
Der Schock ist groß, als in Saarbrücken mitten in der Nacht eine Explosion zu hören ist. Jemand hat einen Geldtransporter überfallen, dabei ist ein Wachmann ums Leben gekommen. Von den Tätern fehlt jede Spur, dafür findet sich eine auf die Straße gesprühte Zahl. Nur was hat es mit dieser auf sich? Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer), Leo Hölzer (Vladimir Burlakov), Adam Schürk (Daniel Sträßer) und Esther Baumann (Brigitte Urhausen) versuchen, dieses Rätsel zu lösen und herauszufinden, wo das Geld geblieben ist. Eine Spur führt dabei nach Frankreich, weshalb die Polizei mit den dortigen Kollegen und Kolleginnen zusammenarbeiten muss. Dabei ist auch Carla Radek (Lena Urzendowsky) von Interesse, deren Eltern früher brutale Raubüberfälle verübt haben …
Die Suche nach dem Geld
Zuletzt war man beim Tatort wieder verstärkt um gesellschaftliche Relevanz bemüht. Bei Restschuld ging es um Menschen, die sich aus den verschiedensten Gründen hoffnungslos überschuldet haben und in ihrer Verzweiflung keinen Ausweg sehen. Borowski und das hungrige Herz handelte von Leuten, die sich in Sex stürzen und damit die eigene Leere zu füllen versuchen. Letzte Woche führte in Verblendung die Geiselnahme in einem Kino zu rechten Terroristen und Verschwörungstheoretikern. Wem das alles zu bemüht war und den Sonntagabend lieber nutzt, um die Welt da draußen zu vergessen, könnte bei Das Ende der Nacht auf seine Kosten kommen. Schließlich geht es im 1291. Film der ARD-Krimireihe in erster Linie um Geld. Und das braucht schließlich jeder, ob rechts oder links, Verlierer oder Erfolgsmensch.
Wobei man dieses klassische Motiv mit reichlich Drama garniert. Wenig überraschend kommt mal wieder das schwierige Verhältnis von Schürk zu seinem Vater auf. Seit dem Debüt des Saarbrückener Teams 2020 ist das ein Thema. Man sollte zwar meinen, dass mit dem spektakulären Tod des Papas in Das Herz der Schlange das Trauma mal ein Ende findet. Irgendwie lebt es dann aber doch fort. Auch die Konflikte innerhalb des Quartetts, das nie so wirklich als Team auftritt, werden fortgesetzt. Bei Tatort: Das Ende der Nacht gibt es zwar Fortschritte. Außerdem ist der Film nicht auf eine vergleichbar plakative Weise aggressiv, wie es bei der Dortmunder Ausgabe der Fall ist. Ein bisschen nervig ist es aber schon, wie sie sich alle gegenseitig im Weg stehen und das viel zu langsam vorangeht. Die Zeit hätte man lieber auf einen spannenderen Fall angewendet.
Nicht wirklich spannend
Der interessanteste Aspekt ist noch das ebenfalls schwierige Verhältnis zwischen Carla Radek und ihren Eltern. Nicht nur, dass die Frage aufkommt, wie es sich damit lebt, wenn Vater und Mutter Verbrecher sind und man nie ein normales Leben führen könnte. Es darf zudem spekuliert werden, ob die junge Frau selbst auf die schiefe Bahn geraten ist. Leider lässt Tatort: Das Ende der Nacht zu früh die Katze aus dem Sack. Das hier ist kein Krimi, den man sich anschaut, um möglichst viel zu rätseln. Wer sich das erhofft, wird enttäuscht. Stattdessen wird im weiteren Verlauf versucht, durch Thrillerelemente für Spannung zu sorgen, wenn die Situation eskaliert und auf einmal Lebensgefahr herrscht.
Nur, so richtig funktioniert das dann doch nicht. Es gleicht auch die langen Passagen zuvor nicht aus, bei denen insgesamt zu wenig geschieht. Es gibt eine Szene, bei der es noch kurzzeitig interessant wird, wenn mal wieder die Polizei über Regeln hinwegsieht und es dadurch zu Konflikten kommt. Aber das hätte dann doch deutlicher verfolgt werden müssen. So bleibt Tatort: Das Ende der Nacht ein Krimi, der sich zwar gern in den Abgründen suhlt und möglichst düster sein will. Das allein macht den Film aber nicht sehenswert. Unbedingt schlecht ist das Ergebnis auch nicht, da gab es schon Schwächeres in der Reihe. Man findet aber sicherlich lohnenswertere Beschäftigungen für den Sonntagabend.
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