Das Leben von Marie Theres (Caroline Peters) lief in Wien bisher in geordneten, sehr bürgerlichen Bahnen. Doch zu ihrem 20. Hochzeitstag verkündet Ehemann Tom (Heikko Deutschmann) vor versammelter Freundesrunde plötzlich, dass er sich trennen will. Resi ertränkt ihren Gram in Hochprozentigem und landet so unversehens in der Lesbenbar „Pussycat“. Dort trifft sie auf Stammkundin Fa (Proschat Madani), die ganz ihr Gegenteil zu sein scheint: lässig, ungebunden und mit Spaß dabei. Am nächsten Morgen erwacht Resi mit einem tüchtigen Kater und der Frage: Haben sie und Fa etwa …? Jedenfalls kreuzen sich die Wege der beiden Frauen immer wieder – und die Gefühle lassen nicht auf sich warten …
Liebe in Zeiten der Lebensmitte
Liebeskomödien wird ja häufig der Vorwurf gemacht, zu wenig Substanz zu haben und nur seichte Unterhaltung zu sein. Da treffen die Hauptcharaktere auf witzige, originelle oder bezaubernde Art zum ersten Mal aufeinander und man ahnt bereits: Diese zwei werden zusammenkommen. Für den Spannungsbogen müssen bis dahin noch ein paar äußere oder innerliche Hürden überwinden, doch das Happy End ist sicher und dem affinen Publikum geht es vor allem um den Spaß auf den Weg dahin. What a Feeling funktioniert nach genau demselben Rezept und wenn man auf oscarwürdiger Kameraführung, aufregende Settings oder unvorhersehbare Plottwists aus ist, wird man sicherlich enttäuscht. Doch der Film hat doch Einiges mehr zu bieten als so manche Retortenromanze aus Hollywood.
So ist es ausgesprochen erfrischend, keine Jugendlichen oder gerade so Erwachsenen in den Hauptrollen zu sehen, sondern das, was man gemeinhin Frauen „in der Mitte des Lebens“ nennt. Noch dazu queere Frauen. Die Schauspielerinnen Caroline Peters und Proschad Madani – beide jenseits der 50 – nehmen mit ihren wunderbaren Rollen mit Sicherheit allen den Wind aus den Segeln, die meinen, in diesem Alter wären Frauen weniger begehrenswert, weniger abenteuerlustig, weniger zügellos – oder weniger irgendetwas. Eine authentische Note erhält die warmherzige Love Story auch durch die Tatsache, dass die beiden ihre eigene Biografie mit in die Figuren einbringen konnten: Marie Theres’ kommt wie Caroline Peters aus Deutschland und Fa hat ebenso Wurzeln im Iran wie Proschad Maldini.
Viel Spaß ohne Banalität
What a Feeling erfüllt den Auftrag als Komödie komplett. Wenn es gelegentlich auch etwas in Slapstick abdriftet, sind viele wirklich herzliche Lacher dabei, zum Beispiel wenn Marie Theres auf den Trennungswunsch ihres Mannes mit „Noch jemand Wein?“ reagiert. Doch der Film erschöpft sich nicht in erwartbaren Witzen, sondern liefert gleichermaßen glaubhafte Konflikte und Hintergründe für die Protagonistinnen. Marie Theres muss sich eingestehen, dass sie in ihrem perfekten, spießig-bürgerlichen Leben mit Vorzeigefamilie, oberflächlichen Freundinnen und einem schmierigen Boss vielleicht doch nicht so glücklich ist, wie sie zuvor dachte. Und während Fa bei ihrer Arbeit als Tischlerin und unter Freund:innen selbstbewusst, sorglos und freizügig auftritt, scheut sie sich ihrer Mutter zu sagen, dass sie lesbisch ist, ebenso wie sich auf eine ernsthafte Beziehung einzulassen.
Bei allem Gaudi und gelegentlicher Übertreibung, scheint Regisseurin Kat Rohrer bei ihrer queeren Liebesgeschichte viel an Diversität und Glaubwürdigkeit gelegen zu sein, daran, in den entscheidenden Momenten frei von Klischees zu bleiben. Wenn Fas Familie sich zum Neujahrsfest trifft, wird selbstverständlich nahtlos zwischen Deutsch und Farsi gewechselt und auch die aktuelle Lage im Iran wird nicht ausgespart. Helens Tochter schimpft, dass ihre Eltern ihr eine kaputte Welt hinterlassen. Und Barbesitzerin Bigi radebrecht in schönstem Denglisch daher, während mit den Drag Queens Grazia Patricia, Metamorkid und Ryta Tale ein paar waschechte Lokalgrößen auf der Bühne performen. Abschließend kann man wohl sagen: Das Rezept geht auf. What a Feeling ist eine warmherzige, witzige und zuweilen rührende Love Story mit dem gewissen Extra, welche das Publikum beschwingt und den titelgebenden Song trällernd aus den Kinosälen entlassen wird.
OT: „What a Feeling“
Land: Österreich
Jahr: 2024
Regie: Kat Rohrer
Drehbuch: Kat Rohrer, Malina Nwabuonwor, Wolfgang Widerhofer
Musik: Martin Gellner
Kamera: Michael Schindegger
Besetzung: Caroline Peters, Proschat Madani, Anton Noori, Gohar Nurbachsch, Nicole Ansari-Cox, Allegra Tinnefeld, Heikko Deutschmann, Rafael Haider, Barbara Spitz, Petra Morzé, Joseph Lorenz, Ines Kratzmueller, Adriane Gradziel
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