Mit Weihnachten kann Carla (Paula Kalenberg) herzlich wenig anfangen. Und so ist die Journalistin dann auch ganz froh, als sie von ihrer Chefin Frau Ritter (Jasmin Tabatabai) den Auftrag erhält, an Weihnachten an einer Reportage zu arbeiten. Das Thema passt ihr hingegen gar nicht. Ausgerechnet die berühmte Groschenromanautorin Marlene (Leslie Malton) soll sie interviewen. Nicht nur, dass Carla diese kitschigen Werke zutiefst verabscheut. Marlene ist auch noch ihre Mutter, zu der sie vor Jahren bereits den Kontakt abgebrochen hat. Diese bereitet sich gerade auf eine Lesung vor, bei der sie den letzten Band ihrer erfolgreichen Reihe vorstellen soll. Das Gespräch zwischen Mutter und Tochter verläuft nicht gut, zu groß sind die Unterschiede. Zu groß sind auch die Vorwürfe von Carla gegenüber Marlene, von der sie sich im Stich gelassen fühlte, als sie ihre Karriere begann. Zeit für eine große Aussprache bleibt aber nicht, da sich die junge Reporterin plötzlich in dem besagten letzten Roman wiederfindet und als Alpenbäckerin Lilia gemeinsam mit Greta (Diana Amft) das Bergdorf Glocksberg retten soll …
Eine Welt der Kontraste
Es weihnachtet sehr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Nicht nur, dass die Sender dann die alten Klassiker ausgraben, derer das Publikum offensichtlich nie müde wird. Sie produzieren auch selbst eifrig Titel. Bei Die schönste Bescherung etwa ging es darum, dass ein auseinanderbrechendes Paar noch ein letztes Mal mit den Kindern Weihnachten feiern möchte, wobei es dann drunter und drüber geht. Die Komödie Alle Jahre wieder wiederum handelte von zwei Menschen, die sich zufällig jedes Jahr zu Weihnachten in einem Fernbus begegnen und dabei näherkommen. Und auch bei Zitronenherzen geht es um eine Annäherung, wenn die Protagonistin aus beruflichen Gründen mit ihrer entfremdeten Mutter zu tun hat und über eines ihrer Bücher unerwartet Zugang zu ihr findet.
Bis es so weit ist, dauert es aber eine Weile. Zunächst setzt der ZDF-Film vor allem auf maximale Kontraste. Auf der einen Seite ist die Tochter, die Weihnachten hasst, die Kitsch verabscheut und sich nicht einmal auf ihren Partner Paolo (Langston Uibel) einlässt, mit dem sie sich zwar regelmäßig trifft, der aber kein fester Bestandteil ihres Lebens werden soll. Auf der anderen Seite die Mutter, die sich regelmäßig und erfolgreich in die heile Welt ihrer Groschenromane stürzt. Und weil das noch nicht reicht, transportiert Zitronenherzen die Protagonistin in ein Bergdorf, in dem Traditionen groß geschrieben werden. Da gibt es dann etwas Culture Clash, wenn sich Clara mit der für sie fremden Welt arrangieren muss. Kurz sieht es danach aus, als wolle der Film sich auch an gesellschaftlichen Diskussionen beteiligen, wenn es um Geschlechterrollen geht, um zu erfüllende Erwartungen.
Nette Unterhaltung
Zu viel sollte man aber nicht davon erwarten. Auch wenn Regisseur Jan Haering das eine oder andere wichtige Thema anschneidet, sonderlich vertieft wird das nicht. Stattdessen steht der Unterhaltungswert an oberster Stelle. Dann und wann ist die Komödie tatsächlich nett, wenn etwa Metaelemente zum Einsatz kommen, ein ständiger Austausch zwischen der realen Welt und der imaginären stattfindet. Das Szenario ist aber origineller, als es die Witze letztendlich sind. Auch in der Hinsicht sind die Ambitionen in Zitronenherzen geringer. Das liegt vermutlich mitunter daran, dass hier die ganze Familie angesprochen werden soll, da darf es nicht wirklich zur Sache gehen. Bloß niemanden fordern, lautet die Devise. Dennoch ist es schade, wie wenig Biss die Komödie hat und dass die satirischen Elemente mit so viel Zuckerguss überhäuft werden.
Letzten Endes ist das hier ein Film, der problemlos beim sonntäglichen Herzkino gezeigt werden könnte, wo zuletzt mit Ich hab den Weihnachtsmann geküsst und Stille Nacht, raue Nacht bereits zwei andere Weihnachtsfilme liefen. Gerade zum Ende hin wird es schon sehr betont gefühlig und besinnlich. Aber das muss einen ja nicht stören. Auch wenn Zitronenherzen das Potenzial nicht voll ausschöpft, gehört die Fantasykomödie doch zu den besseren Beiträgen in der vorweihnachtlichen Zeit. Wer für diese wieder etwas Versöhnliches sucht, welches man gut nebenher anschauen kann, ist hiermit nicht schlecht bedient. Irgendwie ist das ja schon alles irgendwie nett. Zu sehen gibt es durch das idyllische Bergsetting auch einiges.
OT: „Zitronenherzen“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Jan Haering
Drehbuch: Isabelle Caps-Kuhn, Michael Bohnenstingl
Musik: Martina Eisenreich
Kamera: Lukas Steinbach
Besetzung: Paula Kalenberg, Leslie Malton, Diana Amft, Langston Uibel, Eidin Jalali, Markus Hering, Felix von Manteuffel, Jasmin Tabatabai
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