Marie Brand und das tote Au-pair

Als das Au-pair Alice Taylor (Sonja Joanne Geller) tot unter einer Brücke gefunden wird, der kaputte Motorroller daneben, ist für Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann) der Fall klar: Sie ist im betrunkenen Zustand durch die Leitplanke gekracht und in den Tod gestürzt. Marie Brand (Mariele Millowitsch) hat aber ihre Zweifel, dass das wirklich so gewesen ist. Tatsächlich kommt bei den Untersuchungen heraus, dass die Engländerin keinen Alkohol getrunken hatte. Und dann wären da noch diverse Ungereimtheiten. Die Polizei nimmt daher Alice’ Arbeitgeber Yasin Malik (Mohamed Achour) und dessen Tochter Ela (Saron Degineh) unter die Lupe. Aber auch Fahrlehrer Jochen Keuber (Andreas Lust), dessen Sohn Marten (Luke Matt Röntgen) mit der Toten zusammen war, muss sich unangenehme Fragen anhören …

Ein Fall voller Rätsel

Sie gehören zu der festen Größe in der deutschen Krimilandschaft: die Filme um die Kommissarin Marie Brand und ihren etwas einfach gestrickten Gehilfen Simmel. Seit 2008 strahlt das ZDF diese aus, lockt damit beständig ein Millionenpublikum vor die Fernseher, jedes Jahr kommen verlässlich zwei neue Teile hinzu. Zuletzt ging es in Marie Brand und die verfolgte Braut um einen Stalker, der auf einem Campingplatz beschossen wird, bei Marie Brand und die lange Nase wurde ein Museumsdirektor ermordet. Fans bekommen jetzt wieder Nachschub, mit Marie Brand und das tote Au-pair steht der inzwischen 36. Teil des Dauerbrenners auf dem Programm und soll die Erfolgsgeschichte fortsetzen. Und damit das auch klappt, wird hier keinerlei Risiko eingegangen.

So handelt es sich um einen ganz klassischen Whodunit, wo am Anfang eine Leiche gefunden wird und anschließend herausgefunden werden muss, wer den Mord begangen hat. Dass es sich um ein Verbrechen handelt, ist klar, sonst gäbe es schließlich keinen Krimi. Auch bei der Ermittlung hält man sich an das Bewährte, wenn das berufliche wie private Umfeld untersucht wird. Bei Marie Brand und das tote Au-pair verschwimmen die Grenzen aus beidem zwar ein wenig, was am Ergebnis aber wenig ändert. Ein paar Eigenheiten gibt es dabei durchaus, die Rätsel aufgeben. Anders als man erwarten sollte, ist beispielsweise das Opfer erst nach dem Roller von der Brücke gestürzt. Seltsam ist zudem, dass weder ihr Helm noch ihr Handy am Tatort zu finden sind. Wie kann das sein?

Konstruiertes Mittelmaß

Anlass zum Grübeln gibt es also einigen. Tatsächlich ist der Fall einer der komplexeren, wenn diverse prinzipiell voneinander unabhängige Geschichten miteinander verwickelt werden. Da geht es um Malik, die Fahrschule sowie Enrico Seifert (Pit Bukowski), der die Tote gefunden hat, immer gehen damit irgendwelche Geheimnisse einher. An krimineller Energie mangelt es in Marie Brand und das tote Au-pair nicht, auch wenn die entsprechenden Personen das teilweise anders sehen. Glaubwürdigkeit solle man jedoch nicht erwarten. Es ist manchmal nur ein kleiner Schritt von komplex zu konstruiert. Ein bisschen wirr ist das Ergebnis schon, das sich der krimierfahrene Autor Timo Berndt (Ein starkes Team: Der tote Mörder) da ausgedacht hat.

Beim Humor wäre hingegen mehr erfreulich gewesen. An Versuchen, das Publikum zum Lachen zu bringen, mangelt es dabei nicht. Zu diesem Zweck darf sich Simmel mal wieder an Frauen ranwerfen und irgendwelchen Blödsinn von sich geben, so wie immer also. Das war aber auch schon mal lustiger, der Polizist ist eher anstrengend als unterhaltsam. Fans muss das nicht stören, die meisten Teile der Reihe bewegen sich etwa auf dem Niveau, Marie Brand und das tote Au-pair ist da nicht besser oder schlechter. Das bedeutet umgekehrt aber auch, dass der Film letztendlich nur bestehende Fans bedient. Neue wird man hiermit kaum gewinnen können. Trotz der überkonstruierten Geschichte hat der Teil nicht wirklich viel zu bieten, wofür man unbedingt einschalten müsste.