Auch wenn seine Familie nicht viel davon hielt, hat sich Alex Diaz (Brandon Larracuente) seinen Traum erfüllt und ist der Polizei beigetreten. Allerdings gilt es vorher noch die Probezeit zu überstehen, in der er sich zu beweisen hat. Damit er auch weiß, was zu tun ist, wird ihm die erfahrene Traci Harmon (Troian Bellisario) an die Seite gestellt, die ihm alles beibringen soll. Dabei hat sie selbst einiges mit sich herumzutragen, ist zuvor doch eine Polizistin getötet worden, die sie früher selbst eingewiesen hat. Zwar lässt sich Harmon nichts anmerken, doch die Geschichte geht ihr sehr nahe, weshalb sie alles dafür tun will, um die Mörder hinter Gitter zu bringen …
Aus dem Alltag der Streifenpolizei
Zum Jahresauftakt schießt Netflix aus allen Rohren, hat eine Reihe von Serien herausgebracht, bei der die Hauptfiguren Verbrecher jagen. Das kann mal durch die Polizei geschehen wie bei der wendungsreichen Bestseller-Adaption Ich vermisse dich oder dem True-Crime-Drama Genombrottet. Bei Subterran ist es die Freundin eines ermordeten Polizisten, die für Gerechtigkeit sorgen will. Bei Amazon Prime Video geht es im Vergleich deutlich ruhiger zu. Aber auch der Streamingdienst will von dem Bedarf für solche Stoffe profitieren und bringt daher On Call an den Start. Dabei bringt die US-Serie auch einige Punkte mit, welche sie von den obigen Titeln unterscheiden und zumindest theoretisch als Alternative erscheinen lassen.
Ein Unterschied ist, dass hier – anders als bei den obigen Beiträgen – nicht ein einziger Fall vorliegt, der verfolgt wird. Da ist zwar die Sache mit der ermordeten Polizistin, was immer mal wieder auftaucht und eine Antriebsfeder ist für Harmon. Insgesamt geht es in On Call aber mehr um den Alltag des Duos, um die Einsätze. Und vor allem die Herausforderungen. Dieser Versuch einer größeren Realität spiegelt sich auch in der Optik wider. Immer wieder kommen alternative Kameras zum Einsatz, seien es Dash Cams oder Body Cams, welche zusammen mit den häufigen Handkameras den Eindruck vermitteln, selbst mit den beiden unterwegs zu sein. Leider wird dieses Konzept aber nicht ganz konsequent umgesetzt. Beispielsweise sind da immer wieder Szenen mit sprunghaften Nahaufnahmen der Gesichter, was sehr unnatürlich aussieht und damit den dokumentarischen Look sabotiert.
Fragwürdig und nicht konsequent genug
Inhaltlich ist das hier auch so eine Sache. Die Serienschöpfer Tim Walsh und Elliot Wolf packen hier schon jede Menge Klischees aus und kombinieren das dann mit viel Familiendrama. Beispielsweise kommt später Harmons Schwester hinzu, bei Diaz gibt es Streit wegen seines Berufs. Und weil das noch nicht genug Konflikt gibt, wird auch innerhalb der Polizei gestritten. Spannend ist das jetzt weniger. Obwohl die Folgen kurz sind, um die halbe Stunde jeweils, zieht sich das mitunter ein wenig. Dafür gibt es in On Call Szenen, über die man sich aufregen darf. Vor allem der sehr willkürliche Umgang mit Regeln und Gesetzen gibt Anlass für Ärger, zumal auch hier Konsequenz fehlen. Wenn Harmon ihrem Schützling vorwirft, auf eigene Faust zu handeln, ist das angesichts ihrer eigenen Alleingänge schon sehr verlogen. Sie scheint da je nach Szene auch ganz unterschiedliche Ansichten zu haben.
Wer großzügig ist, darf darin eine größere Menschlichkeit entdecken, wenn hier alle irgendwelche persönlichen Schwächen haben. Wo in anderen Filmen und Serien die Polizei schon mal glorifiziert wird, kann man das hier kaum behaupten. Es fehlt bei On Call aber eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Zu oft hat man hier den Eindruck, dass der Zweck die Mittel heiligt und Gesetze eher Empfehlungen entsprechen. Auch das kann eine Aussage sein, da es zudem nie Folgen zu geben scheint. Wenn das aber so schwammig ausfällt wie hier, bringt das nicht so wahnsinnig viel, als Denkanstoß ist das zu schwach. Ein paar spannendere Szenen gibt es schon, was im Zusammenspiel mit der Pseudo-Doku-Optik genug sein kann, um hier auf seine Kosten zu kommen. Irgendwie ist das aber nichts Halbes und nichts Ganzes.
OT: „On Call“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Eriq LaSalle, Brenna Malloy
Drehbuch: Tim Walsh, Elliot Wolf, Molly Manning, Bryan Gracia, Tiffany Bratcher, John Conley
Idee: Tim Walsh, Elliot Wolf
Musik: Atli Örvarsson
Kamera: Adam Silver
Besetzung: Troian Bellisario, Brandon Larracuente, Eriq LaSalle, Lori Loughlin, Rich Ting
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