Leben ist jetzt – Die Real Life Guys

Im Jahr 2016 gründen die Zwillinge Johannes (Anton Fuchs) und Philipp Mickenbecker (Richard Fuchs) den YouTube-Kanal „The Real Life Guys“. Schon immer waren sie kreative und handwerklich interessierte Kinder, die zusammen eine Vielzahl von Do-It-Yourself-Projekten umsetzten. Als sie schließlich beschließen, diese Projekte auf ihrem YouTube-Kanal zu verewigen, sind ihrer Kreativität keine Grenzen mehr gesetzt. Experimente wie ein selbstgebautes U-Boot oder eine Raketenbadewanne bringen ihnen bis heute zahlreiche Abonnenten ein und führen dazu, dass das Team um die Real Life Guys schnell wächst. Schwester Elli (Kya-Celina Barucki) ist von Anfang an dabei, und je aufwendiger die Projekte werden, desto mehr Freunde der beiden Jungs schließen sich an. Eine Tragödie und eine schwere Krankheit werfen jedoch Schatten auf diese außergewöhnliche Erfolgsgeschichte.

Eine tragische Erfolgsgeschichte

Was als Zeitvertreib neben der Schule begann, entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten deutschen YouTube-Kanäle. Inzwischen zählt der Kanal fast zwei Millionen Abonnenten. Von den drei ursprünglichen Gründern, Philipp, Johannes und Elisabeth Mickenbecker, lebt jedoch nur noch Johannes. Elli Mickenbecker verunglückte 2018 tödlich bei einem Flugzeugabsturz, drei Jahre später erlag Philipp Mickenbecker seiner Krebserkrankung.

Vergeudetes Potenzial

Die bloße Geschichte der Real Life Guys bietet eine Fülle an Emotionen: Optimismus, Ekstase, Spannung, Hoffnung und Trauer. Es ist eine inspirierende Geschichte, die es verdient, auf der großen Leinwand erzählt zu werden. Allerdings transportiert Leben ist jetzt – Die Real Life Guys diese Fülle an Emotionen meist ungelenk. Besonders die Dialoge sind so platt geschrieben und wirken derart unnatürlich, dass die Zuschauer emotional aus dem Film gerissen werden. Darüber hinaus sind alle Szenen mit einer Musik unterlegt, die wenig subtil eine Stimmung vorgeben soll. Schwere Orchestermusik in traurigen Momenten oder überwältigende Pop-Musik, um Ausgelassenheit zu symbolisieren, sind kein neuer Ansatz in Filmen. In Leben ist jetzt – Die Real Life Guys wirken sie jedoch mehr fehl am Platz als unterstützend.

Insgesamt wird dem Publikum zu wenig zugetraut, da keinerlei Raum für Selbstinterpretation gelassen wird. Jede Situation wird durch ungeschickte Dialoge auserklärt, was wiederum zur emotionalen Distanzierung beiträgt. Darüber hinaus verpackt der Film zu viele Botschaften in eine Laufzeit von knapp über anderthalb Stunden.

Da das Drehbuch des Films von Philipp Mickenbeckers Buch Meine Real Life Story – und die Sache mit Gott inspiriert ist, ist es kaum verwunderlich, dass Gott und Glaube eine prominente Rolle spielen. Mit seiner Krebsdiagnose und der Endlichkeit des Lebens konfrontiert, sucht Philipp Trost im Glauben und in einer Existenz über den Tod hinaus. Auch wenn sich diese Szenen nah an der Realität der gläubigen Familie Mickenbecker befinden mögen, wirken sie innerhalb des Films fehl am Platz und aufgezwungen. Religion wird nicht nur thematisiert, sondern fast schon indoktriniert, was Leben ist jetzt – Die Real Life Guys einen unnötig missionarischen Charakter verleiht, der einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

Ungelenk inszeniert

Zusätzlich entscheidet sich das Regie-Duo Maria-Anna Westholzer und Stefan Westerwelle dazu, immer wieder originale Videos der Real Life Guys einzublenden. Was als nette Hommage gedacht ist, entpuppt sich eher als eine Unterbrechung der Handlung – nicht zuletzt, da die beiden echten Zwillinge kaum Ähnlichkeit mit den Schauspielern Richard und Anton Fuchs haben. Die beiden Hauptdarsteller feiern mit Leben ist jetzt – Die Real Life Guys ihr Schauspieldebüt. Wie beim restlichen Cast merkt man ihnen ihre fehlende Erfahrung mehrfach an. Mit den Dialogen hat man den Nachwuchsschauspielern allerdings auch keinen Gefallen getan.