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Die Summe meiner einzelnen Teile

„Die Summe meiner einzelnen Teile“ // Deutschland-Start: 2. Februar 2012 (Kino) // 21. September 2012 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Martin Blunt (Peter Schneider) war in seinem Bereich einer der besten, der Mathematiker feierte berufliche Erfolge. Doch irgendwann wurde ihm das zu viel, er brach unter der Belastung zusammen. Sechs Monate verbrachte er im Anschluss in der Psychiatrie. Als er aus dieser entlassen wird, will er eigentlich zu seiner alten Stelle zurück, so war es ausgemacht. Umso größer ist die Enttäuschung, als ihm klargemacht wird, dass er dort keine Zukunft mehr hat. Auch sonst hat er keine Perspektive mehr: Seine Beziehung ist zerbrochen, eine neue Arbeit nicht in Sicht. Bald schon wird er obdachlos, übernachtet in einem baufälligen Haus. Dabei lernt er eines Tages den ukrainischen Jungen Viktor (Timur Massold) kennen und freundet sich mit ihm an. Gemeinsam ziehen die beiden raus in den Wald, wo Martin ihnen eine kleine Hütte baut …

Überfordert mit dem Leben

Richtig viele Filme hat Hans Weingartner bislang ja nicht gedreht, gerade einmal fünf Titel sind es, die seit 2001 entstanden sind. Dabei finden sich einige wiederkehrende Elemente in dem Gesamtwerk des österreichischen Regisseurs und Autors. So erzählt er gern von Menschen, die in eine Krise rutschen und mit Problemen hadern. So handelte sein Langfilmdebüt Das weiße Rauschen von einem jungen Abiturienten, der an seinem Studium scheitert, den Drogen verfällt und am Ende in einer Psychiatrie landet. Sein bislang letztes Werk 303 folgt zwei angeknacksten jungen Menschen, die eine Reise nach Südeuropa starten. Zwischen diesen beiden Filmen arbeitete er an Die Summe meiner einzelnen Teile, wo ebenfalls der Protagonist zu kämpfen hat und einen Ausweg sucht.

Dabei ist der anfangs noch hoffnungsvoll. Im Gegensatz zu seinem Leidgenossen aus dem obigen Debütfilm wird hier die Hauptfigur aus der Psychiatrie entlassen und darf nun wieder ein normales Leben führen. Theoretisch. Praktisch ist er aber mit seiner Vorgeschichte für seine alte Arbeit verbrannt, niemand traut ihm mehr zu, das alles leisten zu können. Auf gewisse Weise ähnelt Die Summe meiner einzelnen Teile damit den diversen Dramen, in denen jemand zu Beginn aus dem Gefängnis freikommt, aber nicht den Weg in die Gesellschaft zurückfindet. Das „Verbrechen“ von Martin ist dabei aber kein Raub oder Mord, sondern eine Überforderung mit dem Leben und den Ansprüchen, die an uns gestellt werden. Der Film schildert ein individuelles Schicksal und versteht sich doch als ein universellerer Blick auf Schwächen im System.

Etwas schwammig, aber sehenswert

Wobei der Film das Scheitern des Protagonisten nicht zwangsläufig den anderen zum Vorwurf macht. Sie sind jedoch nicht sehr hilfreich bei dem Versuch, ihn wieder zurück ins Leben und die Gemeinschaft zu bringen. Auch an anderen Stellen gibt sich Die Summe meiner einzelnen Teile etwas ambivalenter. So wirken die Ausflüge in den Wald immer etwas idealisierend, wie eine echte Alternative zu dem, was als normal angesehen wird. Mit geradezu kindlicher Freude erzählt Martin seiner Zufallsbekanntschaft Lena (Henrike von Kuick), einer angehenden Zahnarzthelferin, von dem einfachen Leben. Der Film bedient die Aussteigerromantik, die Vision eines Daseins, die näher an uns dran ist als das entfremdete Vegetieren und den vielen Regeln und Normen, die wir zu erfüllen haben.

Nur wird mit der Zeit klar, dass Martin den Zugang zur Realität verloren hat, er sich zunehmend in seinen Träumen verirrt. Zu einer wirklichen Auseinandersetzung mit den Themen kommt es dadurch kaum, die Gesellschaftskritik bleibt etwas vage und schematisch. Dasselbe gilt für die Versuche einer Erklärung, eine ausgefeilte psychologische Betrachtung sieht anders aus. Und doch ist das Porträt eines Mannes, der durch das Raster fällt und sich aus der Welt zurückzieht, durchaus sehenswert. Die dokumentarisch anmutende Inszenierung, die immer nah an dem Protagonisten bleibt, verbunden mit einer guten darstellerischen Leistung von Hauptdarsteller Peter Schneider machen Die Summe meiner einzelnen Teile zu einem über weite Strecken nüchternen und doch tragischen Porträt. Nur zum Ende hin wird es etwas unnötig dramatisch, da wäre weniger mehr gewesen.

Credits

OT: „Die Summe meiner einzelnen Teile“
Land: Deutschland
Jahr: 2011
Regie: Hans Weingartner
Drehbuch: Hans Weingartner, Cüneyt Kaya
Musik: Björn Wiese
Kamera: Henner Besuch
Besetzung: Peter Schneider, Timur Massold, Henrike von Kuick

Bilder

Trailer

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Die Summe meiner einzelnen Teile
fazit
„Die Summe meiner einzelnen Teile“ folgt einem Mann, der nach der Entlassung aus der Psychiatrie immer mehr den Halt verliert. Der Film kombiniert dabei Gesellschaftskritik mit einem persönlichen Schicksal. Das ist grundsätzlich sehenswert, auch wenn manches schematisch bleibt und es am Ende unnötig dramatisch wird.
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