Ein Jagdausflug von zwei Pärchen wird durch das alleinige Auftauchen von Kyle (Joris Jarsky) – dem Jugendfreund von Sophie (Missy Peregrym), der zudem damals eine Affäre mit ihr hatte – ordentlich durcheinandergebracht. Sophies Freund Nolan (Damon Runyan) ist davon wenig begeistert, doch Sophie besteht darauf, dass Kyle ihm den Umgang mit Bogen und Gewehr beibringt. Nolan, ein Journalist, will nämlich nicht nur jagen, sondern auch einen Artikel über das Thema schreiben. Was folgt, ist eine angespannte Jagdausflugs-Dynamik, die von persönlichen Konflikten und überraschenden Gefahren – darunter die Rückkehr von Wölfen in die Region – geprägt ist.
Ein Film, zwei Hälften
Manchmal ist es das Talent eines Regisseurs, das einen Film vor dem Abgrund bewahrt. Genau das trifft auf Adam MacDonalds Out Come the Wolves – Wir sind die Beute zu. Die erste Hälfte des Films fokussiert sich auf ein Kammerspiel in der Jagdhütte: ein klassisches Dreiecksdrama, in dem Spannungen und Eifersucht im Vordergrund stehen. Leider gestaltet sich dieser Abschnitt austauschbar und vorhersehbar. Der Konflikt zwischen Nolan und Kyle tritt offen zutage, und Sophies Vermittlungsversuche machen wenig Eindruck. Zuschauer, die sich aufgrund des Titels auf einen knackigen Survival-Thriller oder gar einen Tier-Horror eingestellt haben, könnten hier bereits die Geduld verlieren. Denn trotz MacDonalds Bemühen, durch innovative Kameraeinstellungen und schnelle Schnitte frischen Wind in die statische Handlung zu bringen, bleibt dieser Teil des Films eher zäh.
In der zweiten Hälfte, wenn die titelgebenden Wölfe endlich ins Spiel kommen, wird die Sache nicht unbedingt besser. Die Entscheidungen der Figuren – etwa, dass sich die zerstrittenen Männer überhaupt gemeinsam auf die Jagd begeben – sind oft nicht nachvollziehbar. Noch dazu sind die beiden Männer zu unsympathisch, um als Identifikationsfiguren zu dienen. Erst mit Sophies Wiederauftauchen könnte die Spannung anziehen, doch auch ihre Handlungen entziehen sich oft jeder Logik.
MacDonalds Regie rettet den Film
Was den Film jedoch über Wasser hält, ist Adam MacDonalds Regie. Der Mann weiß, wie man aus wenig viel macht. Schon in Backcountry – Gnadenlose Wildnis von 2014 bewies er, dass er ein Talent dafür hat, mit minimalistischen Mitteln große Wirkung zu erzielen. Auch in Out Come the Wolves spielt er mit geschickten Kameraperspektiven, dynamischen Montagen und einer bewusst gewählten Bildsprache, die oft mehr Spannung erzeugt, als die Geschichte eigentlich hergibt. Obwohl auf aufwendige Spezialeffekte verzichtet wurde, gelingt es ihm immer wieder, bedrohliche Atmosphäre zu schaffen – vor allem in den Szenen mit den Wölfen.
Am Ende bleibt ein Film, der gleichzeitig ärgerlich und beeindruckend ist. Während man sich über das klischeebeladene, oft schlicht unsinnige Drehbuch von Enuka Okuma den Kopf zerbricht, staunt man doch über die inszenatorische Raffinesse, mit der Adam MacDonald unter Mithilfe der solide agierenden Darsteller dem Werk Leben einhaucht.
OT: „Out Come the Wolves“
Land: Kanada
Jahr: 2024
Regie: Adam MacDonald
Drehbuch: Enuka Okuma
Musik: Lee Malia
Kamera: Christian Bielz
Besetzung: Missy Peregrym, Joris Jarsky, Damon Runyan
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