Harlan Draka (Wade Briggs) hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Sein Vater ist ein Vampir, seine bei seiner Geburt gestorbene Mutter war ein Mensch, aufgezogen wurde er von drei Hexen. Dennoch hat er nicht mehr viel mit der übernatürlichen Welt zu tun. Zumindest nicht wirklich: Er verdient sein Geld mit vorgetäuschten Exorzismen, die er mit seinem Assistenten Yuri (Sebastian Croft) ausübt, während er seine wahren Kräfte zu verstecken versucht. Seine Alpträume wiederum will er in Alkohol ertränken. Dabei ist er nicht der Einzige, der Probleme hat. Emil Kurjak (Stuart Martin) und seine Männer kämpfen während des Bosnienkriegs um ein kleines Dorf, welches von tatsächlichen Vampiren heimgesucht wird – und nur der Dampyr Draka kann diese noch aufhalten …
Eine neue Comicwelt
Nach den gigantischen Erfolgen der Comic-Superhelden-Verfilmungen war der Drang bei vielen groß, eigene Cinematic Universeses aus dem Boden zu stampfen. Gerade im Horrorbereich scheint man da Potenzial zu sehen. Manche Anläufe waren erfolgreich, allen voran die um Conjuring, die neue Rekorde aufstellte. Andere scheiterten krachend, etwa das Dark Universe, bei dem alte Horrorfilme neu aufgelegt werden sollten und gemeinsam ein Franchise bilden würden. Da war nach Die Mumie schon wieder Schluss. Die Filme kommen zwar trotzdem noch, einige zumindest. Auf einen größeren Überbau wird aber verzichtet. Dafür ist ein Universe um die Trash-Kinderbuchschändung Winnie the Pooh: Blood and Honey angedacht. Und auch Dampyr soll der Auftakt einer Reihe sein.
Grundlage derselben sollen Comics aus dem italienischen Verlag Sergio Bonelli Editore sein, der Name der Reihe lautet wenig originell Bonelli Cinematic Universe. Dampyr basiert dabei auf dem gleichnamigen Comic von Mauro Boselli und Maurizio Colombo, der seit 2000 veröffentlicht wird und die Geschichte des Halb-Vampirs erzählt. Das Motiv einer Hauptfigur, die zwischen Mensch und Monster steckt, ist natürlich kein neues. Vergleichbare Ideen findet man immer wieder, siehe etwa der japanische Hitmanga Tokyo Ghoul. Und zumindest anfangs sieht es auch so aus, als würde der Film davon handeln, wie jemand mit dem Erbe zu kämpfen hat. Die Idee, dass der Protagonist falsche Exorzismen ausführt, ist ganz witzig. Potenzial gab es da also schon, etwas Interessantes zu erzählen.
Zwischen stimmungsvoll und langweilig
Leider ist das, was folgt, aber eine gleichermaßen wirre wie langweilige Sammlung irgendwelcher Elemente, die zusammengeworfen wurden. Der historische Kontext des Bosnienkriegs ist beispielsweise völlig ohne Relevanz. Wir haben einen bösen Gegenspieler, der mächtiger ist als alle andere und nur durch den Protagonisten aufgehalten werden kann. Das übliche also. Mit Tesla Dubcek (Frida Gustavsson) darf dann noch eine Vampirin mitmischen, welche die Rolle der Powerfrau übernimmt. Sie darf besonders tough auftreten, spannend ist sie aber auch nicht. Das gilt für die Figuren insgesamt, ebenso für die Handlung. Man wartet hier lange darauf, dass da irgendwann etwas Interessantes geschieht – vergeblich. Wenn am Ende enthüllt wird, dass der Feind nur der Auftakt war – logisch, das Cinematic Universe muss weitergehen –, hält sich die Freude eher in Grenzen. Dampyr braucht nicht wirklich eine Fortsetzung.
Wobei es einen Punkt gibt, der tatsächlich positiv ist: die Optik. Zumindest gelegentlich sind da tatsächlich schicke Aufnahmen dabei, die auch ausgiebig von der Farbpalette Gebrauch machen. Gerade der Einsatz der Farbe Rot sorgt da doch für Atmosphäre und man würde sich wünschen, dass innerhalb dieser Settings etwas Spannendes geschehen würde. An anderen Stellen wird aber selbst diese Stärke zunichte gemacht. Wird es mal actionreicher, kommen auch zahlreiche Spezialeffekte zum Einsatz, die eher nicht dazu geeignet sind, ein großes Publikum aufzubauen. Insgesamt kann man sich Dampyr daher eher sparen, von den gelegentlichen Standaufnahmen abgesehen. Nach diesem Auftakt wäre es zu wünschen, dass die großspurigen Pläne wieder eingemottet werden.
OT: „Dampyr“
Land: Italien
Jahr: 2022
Regie: Riccardo Chemello
Drehbuch: Mauro Boselli, Giovanni Masi, Alberto Ostini, Mauro Uzzeo
Vorlage: Mauro Boselli, Maurizio Colombo
Musik: Lorenzo Tomio
Kamera: Vittorio Omodei Zorini
Besetzung: Wade Briggs, Stuart Martin, Frida Gustavsson, Sebastian Croft, Luke Roberts, David Morrissey
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