Eigentlich ist Gorō Amamiya dafür da, um neues Leben auf die Welt zu bringen, als Gynäkologe hat er bereits zahlreichen Frauen bei der Geburt geholfen. Doch als er eines Tages dem Pop Idol Ai Hoshino helfen soll, zwei Kinder zu kriegen, ohne dass es ihre Fans mitbekommen, ändert sich alles bei ihm. So wird er von einem dieser Fans ermordet und ausgerechnet als der Sohn von Ai wiedergeboren, kann sich dabei an sein vorheriges Leben erinnern. Seine gleichzeitig geborene Zwillingsschwester ist ebenfalls eine Bekannte: die Jugendliche Sarina, die zuvor Patientin von Gorō war und an einem Hirntumor gestorben ist. Sie war es auch, die dem Arzt die Welt der Idols näherbrachte. Dass sie sich auf diese Weise wiedersehen würden, hätte er sich nicht zu träumen gewagt – und das ist nur der Anfang eines Abenteuers, das ihn in die Abgründe der Unterhaltungsindustrie führt …
Wiedergeburt mal anders
Es ist inzwischen kaum noch möglich, sich die ganzen Animes zu merken, bei denen die Hauptfigur auf tragische Weise stirbt und anschließend in einer fremden Welt oder möglichst kurios wiedergeboren wird. In My Next Life as a Villainess: Wie überlebe ich in einem Dating-Game? wird eine Jugendliche nach einem Unfalltod in einem Videospiel wiedergeboren, das sie zuvor intensiv gespielt hat. Bei Reincarnated as a Sword kommt ein Mann nach einem Verkehrsunfall als Schwert wieder zu sich. Etwas Besonderes ist zudem Meine Wiedergeburt als Schleim in einer anderen Welt, das es auf mehrere Staffeln und Filme bringt. Ein weiterer Titel, der in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhielt, ist [Oshi no Ko] – [Mein*Star]. Los ging es 2020 als Manga, geschrieben von Aka Akasaka, illustriert von Mengo Yokoyari. Seither sind 16 Bände erschienen, zwei Anime-Staffeln und auch eine Live-Action-Adaption.
Das muss natürlich nicht viel heißen, auch austauschbare 08/15-Geschichten werden in der japanischen Unterhaltungsindustrie ausgeschlachtet ohne Ende. In dem Fall hier ist das aber etwas überraschend, da [Oshi no Ko] – [Mein*Star] sich mit eben dieser Industrie auseinandersetzt – und nicht viel Schmeichelhaftes darüber zu sagen hat. Schon in der ersten Folge, die ganz untypisch eine Stunde lang ist, kommt da eine Menge zur Sprache. Wenn Ai ihre Kinder vor der Welt verheimlicht, weil das schlecht fürs Geschäft ist, ist das schon ein starkes Stück. Beim mordenden Fan wird es dann besonders abgründig. Und das ist nur der Anfang. Später werden die Kinder von Ai selbst Anläufe starten, in der Industrie Fuß zu fassen, aus verschiedenen Gründen. Dabei machen sie Erfahrungen, die etwas mächtig an der glamourösen Fassade kratzen.
Wilder Genremix
Mindestens so ungewöhnlich wie das Szenario ist der kontinuierliche Genrewechsel. Gerade der Mord weckt natürlich Erinnerungen an den Anime-Thriller-Klassiker Perfect Blue, bei dem ein Idol verfolgt wird. Manche Passagen der Serie sind dramatisch, wenn sich die Menschen abstrampeln und mit tragischen Ereignissen klarkommen müssen. Und dann sind da noch zahlreiche Szenen, in denen mit Humor gearbeitet wird. Auf diese Weise ist [Oshi no Ko] – [Mein*Star] ein bunter Mix, verknüpft Rachethriller mit Comedy, Drama mit Musik, Alltagsbetrachtungen mit Fantasy – und fügt dann noch eine Romanze ein. Sonderlich harmonisch ist das Ergebnis nicht, zum Teil sabotiert man sich selbst mit diesen ständigen Wechseln. Auch bei den Einzelteilen überzeugt das nicht alles, da sind beispielsweise hin und wieder recht plumpe Witze dabei.
Und doch ist die Summe sehenswert. So will man natürlich schon mehr über den Mord wissen, wenn sich Aqua, der wiedergeborene Sohn, auf die Suche macht. Und auch die Einblicke in die Industrie sind spannend geworden. Die Umsetzung durch das Animationsstudio Doga Kobo kann sich sehen lassen. Zwar sind die Designs und die Hintergründe wenig bemerkenswert. Dafür gibt es zwischendurch immer mal wieder Showeinlagen, welche den Anime aufwerten. Wer sich für solche interessiert, wird bei [Oshi no Ko] – [Mein*Star] gut bedient. Aber auch ein Publikum, das auf der Suche nach einer Serie ist, die tatsächlich mal etwas Neues ausprobiert, sollte es einmal hiermit versuchen.
OT: „Oshi no Ko“
Land: Japan
Jahr: 2023
Regie: Daisuke Hiramaki
Drehbuch: Jin Tanaka
Vorlage: Aka Akasaka, Mengo Yokoyari
Musik: Takurō Iga
Animation: Doga Kobo
Amazon (Blu-ray „[Oshi no Ko] – [Mein*Star]“)
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