Als Jungvogel wurde Blu, das letzte Männchen seiner Art Spixara, aus Brasilien geschmuggelt, um für teures Geld verkauft zu werden. Durch Zufall wird er jedoch von Linda Gunderson gefunden, die ihn mit nach Hause nimmt und dort aufzieht. Sein Leben ist glücklich. Und vor allem sehr bequem, muss er sich doch um nichts kümmern. Tatsächlich hat er nicht einmal fliegen gelernt, das braucht er nicht für seinen Alltag. Eines Tages werden die beiden jedoch von dem Ornithologen Túlio Monteiro nach Brasilien eingeladen, wo Blu mit Jewel bekannt gemacht werden soll, einem Spixara-Weibchen. Auf diese Weise, so die Hoffnung von Túlio, könnten vielleicht Nachkommen gezeugt und damit die Art gerettet werden. Dazu kommt es aber nicht. Noch bevor die beiden sich wirklich kennenlernen, werden sie von einer skrupellosen Gang von Vogelschmugglern entführt …
Turbulente Abenteuerkomödie
Eines muss man Carlos Saldanha ja lassen. Als Regisseur von Animationsfilmen war er zu Beginn seiner Karriere immens erfolgreich, und das obwohl – oder weil? – er mit sehr unterschiedlichen Settings arbeitete. So war sein in der Eiszeit spielendes Debüt Ice Age ein riesiger Hit und begründete ein langjähriges Franchise mit einer Reihe von Nachfolgern, Spin-offs und Kurzfilmen. Anschließend reiste er in Robots in die Zukunft und erzählte von einem kleinen Roboter mit großen Träumen. Danach kehrte er mit Rio zu den Tieren zurück, war dann aber in der Gegenwart unterwegs. Statt karger Eislandschaften gibt es hier Großstadttrubel und ganz viel wilde Natur, ergänzt um brasilianische Rhythmen. Für Abwechslung ist also gesorgt.
Dabei handelt es sich nicht um einen Urlaub in der Fremde. Vielmehr bedeutete der Film für den Brasilianer Saldanha auch in der Hinsicht eine Rückkehr zu früher. Wer deswegen aber eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Land und der dortigen Kultur erwartet, sieht sich getäuscht. An solchen Punkten hatte man kein Interesse. Rio soll in erster Linie Spaß machen. Und das bedeutet hier eine Mischung aus Abenteuer und Komödie. Was ein romantisches Stelldichein hätte werden sollen, wird zu einer turbulenten Verfolgungsjagd, bei der fast ständig etwas geschieht. Das können Slapstickmomente sein, manchmal auch Konfrontationen – darunter mit einem massiven Kakadu, der auf der tierischen Seite der Gegenspieler ist.
Nur Durchschnitt
Tiere gibt es übrigens jede Menge. Der Film bringt die unterschiedlichsten Vogelarten zusammen, später spielen auch ein Hund und ein Haufen Affen eine größere Rolle. Überhaupt hat Rio ein Herz für Tiere. Mit dem Thema illegalem Tierhandel wird etwas aufgegriffen, worüber zu selten gesprochen wird, obwohl es durchaus wichtig wäre. Die Vogelart Spixara ist tatsächlich auch vom Aussterben bedroht, obwohl seit einiger Zeit durch spezielle Brutprogramme versucht wird, das Überleben zu sichern. Da wird also etwas Ernstes humorvoll verpackt. Ob das der richtige Zugang ist, darüber lässt sich streiten. Auf der einen Seite ist es zwar sicher unterstützenswert, wenn Kinder früh mit dieser Problematik konfrontiert und dafür sensibilisiert werden. Nur geht das Ganze in dem Klamauk unter, der Humor ist wie bei Ice Age von einer sehr anspruchslosen Sorte und auch nicht immer treffsicher.
Audiovisuell ist das auch so eine Sache. So ist der CGI-Animationsfilm nicht besonders gut gealtert, die spärlichen Settings sind ebenso wenig ein Fest fürs Auge, wie es die Musik für die Ohren ist. Die Designs der Tiere sind zum Teil witzig. Vor allem ist das Werk der Blue Sky Studios sehr bunt geworden, weswegen es schon einiges zu sehen gibt. Dennoch lohnt es sich kaum, der Bilder wegen heute noch einzuschalten. Und während die Rhythmen schon schwungvoll geworden sind, nerven die Lieder eher. Insgesamt ist Rio deshalb ein ziemlich durchschnittlicher Animationsfilm, der zwar so viel einspielte, dass relativ bald noch ein zweiter Teil erschienen ist, letztendlich aber in mehrfacher Hinsicht einfach nicht genug bietet.
OT: „Rio“
Land: USA
Jahr: 2011
Regie: Carlos Saldanha
Drehbuch: Don Rhymer, Joshua Sternin, Jeffrey Ventimilia, Sam Harper
Musik: John Powell
Kamera: Renato Falcão
Animation: Blue Sky Studios
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2012 | Bestes Lied | Sergio Mendes | Carlinhos Brown Siedah Garrettnominiert |
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)