Als bei Schwanitz eine chinesische Staatsbürgerin stirbt, steht die Polizei vor einem Rätsel. Zwar ist sie bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, was für sich genommen nicht der Rede wert ist. Allerdings gibt es Anzeichen dafür, dass sie zuvor von jemandem verfolgt wurde. Aber von wem? Und aus welchem Grund? Hauke Jakobs (Hinnerk Schönemann) folgt einer Spur in das Mandarin, ein neues asiatisches Restaurant mit Pension. Auch Jule Christiansen (Marleen Lohse) erscheint der Laden dubios, sie vermutet einen Zusammenhang mit zwei verschwundenen Dalmatinern. Und als wäre das nicht alles schon kompliziert genug, kündigt Hannah Wagner (Jana Klinge) aus heiterem Himmel an, ihre Urlaubsbekanntschaft Kevin Behmur (Michael Raphael Klein) heiraten und aus der Stadt wegziehen zu wollen …
Krimi mit viel Rätselpotenzial
Für viele gehören sie zu einem gelungenen Jahresauftakt dazu: die Filme der ARD-Krimireihe Nord bei Nordwest. 2014 begonnen, gibt es seit 2018 einen festen Veröffentlichungsrhythmus, bei dem immer im Januar neue Teile im wöchentlichen Abstand ausgestrahlt werden. Das Publikum hat sich darauf eingestellt, regelmäßig schalten acht Millionen Menschen ein. Das heißt aber nicht, dass die einzelnen Filme immer auf Gegenliebe stoßen. So war letztes Jahr Die letzte Fähre sehr umstritten, das über weite Teile im Unterbewusstsein des im Koma liegenden Haukes spielte und entsprechend irre war. Nun gibt es ein neues Trio, welches die Fans abzuholen versucht. Los geht es mit Fette Ente mit Pilzen, danach folgen jeweils donnerstags Haare? Hartmann! und Das Nolden-Haus.
Der Fall ist dabei wieder traditioneller als der direkt vorangegangene. So startet die Geschichte mit dem Fund einer Leiche, danach muss rekonstruiert werden, was geschehen ist. Zwar handelt es sich dieses Mal um keinen Mord, was für etwas Abwechslung sorgt. Dennoch kommt es zu einer regulären Spurensuche. Anders als beim klassischen Whodunit werden dabei weniger einzelne Verdächtige vorgeführt. Stattdessen ist bei Nord bei Nordwest: Fette Ente mit Pilzen klar, dass die Antwort im chinesischen Restaurant zu finden ist. Das Rätsel betrifft also weniger die Personen, sondern die Institution. Was genau geht dort vor sich? Und was wollte das Opfer dort? Dabei werden verschiedene Theorien durchgegangen und wieder verworfen, bevor es am Ende doch wieder ganz anders kommt. Wer gerne Hypothesen aufstellt, bekommt also zu tun, auch wenn wohl niemand von sich aus auf die Lösung kommen wird.
Unerwartet politisch
Etwas unerwartet ist dabei die politische Komponente des Films. Da geht es beispielsweise um die Vorurteile, die chinesische bzw. fernöstliche Menschen hierzulande erdulden müssen. Das wird aber mit Humor erledigt, weniger mit erhobenem Zeigefinger. Amüsant ist beispielsweise der sicherlich zutreffende Kommentar, dass man hierzulande in Restaurants nicht authentisch sein muss, weil die Leute sich eh nicht auskennen. Aber auch das Reich der Mitte wird erstaunlich offen an den Pranger gestellt, bei Nord bei Nordwest: Fette Ente mit Pilzen scheut man nicht davor zurück, die Schattenseiten anzusprechen. Das ist natürlich ein großer Spagat, den der Film wagt, gleiches gilt für den Mix aus Komik und Thrillerelementen. Und dann ist da auch noch die Liebe, wenn Hauke, Hannah und Jule mal wieder in diesem Gefühlsdreieck herumwaten, weil niemand offen spricht.
Im Großen und Ganzen funktioniert das aber gut. Es gibt immer mal wieder unterhaltsame Szenen, etwa wenn es zu einem Bestatter-Wettstreit kommt. Auch visuell hat der Film einiges zu bieten. Da treffen das Setting des China-Restaurants auf Drohnenaufnahmen der Landschaft. Zwischendurch gibt es nette Farbakzente. Insgesamt ist Nord bei Nordwest: Fette Ente mit Pilzen damit ein gelungener Auftakt für die neue Staffel, auch wenn man dem Film noch ein bisschen mehr Mut gewünscht hätte. Da hätte es Gelegenheiten gegeben, noch etwas stärker an den Konventionen zu rütteln, selbst wenn Fans das nicht unbedingt gutheißen würden.
OT: „Nord bei Nordwest: Fette Ente mit Pilzen“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Steffi Doehlemann
Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
Musik: Stefan Hansen
Kamera: Oliver-Maximilian Kraus
Besetzung: Hinnerk Schönemann, Jana Klinge, Marleen Lohse, Yu Fang, Lam Vissay, Sebastian Jakob Doppelbauer, Michael Raphael Klein, Yvonne Yung Hee Bormann, Yung Ngo, Cem Ali Gültekin
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