Nachdem die Sowjetunion 1941 in den Krieg gegen Deutschland eingetreten war, wurde sie von den Alliierten mit dringend benötigtem Material unterstützt. Im Sommer 1942 machte sich aus diesem Grund ein Konvoi aus zivilen norwegischen Handelsschiffen, eskortiert vom britischen Militär, von Island auf den Weg nach Murmansk. Als die Eskorte während der Überfahrt abgezogen wird, beschließt Kapitän Skar (Anders Baasmo) auf einem der Schiffe, gegen den Rat seines Ersten Offiziers Mørk (Tobias Santelmann), die Fahrt nach Murmansk außerhalb des Konvois fortzusetzen und gleichzeitig seiner Mannschaft nichts vom fehlenden Geleitschutz zu erzählen. Als Skar bei einem Angriff deutscher Flugzeuge verletzt wird und vorübergehend das Bewusstsein verliert, übernimmt Mørk das Kommando des Schiffs und setzt Kurs nach Norden, um außerhalb der Reichweite des deutschen Militärs zu gelangen.
Mehr Drama als Explosionen
Das Herzstück von Arctic Convoy: Todesfalle Eismeer ist der Konflikt zwischen Skar und Mørk. Skar, getrieben von Pflichtgefühl, will um jeden Preis das Material nach Murmansk bringen, um Norwegens Beitrag zum Sieg zu leisten. Auf der anderen Seite steht Mørk, ein erfahrener Seemann, der bereits ein Schiff im Krieg verloren hat und diesmal die Crew sicher nach Hause bringen will. Anders Baasmo und Tobias Santelmann, die sich schon in Kon-Tiki eine nautische Bühne teilten, liefern eine glaubhafte und spannende Darstellung dieser moralischen Pattsituation. Nur die Auflösung des Konflikts wirkt dann etwas zu simpel.
Arctic Convoy: Todesfalle Eismeer ist kein typischer Kriegsfilm voller Bombast und Explosionen. Hier geht es nicht um große Schlachten, sondern um die psychologische Enge, die das Leben auf einem Frachter mitten im Kriegsgebiet mit sich bringt. Trotzdem – oder gerade deswegen – funktionieren die wenigen Actionmomente des Films umso besser. Der deutsche Flugzeugangriff, die riskante Durchfahrt durch ein Minenfeld oder die spannende Eröffnungssequenz bleiben im Gedächtnis. Doch gerade weil diese Szenen so gut gemacht sind, hätte man sich ein bisschen mehr davon gewünscht. Die Produzenten – übrigens dieselben, die auch für die norwegischen Katastrophenfilme The Wave – Die Todeswelle und The North Sea – Todesfalle Nordsee verantwortlich zeichnen – liefern hier erneut hochwertige Arbeit ab.
Starke Nebenfiguren in der eisigen Kälte
Regisseur Henrik Martin Dahlsbakken, der sich in seiner bisherigen Laufbahn nicht auf ein Genre festlegen ließ und so unterschiedliche Filme wie das Roadmovie Going West, das Höhlenabenteuer The Cave – Bis zum letzten Atemzug oder die Künstlerbiografie Munch gedreht hat, beweist ein Händchen für Atmosphäre und setzt gekonnt auf die Enge des Schiffs und die unwirtliche Kälte der Arktis. Man fühlt sich fast selbst an Deck, wenn der Wind schneidend über die Besatzung hinwegfegt – ein klarer Pluspunkt für die Inszenierung. Es ist spürbar, dass er sich von Klassikern wie Das Boot inspirieren ließ, ohne sie jedoch plump zu kopieren.
Ein echter Pluspunkt des Films ist sein Ensemble. Heidi Ruud Ellingsen als Funkerin Ragnhild bringt eine angenehme Ambivalenz in die Geschichte. Loyal gegenüber Kapitän Skar, aber durchaus empfänglich für Mørks Argumente, steht sie zwischen den Fronten. Besonders berührend ist jedoch die Freundschaft zwischen dem schwedischen Bordschützen Johan (Adam Lundgren) und seinem jungen Assistenten Sigurd (Jon Rames). Was als vorsichtige Arbeitsbeziehung beginnt, entwickelt sich im Laufe des Films zu einer warmen Kameradschaft – ein kleiner Lichtblick in der düsteren Kulisse des Krieges.
OT: „Konvoi“
Land: Norwegen
Jahr: 2023
Regie: Henrik Martin Dahlsbakken
Drehbuch: Christian Siebenherz, Harald Rosenløw-Eeg, Lars Gudmestad
Musik: Johannes Ringen
Kamera: Oskar Dahlsbakken
Besetzung: Tobias Santelmann, Anders Baasmo, Heidi Ruud Ellingsen, Preben Hodneland, Adam Lundgren, Jon Ranes, Olav Waastad
Amazon (DVD „Arctic Convoy: Todesfalle Eismeer“)
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