
Da ihr Leben in der irischen Kleinstadt Enniscorthy ihr keine Perspektive bietet, wandert die junge Eilis Lacey (Saoirse Ronan) 1951 in die USA aus, wo sie sich ein Neustart erhofft. Sie kommt dort bei der strengen Mrs Kehoe (Julie Walters) unter, die ein Wohnheim für irische Einwanderinnen betreibt, und beginnt eine Arbeit in einem Kaufhaus. Doch so richtig glücklich ist sie damit nicht, sie leidet an Heimweh, hat ihre Schwierigkeiten damit, sich mit dem neuen Leben zu arrangieren. Unterstützt von Vater Flood (Jim Broadbent), der auch schon bei der Überfahrt geholfen hatte, besucht sie einen Buchhaltungskurs. Doch es ist vor allem der italienischstämmige Tony Fiorello (Emory Cohen), den sie eines Tages bei einer Tanzveranstaltung kennenlernt, der ihr dabei hilft, in ihrer neuen Heimat das Glück zu finden …
Die Suche nach einer Heimat
Dass eine Heimat sehr wichtig ist, das ist unbestritten. Die meisten Menschen brauchen einen Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen und wo sie sich sicher und ganz bei sich können. Und doch ist es nicht selbstverständlich, eine solche zu finden. Davon erzählt auch Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten, das anhand einer irischen Auswanderin in den 1950ern schildert, wie jemand nach eben einem solchen Ort sucht. Glücklich ist sie in ihrer Heimatstadt nicht, wo sie weder beruflich noch privat vorankommt. Doch die USA, die mit solch großen Hoffnungen verbunden waren, bieten ihr auch nicht das, was sie ersehnt. Schon die Überfahrt ist mit großen Turbulenzen verbunden. Und auch wenn sie prinzipiell mit offenen Armen empfangen wird, sie gleich mehrere Menschen hat, die sich ihrer annehmen, glücklich ist sie nicht, weil sie ausgerechnet das vermisst, was sie zurücklassen wollte.
Allgemein handelt Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten davon, wie Menschen gefangen sind, nie wirklich fort, nie wirklich angekommen. Eine der rührendsten Szenen des Films ist, wie Flood zu Weihnachten eine Feier für alte irische Männer organisiert, die in der Gemeinschaft zumindest für einen Abend lang eine Heimat finden. Eine Rückkehr kommt für sie nicht in Frage, dafür sind sie schon zu lange in den USA. Die großen Träume, die sie bei der Auswanderung hatten, blieben jedoch unerfüllt. Eilis hat es da besser. Zwar beschränkt sich die Adaption eines Romans von Colm Tóibín auf den Anfang dieser Auswanderung, eine Langzeitperspektive wird nicht gezeigt. Eine mögliche Lösung zeigt sie aber auf: Heimisch wird, wer die passende Arbeit und die Liebe findet. Ein bisschen simpel ist das schon, zumal es das restliche Umfeld abwertet.
Zurückhaltend und schön
Und doch ist es ein schöner Film, den uns Regisseur John Crowley (We Live in Time, Boy A) da beschert hat. Den amourösen Zwiespalt, der im Titel Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten angekündigt wird, sollte man dabei nicht überbewerten. So taucht Jim Farrell (Domhnall Gleeson) erst sehr spät auf und wird auch nie so wirklich zur Konkurrenz für Tony. Relevanter ist da schon der Wettstreit zwischen dem familiären Band und dem Gründen einer eigenen Familie. Im Idealfall lässt sich beides verbinden. In dem Drama ist das aufgrund der großen Distanz hingegen kaum möglich, weshalb es unweigerlich auf eine schmerzhafte Entscheidung hinauslaufen wird. Das wäre ein guter Anlass gewesen, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. So richtig drüber reden will man hier aber nicht.
Dafür ist das Drama, das auf dem Sundance Film Festival 2015 Premiere feierte, natürlich toll gespielt. Saoirse Ronan, die hierfür ihre zweite von bislang vier Nominierungen bei den Oscars erhielt, stellt eine junge Frau dar, die anfangs innerlich zerrissen ist und erst nach und nach ihre innere Stärke findet. Sehr süß sind zudem die gemeinsamen Szenen mit Emory Cohen, dessen Tony ganz unbeholfen um sie wirbt, aufrichtig, aber eben auch etwas ungeschickt. Und dann wäre da noch Julie Walters in der Rolle der scharfzüngigen Herbergsmutter, die so manche Szene an sich reißt. All das macht Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten zu einem schönen Werk, das einem zu Herzen geht, ohne dass es dabei kitschig oder manipulativ würde. Hier wird noch der Geschichte und dem Ensemble vertraut, was dem Film sehr guttut.
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