In Schwanitz wissen alle, dass man besser einen Bogen um das Nolden-Haus machen sollte. Schließlich soll dort noch der Geist von Inge Nolden umhergehen, die sich vor vielen Jahren aus Kummer erhängt hat, nachdem sie von ihrem Mann verlassen wurde. Lena Helbing (Joanna Kitzl) lässt sich davon aber nicht abschrecken, ist fest entschlossen, aus dem angeblichen Spukhaus ihr neues Heim zu machen. Doch schon am nächsten Tag ist auch sie tot, erhängt auf dem Dachboden, so wie es bei Nolden damals der Fall war. Für manche steht nach einer spiritistischen Sitzung fest, dass tatsächlich der Geist der Toten zurück ist. Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann), Hannah Wagner (Jana Klinge) und Jule Christiansen (Marleen Lohse) sind jedoch skeptisch. Doch auch sie stehen vor einem Rätsel, zumal da einige seltsame Vorkommnisse sind …
Ein rätselhafter Todesfall
Aller guten Dinge sind drei. Zumindest scheint das der Gedanke hinter der ARD-Krimireihe Nord bei Nordwest zu sein, bei der es jedes Jahr drei neue Folgen gibt, die im wöchentlichen Abstand ausgestrahlt werden. So eben auch 2025. Los ging es dieses Jahr mit dem überraschend politischen Fette Ente mit Pilzen, bei dem die Wahrheitssuche zu einem mysteriösen Verkehrsunfall zu einem dubiosen chinesischen Restaurant führte. Die Woche drauf war das mit viel Humor erzählte Haare? Hartmann! zu sehen, wo der Kampf um eine wertvolle Briefmarke diverse Leichen nach sich zog. Mit Das Nolden-Haus geht nun die aktuelle Staffel zu Ende. Auch bei dieser ist wie so oft am Anfang eine Leiche, ganz klassisch also.
Anders als vergangene Woche darf diesmal aber wieder viel gerätselt werden. Wo beim letzten Mal klar war, wer da wen umgebracht hat – und aus welchem Grund –, da weiß man hier eigentlich gar nichts. Sicher, dass da ein Geist umhergeht, ist unwahrscheinlich. Ein Selbstmord wird es auch nicht sein, denn wo kein Verbrechen, da auch keine Krimigeschichte. Nur ist bei Nord bei Nordwest: Das Nolden-Haus völlig offen, warum jemand die Frau ermorden sollte. Hat es etwas mit ihr zu tun? Ist die Antwort im Haus zu suchen? Aber weshalb sollte sich jemand für ein Haus interessieren, in dem jahrelang niemand gewohnt hat? Bis das Publikum erste Hinweise bekommt, dauert es eine Weile. Statt effizienter Spurensuche steht eher Atmosphäre auf dem Programm.
Atmosphärisch und unterhaltsam
Die ist ganz gut geworden. Das alte Anwesen ist ein stimmungsvolles Setting, dem wir auch die eine oder andere schöne Aufnahme verdanken. Die Szene um die Séance ist ebenfalls sehenswert, wobei daran das kultige Bestatter-Duo Töteberg (Stephan A.Tölle) und Bleckmann (Regine Hentschel) seinen Anteil hat, die immer für Komik gut sind. Auch sonst ist bei Nord bei Nordwest: Das Nolden-Haus wieder Humor, wenngleich weniger als zuvor. Amüsant ist beispielsweise ein Wettstreit zwischen Hauke und Hannah, wer von den beiden unpünktlicher ist – Strichliste inklusive. Aus der Geistersache holt man hingegen humoristisch erstaunlich wenig heraus, was den Film für Zuschauer und Zuschauerinnen interessanter macht, denen das beim letzten Mal zu albern war.
Insgesamt ist der 27. Teil der Reihe wieder ein solider Film geworden, der Fans Freude bereiten sollte. Das Zusammenspiel des Ensembles funktioniert, die einzelnen Bestandteile werden unterhaltsam miteinander kombiniert. Zum Ende hin wird es sogar etwas spannender. Die Auflösung ist dabei weniger glücklich, man muss das Verhalten nicht ganz nachvollziehen können. Das schmälert den Eindruck aber nur unwesentlich. Nord bei Nordwest: Das Nolden-Haus kann man sich gut anschauen und ist im Kontext der vielen nur wenig interessanten Krimis, die Woche für Woche im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt werden, einer der besseren. Nächste Woche wird mit Kobold Nr. Vier ein Film aus dem Vorjahr gezeigt.
OT: „Nord bei Nordwest: Das Nolden-Haus“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Felix Herzogenrath
Drehbuch: Niels Holle
Musik: Stefan Hansen
Kamera: Lars R. Liebold
Besetzung: Hinnerk Schönemann, Jana Klinge, Marleen Lohse, Anna Grisebach, Sabine Vitua, Joanna Kitzl, Dirk Böhling, Victoria Fleer, Cem Ali Gültekin
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