Hundehügel

Lange schon ist Mikołaj Głowacki (Mateusz Kościukiewicz) nicht mehr in seiner Heimatstadt Zybork gewesen. Als er mit seiner Frau Justyna (Jaśmina Polak), die als investigative Journalistin arbeitet, doch noch zurückkehrt, hält sich die Wiedersehensfreude auch in Grenzen. Nicht nur, dass das Verhältnis zu seinem Vater Tomasz (Robert Więckiewicz) schwierig ist. Mikołaj hängt auch immer noch der Mord an einer früheren Freundin nach, den er in seinem Buch verarbeitete – zum Ärger der anderen. Dabei ist es nicht allein die Vergangenheit, die ihn beschäftigt. So ist es in dem beschaulichen Ort zu einer Reihe brutaler Morde gekommen, die Rätsel aufgeben. Wer hat diese begangen? Und aus welchem Grund? Während das Ehepaar diesem Fall nachgeht, muss es sich auch mit der Vergangenheit auseinandersetzen …

Mördersuche nach einem Roman

Eigentlich wäre der Jahresauftakt eine gute Gelegenheit, um wieder ein paar hoffnungsvolle Titel zu veröffentlichen. Bei Netflix setzt man hingegen wohl auf das Bedürfnis nach düsteren Stoffen, zumindest finden sich viele abgründige Serien zum Start. Direkt zum Start war da Ich vermisse dich, in der eine Polizistin die Geheimnisse um ihren ermordeten Vater und ihren verschwundenen Verlobten hinterherjagt. Bei dem True Crime Werk Genombrottet erfahren wir, wie ein Doppelmord mithilfe eines Ahnenforschers aufgeklärt wird. Nun geht es mit Hundehügel weiter. Ein wahres Verbrechen, das hier verkauft werden kann, gibt es zwar nicht. Dafür aber eine literarische Vorlage: Die Serie ist die Adaption eines Romans von Jakub Zulczyk, der auch schon bei Filmriss die Vorlage lieferte.

Dass die Geschichte aus einem Buch stammt, merkt man dem Werk durchaus an. So ist die Serie vollgepackt mit Figuren und Geschichten, mehrere Stränge werden parallel erzählt, bei denen man nicht weiß, in welchem Zusammenhang sie stehen. Das Motiv, dass die Hauptfigur nach langer Zeit in die Heimat zurückkehrt und sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen muss, gibt es natürlich andauernd. So auch in Krimis, man muss nicht lange suchen, um Filme oder Serien mit solchen Szenarien zu finden. Wenn in Hundehügel ein lang zurückliegendes Verbrechen aufgeklärt werden muss und neue Verbrechen hinzukommen, ist das prinzipiell auch nicht sehr originell. Aber man muss ja nicht immer das Rad neu erfinden. Manchmal tut es auch, bewährte Rezepte gut umzusetzen, damit das Publikum auf seine Kosten kommt. Und das ist bei der polnischen Serie der Fall.

Gemächlich, aber stimmungsvoll

Das liegt zum einen an dem Rätselfaktor. So darf man sich nicht nur fragen, was damals bei dem Mord an der Freundin wirklich geschehen ist, sondern auch, wer in der Gegenwart sein Unwesen treibt. Man lässt sich bei der Aufklärung jedoch recht viel Zeit, es dauert, bis da weitere Hinweise zusammenkommen. Durch die besagte Mehrgleisigkeit wird das noch weiter verstärkt. Ungeduldig darf man bei Hundehügel daher nicht sein. Die fünf jeweils rund eine Stunde langen Folgen haben zwar schon immer mal wieder Momente, in denen die Spannung anzieht oder die Geschichte neue Wege einschlägt. Dennoch sollte man hier nicht erwarten, dass es sehr actionreich wird oder einem Wendungen im Minutentakt um die Ohren geschlagen werden. Zulczyk ist dann doch kein Harlan Coben.

Dafür hält er sich aber auch von den Seifenoper-Untiefen fern. Zwar mangelt es in der Serie nicht an Drama. Dieses ist aber nicht von der überzogenen Natur, sondern wie der Rest der Geschichte eher zurückhaltend und ruhig. Atmosphärisch ist die Adaption sowieso. Wenn wir hier in die Abgründe der Provinz und der menschlichen Seele absteigen, wird es schön düster. Insgesamt war das besagte Filmriss über einen Mann, der sich an nichts erinnert und seinen Sohn sucht, interessanter. Dennoch ist Hundehügel von den bisherigen Serien dieses Jahr die beste. Wer auf der Suche ist nach einem stimmungsvollen Krimi und die entsprechende Zeit mitbringt, sollte hier einmal reinschauen.