Cheung Sung-bong (Donnie Yen) ist aus tiefster Überzeugung Polizist und glaubt fest an die Wichtigkeit von Regeln und Gesetzen. Dafür legt er sich mit allen an, selbst mit Kollegen, weshalb so manche nicht gut auf ihn zu sprechen sind. Zu diesen gehört auch Yau Kong-ngo (Nicholas Tse), dessen ehemaliger Mentor Cheung ist und der nach einem gewaltsamen Zwischenfall selbst hinter Gittern landete. Inzwischen ist er wieder frei und hat Rache an der Polizei geschworen, von der er sich ungerecht behandelt fühlt. Nach einem brutalen Überfall auf eine Gruppe von Polizisten, die gerade Jagd auf eine Drogengang machte, gilt es, den ehemaligen Gesetzeshüter zu stoppen. Und das kann nur Cheung, der fest entschlossen ist, für Gerechtigkeit zu sorgen …
Die Polizei und das Gesetz
Eigentlich ist die Polizei ja dafür da, um Verbrechen zu verhindern oder zumindest diese aufzuklären. Was aber, wenn es gerade sie ist, die für solche verantwortlich ist? Wie oft das in der Realität vorkommt, darüber lässt sich streiten. In Filmen und Serien ist das Thema aber dankbar, die Beispiele für korrupte Vorgänge sind zahlreich. Bei Raging Fire kommt das gleich doppelt zum Einsatz. So ist der Gegenspieler eben ein ehemaliger Polizist, dessen Handeln tatsächlich Konsequenzen hatte, was er so aber nicht akzeptieren will. Im Grunde läuft es daher auf einen Zweikampf hinaus zwischen dem guten Cop und dem bösen Ex-Cop. Ein bisschen erweitert wird das dadurch, dass der Protagonist so gut ist, dass ihn selbst die nicht-kriminellen Polizisten nicht dabeihaben wollen.
Zu gut um wahr zu sein, also? Ein bisschen schon. Wo andere Krimis und Thriller ihren Protagonisten Ecken und Kanten mitgeben, fällt Cheung durch ein völliges Fehlen derselben auf. Anders gesagt: Er hat keine Persönlichkeit. Dass die Figur durch Donnie Yen verkörpert wird, dessen kämpferisches Talent das schauspielerische immer weit überragte, macht die Sache nicht besser. Überhaupt sollte man an Raging Fire keinerlei inhaltliche Ansprüche haben. So geben die übrigen Charaktere ebenso wenig her wie die Geschichte. Das hat eher Alibifunktion, um Actionszenen einbauen zu dürfen. Die dezenten Ansätze, die Kämpfe gesellschaftlich relevant zu machen, darf man getrost ignorieren. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit den Themen findet schlicht nicht statt.
Spaßige Action
Aber das muss ja nicht unbedingt ein Problem sein, solange die Action stimmt. Und das tut sie. Regisseur und Co-Autor Benny Chan, der sich im Hongkong-Kino einen Namen machte und hiermit seinen letzten Film drehte, bevor er mit 58 an Krebs verstarb, zeigt hier noch einmal sein Talent. Da gibt es Verfolgungsjagden und Schusswechsel. Zur Hochform läuft Raging Fire aber vor allem dann auf, wenn Hände und Füße zum Einsatz kommen. Wer gern „echte“ Action sieht anstatt der Hollywood-Variante, die mit schnellen Schnitten und Green Screens etwas vorgaukelt, was gar nicht da ist, kommt hier auf seine Kosten. Dabei sind die Kämpfe von einer eher dreckigen Art, verzichten auf Eleganz zugunsten von Schweiß und Tränen. Das ist vielleicht nicht schön, aber doch gut anzusehen.
Das gilt insgesamt dann auch für den Film an sich. Raging Fire ist vielleicht kein Beitrag, der einem groß in Erinnerung bleiben würde, dafür hat er zu wenig Eigensinn, zu geringe erzählerische und inszenatorische Ambitionen. Das hier ist nichts für Zuschauer und Zuschauerinnen, die künstlerisch wertvolle oder intelligente Unterhaltung suchen. Man kann mit dem Actionstreifen aber schon seinen Spaß haben, wenn der Saubermann gegen den schmutzigen Ex-Kollegen antritt und dabei ständig etwas los ist. So traurig es ist, dass Benny Chan vergleichsweise jung sterben musste, mit seinem finalen Werk hat er aber die Zielgruppe solcher Filme noch einmal ansprechend bedient. Eine Art Nachfolger mit dem Titel Raging Havoc befindet sich derzeit übrigens in Arbeit. Dort wird auch Nicholas Tse wieder zu sehen sein – aber in einer anderen Rolle. Donnie Yen wird hingegen nicht mit von der Partie sein.
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