Der Brutalist
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Der Brutalist

Der Brutalist
„Der Brutalist“ // Deutschland-Start: 30. Januar 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

1947 – Der Architekt László Tóth (Adrien Brody) flieht aus dem Europa der Nachkriegszeit in die Vereinigten Staaten von Amerika. Wie so viele andere Immigranten träumt er den Amerikanischen Traum und hofft, sich und seiner Familie in den USA ein neues Leben aufzubauen. Allerdings fällt es ihm schwer, Fuß zu fassen. Obwohl er studierter Architekt ist, hält er sich gerade so mit einem Job als Bauarbeiter über Wasser. Doch sein Schicksal beginnt sich zu wenden, als der Industrietycoon Harrison Van Buren (Guy Pearce) ihn damit beauftragt, ein Mammutprojekt im Stil des Brutalismus umzusetzen. Diese einzigartige Chance entwickelt sich zum größten Projekt seiner Karriere, setzt ihn und seine kleine Familie aber gleichzeitig massiv unter Druck.

New New Hollywood

Brady Corbets neuester Film ist in jeder Hinsicht monumental. Über eine Laufzeit von fast vier Stunden, inklusive einer 15-minütigen Pause, skizziert er das fiktive Leben des Architekten und Einwanderers László Tóth. Sowohl stilistisch als auch thematisch erinnert Der Brutalist an die amerikanischen Epen des New Hollywood der 1960er- und 1970er-Jahre. Die Geschichte von László Tóth ist nicht nur die fiktive Geschichte eines Mannes, sondern steht stellvertretend für die Hoffnungen, Ambitionen und Schwierigkeiten tausender europäischer Einwanderer nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Nachkriegszeit wurde der Amerikanische Traum neu geboren und intensiver denn je geträumt.

Oscarreif in jeder Hinsicht

Corbets neuestes Werk ist in vielerlei Hinsicht ebenso ambitioniert wie Tóths Doylestown-Projekt innerhalb des Films. Der Brutalist stellt zahlreiche Ambivalenzen gegenüber und zeichnet damit ein intimes und gleichzeitig gesellschaftskritisches Bild des Amerikas der Nachkriegszeit. Doylestown ist sowohl für Tóth als auch für Harrison Van Buren ein Monument, das ihre Namen unsterblich machen soll. Während es für Harrison ein innovatives Paradebeispiel für Fortschritt und einen neuen Architekturstil darstellt, wird es für Tóth fast schon zu einem Mahnmal – inspiriert von negativen Erfahrungen, die den Zuschauern bis zuletzt verborgen bleiben.

Symbolismus und Metaphorik ziehen sich durch den gesamten Film. Um die Grundsteine für ein besseres Leben zu legen, hat László nicht nur Europa, sondern auch seine Frau (Felicity Jones) zurückgelassen, mit der Absicht, sie später nachkommen zu lassen. Trotz aller Widrigkeiten zögert er nicht, sein neues Leben zu riskieren und sogar auf sein Gehalt zu verzichten, um trotz Geldnot und Materialproblemen keine Kompromisse beim Bau von Doylestown eingehen zu müssen. Auch als er und seine inzwischen schwer kranke Frau wiedervereint sind, nehmen die Probleme eher zu als ab. Für den Zuschauer beginnt Lászlós Geschichte mit der Ankunft auf der Isle of Liberty. Trotz aller Hoffnung wird – vor allem dank Adrien Brodys herausragender schauspielerischer Leistung – deutlich, dass es László Tóth nie gelingt, die Lasten und das Leid seiner Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Um dies zu verdeutlichen, verwendet Der Brutalist so wenig Exposition wie möglich und verlässt sich weitestgehend auf Brodys außergewöhnliche Charakterdarstellung. Felicity Jones als Lászlós Frau Erzsébeth Tóth übernimmt zwar erst in der zweiten Hälfte des Films eine prominente Rolle, stiehlt jedoch immer wieder die Show und sorgt mit ihrer Präsenz für einige der herausragendsten Szenen des Films. Abgerundet durch die ebenfalls sehr gute Performance von Guy Pearce als Industrieller Harrison Van Buren, ist Der Brutalist ein ernstzunehmender Anwärter auf Oscarnominierungen als Bester Hauptdarsteller sowie jeweils Beste Nebendarstellerin und Bester Nebendarsteller.

Kinoerlebnis für alle Sinne

Auch abseits der Schauspiel-Oscars ist Der Brutalist ein heißer Anwärter auf zahlreiche weitere der begehrten goldenen Statuen. Neben der Kategorie Bester Film gilt eine Nominierung Corbets als Bester Regisseur als nahezu sicher. Besonders in den technischen Kategorien glänzt Der Brutalist. Über die gesamte, fast vierstündige Laufzeit kommen Kinogänger sowohl auditiv als auch visuell voll auf ihre Kosten. Passend untermalt von einem eindringlichen, orchestralen Soundtrack und atmosphärischen Bildern schafft es Corbet, ein immersives Kinoerlebnis zu liefern, das lange nachwirkt.

Credits

OT: „The Brutalist“
Land: UK, USA, Ungarn
Jahr: 2024
Regie: Brady Corbet
Drehbuch: Brady Corbet, Mona Fastvold
Musik: Daniel Blumberg
Kamera: Lol Crawley
Besetzung: Adrien Brody, Felicity Jones, Guy Pearce, Joe Alwyn, Raffey Cassidy, Stacy Martin

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Golden Globes 2025 Bester Film (Drama) Sieg
Beste Regie Brady Corbet Sieg
Bester Hauptdarsteller (Drama) Adrien Brody Sieg
Bester Nebendarsteller Guy Pearce nominiert
Beste Nebendarstellerin Felicity Jones nominiert
Bestes Drehbuch Brady Corbet, Mona Fastvold nominiert
Beste Musik Daniel Blumberg nominiert

Filmfeste

Venedig 2024
Toronto International Film Festival 2024
International Film Festival Rotterdam 2025

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Der Brutalist
fazit
Wer sich von der fast vierstündigen Laufzeit nicht abschrecken lässt, wird mit einem amerikanischen Epos der Extraklasse belohnt. Mit „Der Brutalist“ liefert Brady Corbet ein eindrucksvolles Period Piece im Stil des New Hollywood. Anhand des fiktive Leben László Tóths erhalten die Zuschauer einen intensiven Einblick in den Amerikanischen Traum der Nachkriegszeit – getragen von Adrien Brodys schauspielerischer Höchstleistung.
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