Marcel the Shell with Shoes On
© Universal Pictures

Marcel the Shell with Shoes On

Marcel the Shell with Shoes On
„Marcel the Shell with Shoes On“ // Deutschland-Start: 2024 (Video on Demand / digital)

Inhalt / Kritik

Nachdem seine Ehe gescheitert ist, braucht Dean (Dean Fleischer Camp) eine neue Bleibe. Während er noch auf der Suche nach einem Zuhause ist, zieht er erst einmal in ein Airbnb, um die Zeit zu überbrücken. Dabei lernt er Marcel kennen, eine kleine sprechende Muschel, die zusammen mit ihrer Großmutter Nana Connie dort lebt. Früher waren da sogar noch deutlich mehr Muscheln, doch die anderen Familienmitglieder sind zusammen mit dem Vormieter Mark (Thomas Mann) verschwunden. Während sich Dean und Marcel über dieses und weitere Themen unterhalten, fasst der Filmemacher den Beschluss, einen Dokumentarfilm über seinen neuen kleinen Freund zu drehen und mit anderen zu teilen …

Ein Film abseits der Grenzen

Bei den Academy Awards Anfang 2023 waren eine Reihe sehr sehenswerter Beiträge, die in der Kategorie „Bester Animationsfilm“ gegeneinander antraten. Der sicherlich ungewöhnlichste Anwärter aus dem Quartett war dabei sicherlich Marcel the Shell with Shoes On. Das fängt schon damit an, dass darüber diskutiert werden musste, ob das hier überhaupt ein Animationsfilm ist. Tatsächlich kann man sich da streiten. Im Mittelpunkt steht natürlich der per Stop Motion animierte Titelheld, der die ganze Zeit zu sehen ist. Hinzu kommen noch andere Muscheln, die auf dieselbe Weise animiert wurden. Und doch stellt sich die Frage, inwieweit das jetzt wirklich etwas anderes ist als etwa Sonic the Hedgehog 3, bei dem ganz ähnlich animierte Figuren in die reale Welt platziert wurden.

Aber irgendwie passt das dann auch zu einem Film, bei dem immer wieder Grenzen überschritten werden. Beispielsweise spielt Regisseur Dean Fleischer Camp einen Regisseur namens Dean, beide haben zuvor dokumentarisch gearbeitet. Bei beiden ist auch die Ehe gescheitert: Der reale Dean war jahrelang mit Jenny Slate verheiratet, die am Drehbuch mitgearbeitet hat und im englischen Original Marcel spricht. Da verschwimmen schon die Grenzen zwischen dem Fiktionalen und dem Biografischen. Dass Deans Spielfilmdebüt Marcel the Shell with Shoes On eine Mockumentary ist, also ein Spielfilm, der so tut, als wäre er ein Dokumentarfilm, verstärkt das noch. Wäre da nicht das betont absurde Element, eine Muschel Schuhe tragen und sprechen zu lassen, man wüsste gar nicht mehr, was jetzt echt ist und was nicht.

Schräg und herzerwärmend

Dabei haben Camp, Slate und Nick Paley, der ebenfalls das Drehbuch verfasst hat, einiges über die reale Welt zu sagen. Marcel the Shell with Shoes On nimmt das immer wieder bewährte Prinzip, einen naiven Charakter in die Welt der Menschen zu verfrachten, die er mit staunenden Augen und vielen Fragen erkundet. Auf diese Weise werden Dinge hinterfragt, die wir längst als selbstverständlich nehmen. Das hätte auch satirisch umgesetzt werden können. Ganz so weit geht man aber nicht, der Humor ist eher schräg als bissig. Dazu gibt es viele herzerwärmende Momente, die von Freundschaft und Familie handeln. Gerade im weiteren Verlauf, wenn die Großmutter-Muschel deutlich abbaut, dürfte sich so manche Träne in die Gesichter der Zuschauer und Zuschauerinnen schleichen.

Schön ist das Ergebnis so oder so. Zwar verzichtet man auf eine richtige Geschichte, sondern hat vielmehr kleine Vignetten zusammengeschnitten – man merkt da deutlich, dass es vor Marcel the Shell with Shoes On bereits mehrere Kurzfilme gab mit demselben Titel und derselben Figur. Aber es macht Spaß, Zeit mit diesem ungewöhnlichen kleinen Helden zu verbringen, ihm zuzuhören, wie er über die Welt spricht. Dabei ist der Film auch voller kleiner skurriler Einfälle, die ihn zu etwas Besonderem machen. Wer hätte gedacht, dass ein Werk über eine Muschel derart menschlich sein kann? Dass man Dean Fleischer Camp dazu verpflichtet hat, das Remake von Lilo & Stitch zu drehen, ist daher schon verständlich. Aber auch etwas schade, da er dort kaum die Kreativität wird beweisen können, die er hier gezeigt hat.

Credits

OT: „Marcel the Shell with Shoes On“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Dean Fleischer Camp
Drehbuch: Dean Fleischer Camp, Jenny Slate, Nick Paley
Musik: Disasterpeace
Kamera: Bianca Cline
Besetzung: Dean Fleischer Camp

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2023 Bester Animationsfilm nominiert
BAFTA 2023 Bester Animationsfilm nominiert
Golden Globes 2023 Bester Animationsfilm nominiert
Independent Spirit Awards 2023 Bester Schnitt Dean Fleischer Camp, Nick Paley nominiert

Filmfeste

Telluride Film Festival 2021
SXSW 2022

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Marcel the Shell with Shoes On
fazit
„Marcel the Shell with Shoes On“ ist eine Mockumentary über einen Regisseur, der das Leben einer sprechenden Muschel festhält. Der Film lässt dabei auf vielfache Weise Grenzen verschwimmen, ist gleichzeitig skurril und sehr menschlich. Das Ergebnis macht Spaß, auch wegen mehrerer origineller Einfälle, und geht im weiteren Verlauf sehr zu Herzen.
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