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© SWR/Benoît Linder

Tatort: Der Stelzenmann

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„Tatort: Der Stelzenmann“ // Deutschland-Start: 1. Januar 2025 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als Judith Lutz (Hede Beck) beobachtet, wie der Nachbarsjunge Paul Wagner (William Vonnemann) auf offener Straße entführt wird, versucht sie noch, die Polizei zu benachrichtigen. Doch der Täter fackelt nicht lange und fährt die ältere Dame um, seither kämpft sie im Krankenhaus ums Überleben. Während die Eltern des Jungen, Jan (Reza Brojerdi) und Ellen Wagner (Lisa Hofer), verzweifelt auf ein Lebenszeichen warten, machen sich Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) auf die Suche nach dem Täter. Dabei stoßen sie auf einen älteren Fall, der dem aktuellen auf frappierende Weise ähnelt. Auch damals war ein Junge entführt worden, der später aber unverletzt wieder auftauchte. Bei dem Versuch, dem Jugendlichen Swen (Samuel Benito) brauchbare Informationen zu entlocken, kommen sie aber nicht weit, zumal dieser nur wenig Interesse zeigt, noch einmal über seine traumatische Erfahrung zu sprechen …

Traumatische Entführung

Zuletzt mutete der Tatort seinem Publikum einiges zu. So war Fährmann ein düsterer Thriller rund um einen Serienmörder, der auf einer bizarren Mission unterwegs ist und dabei auch eine der Kommissarinnen in Gefahr bringt. Bei Made in China hatte man zuweilen das Gefühl, dass es die Polizei selbst ist, von der Gefahr ausgeht. Schließlich wurde da keine Gelegenheit ausgelassen, dass es richtig knallt, mit Selbstbeherrschung oder Professionalität hat es das Dortmunder Team nicht so. Im Vergleich dazu geht es bei Der Stelzenmann ganz gesittet zu, viel gestritten wird da nicht. Wobei das Duo auch nicht durch eine besonders große Empathie auffallen würde, beim Umgang mit dem traumatisierten Jugendlichen hat man nicht das Gefühl, dass sie für solche zwischenmenschlichen Aufgaben geschaffen sind.

Der 1287. Teil des ARD-Dauerbrenners will dabei richtig tief in die Abgründe hinein. Anfangs meint man noch, dass es sich bei dem Film um einen regulären Thriller handelt, bei dem primär das Entführungsopfer gerettet werden muss, verbunden mit ein bisschen Rätselraten, wer der Täter ist. Grundsätzlich trifft das auch zu, Tatort: Der Stelzenmann arbeitet da schon mit klassischen Genrebestandteilen. Aber es geht eben auch um das Thema Traum, wenn Swen mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird und untersucht wird, wie der Unbekannte zu seinen Taten kommt. Es geht also dieses Mal um den psychologischen Aspekt, die Entführung hat keinen finanziellen Hintergrund. So etwas ist prinzipiell besonders spannend, kann es zumindest sein.

Wenig spannend

Hier fällt das Ergebnis jedoch weniger überzeugend aus. Da wird dann zwar schon versucht, eine Art Erklärung zu finden, wie der Täter zu dem werden konnte, der er ist. Richtig nachvollziehbar wird es dabei aber nicht, ein bisschen krude ist das schon. Zu einem späteren Zeitpunkt kommt dann eine weitere Person hinzu, die für Klarheit sorgen soll, die aber ein wenig wie eine Karikatur wirkt. Einen gewissen Unterhaltungswert hat das, auch weil das intensiv gespielt ist. Es ist aber nicht so, als hätte Tatort: Der Stelzenmann wirklich etwas zu dem Thema zu sagen. Die Sache mit dem Trauma bleibt so sehr an der Oberfläche, dass nur wenig dabei rauskommt. Es ist nicht einmal so, dass der Täter sonderlich furchteinflößend ist und dadurch in Erinnerung bleibt. Er wirkt eher etwas lächerlich.

Das heißt nicht, dass der Film dann gar nichts zu bieten hat. So führt er einen doch erstaunlich geschickt in die Irre, hat einen schön perfiden Einfall, wie die Ermittlungen erschwert werden. Selbst erfahrene Zuschauer und Zuschauerinnen dürften da verwundert sein. Ansonsten ist Tatort: Der Stelzenmann aber ein recht langweiliger Krimi, der zwar mit dem Motiv der Kindesentführung Spannung erzeugen will, dabei aber kaum vom Fleck kommt. Es stellt sich auch nie so wirklich das Gefühl einer Gefahr ein. Groß ärgern muss man sich über den Fall nicht, da gab es gerade auch bei dem Ludwigshafener Team schon Schlimmeres. Ein packender Auftakt in das neue Krimijahr sieht aber anders aus.



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Tatort: Der Stelzenmann
fazit
„Tatort: Der Stelzenmann“ handelt von einer Kindesentführung und der Aufarbeitung eines alten Traumas. Das klang eigentlich spannend, ist letztendlich aber doch langweilig. Über die Figuren hat der Film nichts Interessantes zu sagen, das bleibt an der Oberfläche. Lediglich der Einfall, wie die Ermittlungen erschwert werden, sticht positiv hervor.
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