
Seitdem Alphonse Tram (Gérard Depardieu) arbeitslos ist, hat er richtig viel Zeit – was für ihn gleichzeitig sehr anstrengend ist. Als er nachts in einer Metrostation einen Buchhalter (Michel Serrault) trifft, erzählt er diesem von seinen mörderischen Träumen und auch von dem Klappmesser, das er immer bei sich trägt. Dem Fremden ist das nicht geheuer, weshalb er sich lieber auf den Weg macht. Umso erschreckender ist, als Alphonse ihn später wiedertrifft, mit eben diesem Messer im Bauch. Als sich der verwirrte Arbeitslose Inspektor Morvandieu (Bernard Blier) anvertrauen möchte, der neu in sein Haus gezogen ist, will der nichts von der Geschichte hören und schmeißt Alphonse aus der Wohnung. Doch es wird nicht lange dauern, bis sie sich wiedersehen. Und es wird auch nicht bei dieser einen Leiche bleiben …
Ein Mordsspaß
Eigentlich ist so ein Mord natürlich eine ernste Angelegenheit. Das heißt aber nicht, dass man damit nicht auch seinen Spaß haben kann. Viele Krimis arbeiten mit Humor. Gern wird dabei auf skurrile Figuren gesetzt, siehe etwa die Reihen Inspector Barnaby oder auch Friesland. Manche arbeiten auch parodistisch, wie es bei dem kultigen Klassiker Eine Leiche zum Dessert der Fall war, der die Unsinnigkeiten des Genres auf die Spitze trieb und dabei die Absurdität feierte. Doch das ist noch nichts im Vergleich zu Den Mörder trifft man am Buffet. Wo die meisten dieser humorvollen Interpretationen zumindest mit konventionellen Plots hantierten, da lässt sich dieser Film hier kaum zusammenfassen. Dafür ist das ganze einfach zu fragmentiert, verzichtet auf alles, was auch nur wie ein roter Faden aussehen könnte.
Das macht die französische Produktion aus dem Jahr 1979 zu einem nicht ganz leichten Werk. Zumindest Zuschauer und Zuschauerinnen, die darauf bestehen, dass ein Film Sinn ergibt, werden hier ihre Probleme haben. Regisseur und Drehbuchautor Bertrand Blier (Frau zu verschenken) gibt einem nur wenig an die Hand, aus dem man etwas Konkretes machen könnte. Das heißt nicht, dass man es nicht versuchen kann. Viele haben sich die Mühe gemacht, Den Mörder trifft man am Buffet dekonstruieren zu wollen. Eine Satire auf die Gesellschaft lautet ein oft bemühtes Fazit, eine bitterböse Farce rund um Entfremdung und die Suche nach einer Sinnhaftigkeit im Alltag. Diesen Schlüssen kann man sich anschließen. Man kann es aber auch bleiben lassen und stattdessen den sonderbaren Pfaden hinterherlaufen, welchen der Arbeitslose, der Inspektor und ein späterer Frauenmörder (Jean Carmet) folgen.
Entfremdung und Faszination
Dass viele der auftauchenden Figuren keinen eigenen Namen haben, trägt zu der surrealen Stimmung der Krimikomödie bei. Sehr viel Identifikationsfläche gibt es nun einmal nicht, wenn wir nicht wissen, wer jemand ist und warum er tut, was er tut. Eine solche Namenlosigkeit kann auch dazu dienen, eine Universalität zu erschaffen. Nightbitch hat dies beispielsweise getan, um damit auf die Situation von Frauen aufmerksam zu machen, die durch ihre Mutterrolle ihre Individualität verlieren. Bei Den Mörder trifft man am Buffet führt es eher zu noch mehr Entfremdung, wenn man hier gar nicht so genau sagen kann, ob jemand nun ein wirklicher Mensch ist oder doch nur ein Hirngespinst. Es ist ja nicht einmal klar, ob wir uns noch in der uns bekannten Welt aufhalten.
Das wird vielen zu viel sein. Oder auch zu wenig: Trotz der diversen Morde und Leichen passiert eigentlich gar nicht so viel in den anderthalb Stunden. Den Mörder trifft man am Buffet funktioniert nur, wenn man sich auf diese Art Humor einlassen kann, dem Männertrio in einen Abgrund folgt, der zuweilen eher an Alice im Wunderland erinnert als an einen wirklichen Krimi. Dann wird die Geschichte um Tode, Rache und Verwirrung zu einer ganz eigenen Erfahrung, die 45 Jahre später noch immer nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat. Sie ist auch gewissermaßen zeitlos, da die Ereignisse so losgelöst sind von Kontexten, dass es quasi egal ist, wann und wie man sich das anschaut. Verrückt bleibt es so oder so.
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