Castlevania: Nocturne – Staffel 1

Frankreich im Jahr 1792: Die Menschen rebellieren gegen den Adel, der sie ohne jegliche Skrupel ausnutzt. Dieser sucht den Bund mit dem Messias Erzsebet Báthory, einer mächtigen Vampirin, die auf den Spuren der ägyptischen Göttin Sekhmet wandelt. Richter Belmont, der wie seine Vorfahren Vampirjäger geworden ist, seine Adoptivschwester Marie Renard, die Tiergeister heraufbeschwören kann, sowie die ehemalige karibische Sklavin Annette, die sich in der Kunst des Voodoo-Zaubers versteht, haben den Kampf gegen sie und ihre Schergen aufgenommen. Dabei bekommen sie es aber nicht nur mit dem Adel zu tun. Auch die Kirche, die um ihren Einfluss während der Revolution fürchtet, hat sich in den Kampf eingeschaltet und mischt mit, während das Land auf einen alles entscheidenden Krieg hinausläuft …

Neuinterpretation des Videospiel-Klassikers

Castlevania gehört ohne Zweifel zu den großen altehrwürdigen Reihen der Videospielgeschichte, brachte es im Laufe der Zeit auf Dutzende Spiele. Die Relevanz ließ dennoch irgendwann spürbar nach, die neueren Teile wurden kaum gekauft. Insofern war es etwas überraschend, als Netflix mit Castlevania eine eigene Animationsserie ankündigte. Die Überraschung mischte sich mit Skepsis, da es sich um eine US-amerikanische Adaption des japanischen Klassikers handelte. Doch das Ergebnis überzeugte. Nach einem noch etwas holprigen Start war die vier Staffeln umfassende Geschichte um Vampire und Vampirjäger sehenswert, wird in manchen Kreisen gar kultisch verehrt. Und so gab es rund zweieinhalb Jahre nach der finalen Staffel mit Castlevania: Nocturne eine weitere Serie.

Die Vorgängerin muss man nicht kennen, um hier einsteigen zu können. Gleiches gilt für die zugrundeliegenden Spiele Rondo of Blood und Symphony of the Night, aus denen Serienschöpfer Clive Bradley sich bedient hat. Die Serie steht für sich, ist damit also auch für ein Publikum geeignet, das keinerlei Berührungspunkte mit den Games hatte. Zumal die Geschichte sowieso nur inspiriert wurde von der Vorlage. Dabei zeigt Bradley, dass er einen sozialistischen Hintergrund hat. Anstatt „nur“ davon zu erzählen, wie Menschen mit Vampiren kämpfen, kombiniert er das in Castlevania: Nocturne mit gleich zwei gesellschaftlichen Themen. Das eine ist der historische Klassenkampf, der in der Französischen Revolution endete. Das andere betrifft Sklaverei, also die rassistisch verstärkte Fassung. Dass der Adel hier mit Vampiren verbunden und quasi gleichgesetzt wird, ist sicherlich nicht subtil. Aber es funktioniert.

Stimmungsvoller Mix

Auch anderweitig werden die unterschiedlichsten Elemente zusammengeführt. Die Verbindung mit der christlichen Religion ist natürlich naheliegend, die gibt es oft in Vampirgeschichten. Bei Castlevania: Nocturne kommt aber noch Voodoo dazu, eine ägyptische Gottheit sowie ein Vampir, der noch aus der Zeit der Azteken stammt. Das klingt nach einem willkürlichen Mischmasch, funktioniert prinzipiell aber gut. Es passt auch zu dem Prinzip der Serie, dass die unterschiedlichsten Figuren zusammenkommen, jeweils mit eigenen Vorgeschichten und Motivationen. Manches davon wird ein bisschen hektisch erzählt, da wäre vielleicht etwas mehr Zeit gut gewesen. Aber es ist doch recht spannend geworden.

Visuell überzeugt das auch. Zwar muss man bei den Animationen wieder Abstriche machen, die Serie hat nun einmal nicht das Budget von Kinofilmen, weshalb da so manche Bewegung ruppig ausfällt. Das Animationsstudio Powerhouse Animation (Tomb Raider: The Legend of Lara Croft) hat aber sehr stimmungsvolle Hintergründe zusammengestellt. Auch bei den Designs der Figuren hat es gute Arbeit vorgelegt. Insgesamt macht Castlevania: Nocturne damit dann auch Laune, ist stimmungsvoll und kurzweilig. Das Franchise ist noch immer eine der besseren Demonstrationen, wie man Videospiele umsetzen kann und dass diese tatsächlich sehenswert sein können.