Frankreich im 18. Jahrhundert: Marquise de Merteuil (Annette Bening) ist empört, als sie erfährt, dass ihr ehemaliger Geliebter Gercourt (Jeffrey Jones) die 15-jährige Cécile (Fairuza Balk) heiraten soll. Also versucht sie den Schwerenöter Vicomte de Valmont (Colin Firth) zu überreden, die Jugendliche zu entjungfern und damit deren designierten Bräutigam lächerlich zu machen. Der ist jedoch gerade damit beschäftigt, die verheiratete Madame de Tourve (Meg Tilly) zu verführen. Während de Merteuil dies zum Anlass nimmt, eine verhängnisvolle Wette mit Valmont einzugehen, entwickelt Cécile Gefühle für ihren Musiklehrer Danceny (Henry Thomas). Auch darin sieht die verschlagene Adlige Potenzial für ihre kleinen Intrigen. Allerdings muss sie dabei nachhelfen, wenn sie ihren Plan umsetzen und Gercourt treffen will …
Adaption eines Skandalromans
Sonderlich umfangreich war das Schaffen des französischen Autors Pierre Choderlos de Laclos ja nicht. Neben einer Handvoll an Sachbüchern gab es ein Theaterstück und einen Gedichtband. Und eben einen Roman. Doch der hatte es in sich: Der 1782 veröffentlichte Briefroman Les Liaisons dangereuses über zwei unmoralische Adlige, die sich skrupellos in das Leben anderer einmischen und zum Teil zerstören, war ein großer Skandal. Aber eben auch sehr beliebt, nicht nur bei einem lesenden Publikum, sondern auch bei anderen Künstlern und Künstlerinnen. Immer wieder wurde das Buch adaptiert, sei es als Theaterstück, Ballett, Oper, Film oder Serie. Die bekanntesten filmischen Versionen sind dabei sicherlich das preisgekrönte Gefährliche Liebschaften von 1988 sowie das 1999 veröffentlichte Eiskalte Engel, welches die Geschichte in die Gegenwart verlegte und aus dem Adel intrigante Jugendliche machte.
Zwischen diesen beiden lag Valmont (1989), welches nie die Popularität der beiden anderen Adaptionen erlangte und heute eher in Vergessenheit geraten ist. Dabei hat das Drama eine Reihe großer Namen, mit denen man Werbung machen kann. Da ist nicht nur die Besetzung, mit Colin Firth und Annette Bening engagierte man zwei enorme schauspielerische Talente. Inszeniert wurde das Ganze zudem von Milos Forman, der mit Werken wie Einer flog über das Kuckucksnest (1975) und Amadeus (1984) zu einer Legende geworden war. Allein deshalb schon ist der Film einen Blick wert. Dieser hat auch unbestritten einige Qualitäten, die ihn auszeichnen, selbst wenn er im Vergleich zu den sonstigen Adaptionen vielleicht nur zweite Wahl ist.
Schön anzusehen, aber weniger böse
Zu diesen Qualitäten gehört etwa die Ausstattung. So wurde schon eine ganze Menge Geld in Formans Vision investiert. Mehr als 30 Millionen US-Dollar soll es gekostet haben und damit mehr als das Doppelte von Gefährliche Liebschaften. Lukrativ war das Ergebnis vermutlich nicht, zumal man hiermit wohl eher ein europäisches Publikum ansprach. Schön anzusehen sind die Kulissen und Kostüme aber schon. Schauspielerisch ist das auch gut, sofern man nicht erwartet, hier eine Wiederholung der anderen Filme zu sehen. Valmont geht schon in eine andere Richtung, hat auch inhaltlich einiges umgeschrieben. Einige Punkte sind deutlich weniger tragisch als beim Original. Wo Choderlos de Laclos eine Reihe von Unglücken anhäufte und am Ende praktisch niemand heil herauskommt, da ist man hier gnädiger.
Auch bei den Dialogen gibt es Unterschiede. Die sind hier nicht ganz so geschliffen und bissig, wie es bei dem US-Kollegen der Fall war. Dieser basierte aber ohnehin nicht direkt auf dem Roman, sondern dem Theaterstück von Christopher Hampton, welches naturgemäß der Sprache mehr Raum gab als dem Dekor. Valmont ist deshalb weniger unterhaltsam, ist auch nie ganz so schockierend. Sehenswert ist es aber schon. Zumindest manche Passagen gehen auch zu Herzen, wenn die Menschen an der Liebe zugrunde gehen, an echten wie eingebildeten Gefühlen. Ein Publikum, welches tragische Kostümfilme mag, wird fündig, wenn hier abgründige Menschen Intrigen spinnen und dabei auch unschuldige korrumpiert werden. Die eine oder andere Länge muss man dafür aber in Kauf nehmen.
OT: „Valmont“
Land: Frankreich, USA
Jahr: 1989
Regie: Milos Forman
Drehbuch: Jean-Claude Carrière, Milos Forman
Vorlage: Pierre Choderlos de Laclos
Musik: Christopher Palmer
Kamera: Miroslav Ondrícek
Besetzung: Colin Firth, Annette Bening, Meg Tilly, Fairuza Balk, Siân Phillips, Jeffrey Jones, Henry Thomas, Fabia Drake, Antony Carrick
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1990 | Beste Kostüme | Theodor Pistek | nominiert |
BAFTA | 1992 | Beste Kostüme | Theodor Pistek | nominiert |
César | 1990 | Beste Regie | Milos Forman | nominiert |
Beste Kostüme | Theodor Pistek | Sieg | ||
Bestes Szenenbild | Pierre Guffroy | Sieg | ||
Bestes Poster | nominiert |
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