Romanautor Philipp Korte (David Korbmann) und seine Tochter Mia (Greta Caspary) sind es gewohnt, viel Zeit zusammen zu verbringen. Schließlich ist Mias Mutter seit Jahren auf einer Forschungsreise in der Arktis unterwegs, gesehen haben sie sich seither nicht mehr. Auch auf ihrer Kreuzfahrt nach Curaçao müssen die zwei ohne sie auskommen. Florian Pfeiffer (Sebastian Jakob Doppelbauer) ist sogar ganz allein unterwegs, der Autor von Trauerreden hat die Reise geschenkt bekommen und eigentlich keine Lust darauf. Crewmitglied Malik Al Ghoul (Robin Cadet) kann dessen rhetorische Talente gut gebrauchen, will er doch seiner Freundin Liv Simonis (Pauline Werner) einen Antrag machen – und ist völlig unbrauchbar, wenn es um die richtigen Worte geht. Birgit Schneider (Fanny Stavjanik) hat die Hochzeit schon hinter sich. Und auch die Ehe scheint vorbei zu sein, ihr Mann hat sie wegen einer Jüngeren verlassen. Das befreundete Paar Konrad (Max Gertsch) und Anna Thiele (Muriel Baumeister), das mit ihnen reisen wollte, wissen davon aber noch nichts …
Die Schwierigkeit eines Abschieds
Es ist eine feste Tradition beim ZDF: Zum Jahreswechsel lässt der Sender gleich zwei neue Folgen vom Herzkino-Dauerbrenner Das Traumschiff vom Stapel. Der erste Titel läuft dann am 26. Dezember, der zweite am 1. Januar – und das schon seit vielen Jahren. Und auch wenn es immer wieder heißt, dass der Sender sich erneuern möchte, an dieser Tradition wird nicht gerüttelt. So ging es vor einigen Tagen nach Hudson Valley. Der Film brach dabei ein wenig mit dem Erfolgsrezept. Wo normalerweise drei Geschichten gleichberechtigt parallel erzählt werden, lag dieses Mal der Fokus überwiegend auf einer Reeder-Familie, bei der um die Nachfolge gestritten wird, ganz viel Drama und Geheimnisse inklusive. Mit Curaçao wird nun zu der bewährten Struktur zurückgekehrt, es sind wieder die üblichen drei Parallelstränge.
Diese sind dann sowieso wieder nach dem üblichen Schema gebastelt. Mal wieder gibt es Leute, die irgendwelche Sachen mit sich herumtragen, über die sie nicht offen reden wollen. Ein bisschen eigenartig ist das Geheimnis um die Mutter. Dass da etwas nicht stimmt mit der Geschichte rund um ihre Forschungsarbeit, ist schnell offensichtlich. Die meisten im Publikum werden ahnen, dass sie nicht einfach weg ist, sondern vor Jahren gestorben. Richtig glaubwürdig ist diese Scharade nicht. Dennoch ist das noch der beste Strang bei Das Traumschiff: Curaçao, da die Schwierigkeit, einen geliebten Menschen loszulassen, noch so nah am Alltag dran ist, dass sich die Zuschauer und Zuschauerinnen darin wiederfinden können. Die Verknüpfung mit einer neuen Liebe ist nicht originell, funktioniert aber.
Tolle Aufnahmen, mauer Inhalt
Der Strang um die verlassene Ehefrau und das befreundete Paar ist da noch einmal ein ganzes Stück schwächer. Das Traumschiff: Curaçao wirft eine Reihe von Seifenoper-Momenten zusammen, bei denen es mal um das Berufliche geht, mal das Private. Interessant ist keiner der beiden Faktoren. Auf die Figuren trifft das ebenfalls zu, der Film gibt einem keinen Grund, warum man sich für ihr Schicksal interessieren sollte. Richtig schlecht wird es dann bei der dritten Geschichte um einen Trauerredner, der sich an einer Rede für einen Heiratsantrag versucht. Das ist völlig an den Haaren herbeigezogen, soll wohl auch irgendwie lustig sein. Stattdessen ist es sehr anstrengend und nervig, wenn Malik ständig Grenzen überschreitet. Schauspielerisch überzeugt das auch nicht.
Das Ergebnis ist nicht ganz so furchtbar wie der vorangegangene besagte Besuch von New York. Ein großer Vorteil: Wo es beim letzten Mal praktisch gar nichts von der Landschaft zu sehen gab, da nimmt uns Das Traumschiff: Curaçao auf größere Touren mit. Da gibt es idyllische Sandstrände und die farbenfrohe Innenstadt der karibischen Insel, beides bringt etwas Freude in den Alltag. Wer sich die Filme allein der eskapistischen Möglichkeiten wegen anschaut, wird dabei bedient. Weitergehende Ansprüche darf man hingegen nicht haben, der Inhalt gibt da einfach nicht mehr her, schwankt zwischen öde und ärgerlich.
OT: „Das Traumschiff: Curaçao“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Laura Thies
Drehbuch: Felicitas Sieben
Musik: Hans Günter Wagener
Kamera: Daniel Bussmann
Besetzung: Florian Silbereisen, Barbara Wussow, Daniel Morgenroth, Collien Ulmen-Fernandes, Fanny Stavjanik, Muriel Baumeister, Max Gertsch, Nadine Menz, David Korbmann, Pauline Werner, Robin Cadet, Sebastian Jakob Doppelbauer, Greta Caspary
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
Herzkino Kritiken
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