend Zeit hatte, die örtliche Küche zu und die Weine zu genießen. Vielleicht kommt es daher, dass Über den Dächern von Nizza im Vergleich zu seinen anderen Filmen viel leichtfüßiger und gefälliger daherkommt und die Geschichte rund um Täuschung und Verführung durchaus interessante Momente hat und wie ein Vorgeschmack auf Werke wie Der unsichtbare Dritte wirkt.
Der Film beginnt mit einem Bild eines Schaufenster eines Reisebüros, in dem eine kleine Auslage den Betrachter mit den Vorzügen der französischen Riviera bekannt macht. Blauer Himmel, goldgelbe Strände und dabei ein Hauch des Lebens der Schönen und Reichen, wie man es unter anderem von der Berichterstattung zu den alljährlichen Filmfestspielen in Cannes her kennt. Diese sehr touristisch anmutende Perspektive übernimmt nun Über den Dächern von Nizza, was nur konsequent ist, bedenkt man, dass die Hauptakteure eben keine Einheimischen sind (auch wenn sich Robie sehr gut eingelebt hat). Wie bei den schon erwähnten Filmfestspielen geht es um das berühmte „Gesehen werden“, die schöne und natürlich mit reichlich Gold und Juwelen besetzte Oberfläche, welche zur jeder Gelegenheit gezeigt wird.
Hitchcocks Film zeigt die französische Küste als eine Art Spielwiese der Reichen, die sich in den Casinos, Nachtclubs und Hotels austoben. Einzig die von Grace Kelly gespielte Francie Stevens sucht nach einem Ausweg aus dieser Welt des Scheins, einem Abenteuer, doch ist dies lediglich als Ausgangspunkt für die unvermeidliche Liebesgeschichte zu sehen. Der Auftritt in dem von der oscarnominierten Edith Head entworfenen goldenen Abendkleid bestätigt mehr als deutlich, zu welcher Welt sie gehört und das ihr Status durch ein Abenteuer wie dem mit John Robie keineswegs angegriffen wurde.
Die Unschuld beweisen
Cary Grant als John Robie ist in vielerlei Hinsicht eine interessante Besetzung. Einerseits kann er sich mühelos in die Welt der Reichen einschleichen, andererseits begegnet er dieser mit einer gewissen Verachtung. Er wurde Dieb, weil er sich Dinge nehmen wollte, die er sich aus eigener Kraft nicht leisten konnte, ist seine Verteidigung bei der Frage, warum er überhaupt dieses Leben einschlug. Grant spielt einen Gentleman-Dieb mit ein paar kleinen Kanten, was ihn gewiss interessant macht in Francies Augen. Über den Dächern von Nizza ist auch eine Geschichte darüber, wie ein Mensch seine Vergangenheit ablegen möchte, aber durch einen Verdachtsmoment noch einmal mit dieser konfrontiert wird. Der Held, der zu Unrecht verdächtigt wird und nun seine Unschuld beweisen muss, ist eines der Lieblingsnarrative Hitchcocks und in Über den Dächern von Nizza erzählt er sie auf die vielleicht gefälligste, aber gewiss nicht weniger unterhaltsame Art und Weise.
OT: „To Catch a Thief“
Land: USA
Jahr: 1955
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: John Michael Hayes
Vorlage: David Dodge
Musik: Lyn Murray
Kamera: Robert Burks
Besetzung: Cary Grant, Grace Kelly, Jessie Royce Landis, John Williams, Charles Vanel, Brigitte Auber
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1956 | Beste Kamera (Farbe) | Robert Burks | Sieg |
Bestes Szenenbild (Farbe) | Hal Pereira, J. McMillan Johnson, Sam Comer, Arthur Krams | nominiert | ||
Beste Kostüme (Farbe) | Edith Head | nominiert | ||
Venedig | 1955 | Goldener Löwe | nominiert |
Amazon (DVD „Über den Dächern von Nizza“)
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