Ist ein Videospiel erfolgreich, folgt nicht selten irgendwann eine Fortsetzung. Manche sind dabei dem Original so ähnlich, dass sie verächtlich mit einem Expansion Pack verglichen werden, also nachträglich hinzugefügten Levels. Es gab aber auch immer wieder Beispiele, wie ein Nachfolger eine komplette Neuinterpretation war. Eines der bekanntesten – und berüchtigtsten – Beispiele ist ohne Zweifel Zelda II: The Adventure of Link. Nur wenige Monate, nachdem Nintendo mit The Legend of Zelda eines der langlebigsten und einflussreichsten Franchises der Videospielgeschichte erschaffen hatte, gab es bereits einen zweiten Teil. Zumindest in Japan, im Westen verzögerte sich die Veröffentlichung deutlich. Tatsächlich war das Spiel in der Heimat bereits Monate auf dem Markt, bevor es der erste Teil in die USA schaffte. Das Vertrauen in die Marke war also groß. Umso überraschender ist, wie sehr sich die beiden Spiele unterscheiden.
Umstrittene Fortsetzung
Zunächst die Gemeinsamkeiten: In beiden Fällen handelt es sich um ein Actionadventure. Erneut spielen wir den elfischen Nachwuchshelden Link, der in dem Königreich Hyrule unterwegs ist und dort zahlreiche Gefahren überwinden muss, um die Prinzessin Zelda zu befreien. Das ist dann zwar eine andere Prinzessin, so wurde später gesagt. Aber das ist letztendlich für das Spiel sekundär, so richtig viel Geschichte gibt es hier nicht. Dafür wird in Zelda II: The Adventure of Link wieder ausgiebig gekämpft. Während dies beim Auftakt aber aus der Vogelperspektive geschah, sehen wir den Helden dieses Mal von der Seite. Das hat auch auf die Kämpfe Einfluss. Nicht nur, dass Link jetzt springen kann, was er immer wieder können muss, um an den Feinden vorbeizukommen. Er lernt zudem im weiteren Verlauf, beim Sprung nach oben oder unten zu schlagen, wodurch sich ganz neue Möglichkeiten ergeben.
Aber auch die magischen Fähigkeiten wurden erweitert. Diese können offensiv oder defensiv genutzt werden, etwa indem der Schaden vermindert wird. Andere Zaubersprüche dienen der Erkundung, verwandeln einen beispielsweise in eine Fee oder ermöglichen größere Sprünge, wodurch neue Abschnitte frei werden. Und zu erkunden gibt es viel, sowohl auf der Landkarte, die als Einziges die Vogelperspektive beibehalten hat, wie auch in den neu hinzugekommenen Dörfern. Zelda II: The Adventure of Link erinnert hier an das einige Monate später veröffentlichte Castlevania II: Simon’s Quest, eine weitere experimentelle Fortsetzung eines Hits. Beide Spiele haben dabei auch das Konzept der Erfahrungspunkte eingeführt. Wer gegen Gegner kämpft, sammelt Erfahrungen, die sich später eintauschen lassen, etwa gegen eine größere Schwertkraft. Wo beim ersten Spiel also allein die Geschicklichkeit der Spielenden entschied, kommt hier Durchhaltevermögen hinzu. Wer viel freiwillig kämpft, macht sich das Leben einfacher.
Happig, aber atmosphärisch
Und das ist auch durchaus nötig, da der Schwierigkeitsgrad schon recht happig ist. Tatsächlich haftet dem Spiel der Ruf an, unnötig schwierig bis zu unspielbar zu sein. Ganz so weit muss man bei der Beurteilung nicht gehen. Man braucht aber durchaus eine gewisse Frusttoleranz, um hier heil bis ans Ende zu kommen. Das betrifft die Kämpfe und die Abenteuer in den diversen Verliesen, wo auf Schritt und Tritt der Tod lauert. Aber auch die gelegentlichen recht obskuren Hinweise, wie es weitergeht, können für Ärger sorgen. Beispielsweise erfährt man an einer Stelle von einem Mann, dessen Schreiben man braucht, um über einen Fluss zu kommen. Um diesen zu finden, heißt es jedoch sämtliche Waldfelder auf gut Glück abzulaufen, bis man ihn irgendwann trifft. Auch andere Stellen sind etwas willkürlich. Aber das ist eher die Ausnahme, Zelda II: The Adventure of Link ist da auch nicht wirklich schlimmer als der Vorgänger, bei dem man teilweise ebenfalls viel herumirren musste.
Wer härter im Nehmen ist und Spaß daran hat, an den unmöglichsten Stellen nach neuen Wegen zu suchen, sollte deshalb dem Spiel eine Chance geben, das etwas unfair den späteren Ruf erhalten hat. Die vielfältigen Settings, verbunden mit einem tollen Abenteuergefühl zeichnen den Klassiker bis heute aus. Hier hat man wirklich noch das Gefühl, eine gefährliche Reise einzuschlagen und sich einen Sieg verdient zu haben. Das meiste ist auch noch gut spielbar, selbst wenn die Figur etwas träge reagiert und die eine oder andere Stelle tatsächlich etwas übertrieben schwierig gestaltet ist und heute so nicht mehr akzeptiert würde. Atmosphärisch ist das Game aber gut gealtert, Zelda II: The Adventure of Link hat zudem eine klasse Musik, von der die eine oder andere Melodie bis heute noch im Ohr ist.
OT: „Rinku no Bōken“
Land: Japan
Jahr: 1987
Director: Tadashi Sugiyama, Yasuhisa Yamamura
Producer: Shigeru Miyamoto
Designer: Kazunobu Shimizu
Musik: Akito Nakatsuka
Texte: Takashi Tezuka
Publisher: Nintendo
Entwickler: Nintendo R&D4
Plattformen: Game Boy Advance, NES
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