Juror 2
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Juror #2

Juror 2
„Juror #2“ // Deutschland-Start: 16. Januar 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Lange wird es nicht mehr dauern, dann steht bei Allison „Ally“ Crewson (Zoey Deutch) endlich Nachwuchs an, nachdem sie zuvor eine schmerzhafte Fehlgeburt erlitten hatte. Da kann es ihr Mann Justin Kemp (Nicholas Hoult) gar nicht gebrauchen, dass er bei einer Gerichtsverhandlung als Geschworener mitmachen soll. Doch seine Proteste bleiben erfolglos, es bleibt ihm nichts anderes übrig. Der Fall scheint dabei klar zu sein: Der für seine Gewalttätigkeit bekannte James Michael Sythe (Gabriel Basso) hat nach einem Streit und im angetrunkenen Zustand seine Freundin Kendall Carter erschlagen. Zumindest sprechen alle Indizien dafür. Während Justin die Beschreibung anhört, stellt er jedoch entsetzt fest, dass er selbst der Täter sein könnte. Schließlich hat er in dieser fraglichen Nacht einen Unfall gebaut. Zwar war er davon ausgegangen, ein Reh umgefahren hatte, das er nicht finden konnte. Aber was, wenn das stattdessen Kendall war?

Bekannte Geschichte mit fiesem Kniff

Jede Karriere hat einmal ein Ende, selbst so langlebige wie beeindruckende wie die von Clint Eastwood. Anfangs ein erfolgreicher Schauspieler, der mit Western wie Für eine Handvoll Dollar oder der Actionreihe Dirty Harry Filmgeschichte schrieb, war er später ein renommierter Regisseur. Das scheint nun aber vorbei zu sein, zumindest heißt es, dass Juror #2 sein letzter Film sein wird. Umso beschämender ist, wie mit diesem umgegangen wurde. So sollte das Werk in den USA lediglich beim hauseigenen Streamingdienst Max gezeigt werden, der Kinostart hatte eher Alibifunktion. Auch hierzulande wird nicht viel investiert. Das ist schade, weil sowohl Eastwood wie auch der Film mehr verdient hätten. Immerhin, sollte das hier die Abschiedsvorstellung gewesen sein, dann ist es eine auf einem hohen Niveau und ein würdiges Finale.

Dabei meint man zunächst noch, es mit einer wenig originellen Neuauflage von Die 12 Geschworenen zu tun zu haben. Wie beim großen Klassiker wird hier ein Mann beschuldigt einen Mord begangen zu haben. Erneut ist es so, dass sich alle einig sind bis auf einen Geschworenen, der Zweifel an der Schuld hat und auf die anderen einredet. Der Clou bei Juror #2 ist: Der Abweichler vermutet, dass er selbst den Tod der Frau herbeigeführt hat. Tatsächlich klar ist das zwar nicht. Es reicht aber, um den Protagonisten in ein Dilemma zu stürzen. Sein erster Impuls, sich zu stellen und eine Verurteilung zu verhindern, ist durch seine Vorgeschichte als ehemaliger Alkoholiker keine Option. Niemand würde ihm glauben, dass er zu der Zeit trocken war. Also muss er es schaffen, einen Freispruch zu erlangen, ohne dass ihn jemand durchschaut.

Stoff zum Nachdenken

Glaubwürdig ist das Szenario natürlich nicht. Juror #2 erzählt keine aus dem Leben entnommene Geschichte. Das hat eher etwas von einem Gedankenexperiment, bei dem es maßgeblich auch um Fragen der Moral geht. Nimmt man in Kauf, das Leben eines anderen zu zerstören, um das eigene zu retten? Macht es einen Unterschied, dass dieser Fremde zuvor viel Unheil angerichtet hat und auch gewalttätig wurde? Einfache Antworten gibt es nicht, nicht für den Protagonisten, nicht für das Publikum, das implizit dazu ermuntert wird, Position zu beziehen. Die Zuschauer und Zuschauerinnen dürfen grübeln, wie sie selbst in einer solchen Situation reagieren würden und was Gerechtigkeit in einem solchen Fall bedeuten würde.

Hört sich verkopft an, ist aber tatsächlich unterhaltsam, sogar spannend. Juror #2 vermischt Drama und Thriller zu einem Film, der über weite Strecken zu packen versteht. Er ist natürlich auch erstklassig besetzt. Im Mittelpunkt steht dabei Nicholas Hoult (Nosferatu – Der Untote), der einen im Grunde netten, aufrichtigen Kerl spielt, der letztendlich aber seine eigenen Überzeugungen begraben muss, um aus der Sache herauszukommen. Das Ende ist ein bisschen überhastet, da werden einige Schritte übersprungen, ohne dass ganz klar würde warum. Manches wird auch nicht ausformuliert. Darüber muss man ebenso hinweg sehen können wie über die angesprochene mangelnde Glaubwürdigkeit. Wer das kann, wird gut bedient mit einem Film, der einem auch über den Abspann hinaus länger in Erinnerung bleibt.

Credits

OT: „Juror #2“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Jonathan Abrams
Musik: Mark Mancina
Kamera: Yves Bélanger
Besetzung: Nicholas Hoult, Toni Collette, J. K. Simmons, Chris Messina, Zoey Deutch, Cedric Yarbrough, Leslie Bibb, Adrienne C. Moore, Gabriel Basso

Trailer

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Juror #2
fazit
„Juror #2“ sieht zunächst nach einem typischen Gerichtsdrama aus, enthüllt dann aber ein moralisches Dilemma eines Geschworenen. Das ist spannend, bietet Stoff zum Nachdenken und ist erstklassig besetzt. Man sollte aber keine Ansprüche an die Glaubwürdigkeit haben, das Ende ist zudem überhastet.
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