Bagger Drama
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Bagger Drama

Bagger Drama
„Bagger Drama“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Paul (Phil Hayes) und seine Familie, seine Frau Conny (Bettina Stucky) und der gemeinsame Sohn Daniel (Vincent Furrer) leiten einen Baggerbetrieb. Das Vermieten, Reparieren und Verkaufen der schweren Maschinen bestimmt seit vielen Jahren das Leben der Familie, sodass nicht mehr viel Platz für etwas Anderes bleibt, geschweige denn Gefühle wie Trauer. Nach dem tödlichen Unglück von Tochter Nadine ist jedoch ein Punkt erreicht, an dem nichts mehr so ist, wie es vorher war. Während sich Paul ein neues Auto kauft und nach neuen Aufträgen für die Firma sucht, sehnt sich Daniel nach einem Ausweg aus der Routine, am besten durch ein Managementstudium in den USA, das er schon lange im Visier hat. Für Conny ist das Ereignis ebenfalls ein tragischer Einschnitt in ihrem Leben, und ihre Trauer sitzt so tief, dass sie therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen muss. Trotz dieser Veränderungen driftet die Familie noch weiter auseinander, sodass nur noch ein Versuch der Versöhnung oder ein Neustart für alle der richtige Weg zu sein scheint.

Der Blick nach vorne

In seiner Dokumentation The Driven Ones begleitete Regisseur Piet Baumgartner eine Reihe zukünftiger CEOs auf dem steinigen Weg zum Erfolg und zeigt einen Prozess der Veränderung, bei dem sich die Frage für die jungen Frauen und Männer stellt, wie viel sie bereit sind zu opfern für ihre Zukunft und damit zu was für Menschen sie werden. Bagger Drama, sein aktueller Spielfilm, der im Wettbewerb beim diesjährigen Filmfestival Max Ophüls vertreten ist, ist in gewisser Hinsicht eine Fortführung vieler der Gedanken und Ideen seiner letzten Arbeit, jedoch auch seiner Kurzfilme wie Alle werden oder Elite. Das Familiendrama stellt die Frage nach dem, was die Leistungs- und Zukunftsorientierung mit uns Menschen, genauer gesagt mit Familien macht, wie sie deswegen auseinander getrieben werden können oder vielleicht sogar zu sich selbst finden.

Im Zentrum steht natürlich immer wieder das Bild des Baggers. Sie sind Zeichen des Aufschwungs und kurioserweise ebenso Instrumente bei einer Attraktion, mit der die Familie viele in ihrem Heimatdorf und außerhalb begeistern kann. Bereits zu Beginn des Films sehen wir Sohn und Mutter, wie sie an ihrer Choreografie für das „Bagger-Ballett“ arbeiten, stets unter den wachsamen Augen des Vaters, der diese zum Kernpunkt des jährlichen Festes in seiner Firma macht. Vier Jahre im Leben der drei Familienmitglieder sehen wir in Bagger Drama und auch vier Versionen dieser seltsamen Darbietung, die für die Familie zu einem Test für ihren Zusammenhalt wird.

Die Kamera weicht auf kleinere Abweichungen in den Bewegungen, Aussetzer oder gar Änderungen hin, bis am Ende niemand mehr von der Familie im Führerhaus der Baufahrzeuge sitzt und die Angestellten des Betriebs deren Steuerung übernommen haben. Der Blick soll nach vorne gehen, doch immer wieder geht er zurück in die Vergangenheit, als die Familie noch zu viert war, und ist zugleich von einer Sehnsucht geprägt, die man nicht auszusprechen wagt. Baumgartners Film zeigt einen Einschnitt im Leben der Figuren, einen Moment, in dem der Blick nach vorne nicht mehr möglich ist, zumindest nicht ohne eine radikale Veränderung in einem selbst.

„Alles ist geleast.“

Bagger Drama ist ein Film der leisen Töne. Die Kommunikation der Familienmitglieder scheint von Anfang an von Ängsten geprägt zu sein, Angst, den Vater zu enttäuschen oder etwas auszusprechen, was sich eigentlich schon mehr als deutlich in den Gesten und Blicken zeigt. Phil Hayes, Bettina Stucky und Vincent Furrer spielen sehr unterschiedliche Figuren, die ihre Trauer um einen Verlust nicht aussprechen können, weil sie es verlernt haben, ehrlich zueinander zu sein. Es gibt Moment der Anteilnahme, der Zärtlichkeit und der Sensibilität zwischen ihnen, doch verpuffen sie in einem Strudel, in dem sich Gedanken um die wirtschaftliche Zukunft und die persönlichen Sehnsüchte vermischen. Kameramann Pascal Reinmanns Bilder sind unaufgeregt und präzise, sie betonen das Ungesagte zwischen den Figuren, wobei das Schweigen wie Blei auf ihnen lagert. Manche Bilder schießen übers Ziel hinaus oder sind zu unterkomplex gewählt, was man genauso für den ein oder anderen Einsatz der Musik sagen könnte, doch das Gesamtbild eines sensiblen und bedachten Films über die Erschütterung von Lebens- und Selbstbildern bleibt dennoch erhalten.

Credits

OT: „Bagger Drama“
Land: Schweiz
Jahr: 2024
Regie: Piet Baumgartner
Drehbuch: Piet Baumgartner
Musik: Rio Wolta
Kamera: Pascal Reinmann
Besetzung: Bettina Stucky, Phil Hayes, Vincent Furrer, Karin Pfammatter, Maximilian Reichert

Bilder

Filmfeste

San Sebastian 204
Max Ophüls Preis 2025

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Bagger Drama
fazit
„Bagger Drama“ ist ein Familiendrama über Verlust, Schweigen und Veränderung. Sensibel und aufgeregt erzählt Regisseur Piet Baumgartner von einer Familie, die durch einen Trauerfall immer weiter auseinander zu gehen droht.
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