Luccas Welt Los dos hemisferios de Lucca Luccas World Netflix Streamen online
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Luccas Welt

Luccas Welt Los dos hemisferios de Lucca Luccas World Netflix Streamen online
„Luccas Welt“ // Deutschland-Start: 31. Januar 2025 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Als Lucca (Julián Tello) mit einer Zerebralparese zu Welt kommt, wird das für ihre Eltern Bárbara (Bárbara Mori) und Andrés (Juan Pablo Medina) zu einer großen Herausforderung. Auch Jahre später kann der Junge weder laufen noch sprechen, ist rund um die Uhr auf Betreuung angewiesen. Dies führt immer wieder zu Schwierigkeiten innerhalb der Familie, gerade auch, als das Paar noch ein zweites Kind bekommt und Bárbara sich zu wenig um dieses kümmern kann. Richtig kompliziert wird es jedoch, als Lucca beginnt, epileptische Anfälle zu haben und niemand dem Kind helfen kann. Erst als die verzweifelte Mutter von einer neuen Methode erfährt, die in Indien ausprobiert wird, schöpft sie wieder Hoffnung und setzt alles daran, dass ihr Sohn dort aufgenommen wird …

Die wahre Geschichte einer Alltagsheldin

Diesen Monat hat es auf Netflix primär Filme gegeben, die für Spannung sorgen wollten. Da war etwa Nr. 24 über einen jungen Norweger, der im Zweiten Weltkrieg in einer Widerstandgruppe tätig war. Anschließend ging es actionreich weiter. In Ad Vitam wird ein ehemaliges Mitglied der französischen Eingreiftruppe der Nationalgendarmerie von seiner Vergangenheit eingeholt und muss seine entführte Frau befreien. Auch in der Actionkomödie Back in Action geht es um vergangene Ereignisse, welche die Gegenwart beeinflussen, dieses Mal ein ehemaliges Agentenpaar. Ganz so außergewöhnlich wird es in Luccas Welt nicht. Es geht auch nicht um die Vergangenheit. Vielmehr gilt es für eine Familie, eine Zukunft für den eigenen Sohn zu finden und ihm ein besseres Leben zu ermöglichen.

Vorlage hierfür ist der autobiografische Roman Los dos hemisferios de Lucca von Bárbara Anderson, in dem sie ihre Erfahrungen als Mutter eines Sohns mit körperlichen wie geistigen Einschränkungen festgehalten hat. Wenig überraschend ist dann auch der Film aus ihrer Perspektive erzählt. Zwar gibt es auch andere Figuren in der Geschichte, allen voran Ehemann Andrés. Der ist aber deutlich weniger wichtig fürs Geschehen. Tatsächlich ist Luccas Welt kaum an dem Zustand des Jungen interessiert, sondern erzählt primär von dem unermüdlichen Einsatz der Mutter, die allen Widerständen zum Trotz die Behandlung für ihnen Sohn ermöglichen will und alles andere unterordnet. Manchmal ist das ambivalent, wenn das eine oder andere Fragezeichen platziert wird. Insgesamt ist der Film aber primär als Würdigung der Protagonistin gedacht.

Vorsicht Holzhammer-Gefühle!

Das kann man dann aufmunternd und beeindruckend finden, inspirierend sogar, wenn sie jahrelang die Hoffnung nicht aufgibt. Gleichzeitig ist es etwas befremdlich, wie sie für alles eine Absolution erhält und der Film sich vor einer tatsächlichen Auseinandersetzung drückt. Anstatt bei den angesprochenen Themen mal in die Tiefe zu gehen, wird dann ganz dick aufgetragen. Luccas Welt ist völlig ungeniert, wenn es darum geht, das Publikum zu manipulieren und in eine emotionale Geiselhaft zu nehmen. Gerade auch musikalisch kennt man mal wieder kein Halten. Offensichtlich wird den Zuschauern und Zuschauerinnen nicht zugetraut, eigene Schlüsse zu ziehen, weshalb es kontinuierlich mit dem Holzhammer bearbeitet wird. Eine Extraportion Kitsch inklusive.

Das heißt nicht, dass das nicht wirksam ist. Der Film hat auch zweifelsfrei seine Stärken. Da sind immer mal wieder leisere Momente dabei, in denen Hauptdarstellerin Bárbara Mori (Women in Blue) ihr schauspielerisches Talent demonstrieren darf. Außerdem gibt es durch die Reisen nach Indien visuell einiges an Abwechslung. Insofern wird es nicht wenige geben, die sich sehr wohl fühlen werden, so wie es auch von den Verantwortlichen gedacht ist. Und doch ist es schade, dass Luccas Welt so plump ist, wo es mehr Einfühlungsvermögen gebraucht hätte. Gerade auch die Figurenzeichnung ist wieder lausig, wenn die einzelnen Charaktere kaum Persönlichkeit haben, sondern nur ein Mittel zum Zweck sind. Für einen Film, der eigentlich das individuelle Leben feiern will, ist das zu wenig.



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Luccas Welt
fazit
„Luccas Welt“ erzählt die aufbauende Geschichte einer Frau, die für ihren kranken Sohn um die halbe Welt reist und das Unmögliche möglich machen will. Das ist einerseits aufbauend, gut gespielt, mit schönen Settings. Es ist aber mal wieder ungeniert manipulativ, schwingt den Holzhammer, anstatt in die Tiefe zu gehen und sieht die Figuren nur als Mittel zum Zweck.
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