Artie Crawford (Pierce Brosnan) hat seine besten Jahre hinter sich – und die schlimmsten noch lange nicht verarbeitet. Gemeinsam mit seiner an Demenz erkrankten Frau Maggie (Stella McCusker) lebt er in einem irischen Pflegeheim. Doch während Maggie langsam die Erinnerung verlässt, bleibt Artie von seiner Vergangenheit heimgesucht. Immer wieder holen ihn Albträume ein, die ihn an die Landung der Alliierten in der Normandie erinnern. Als Maggie schließlich stirbt und Artie im Fernsehen von den Feiern zum 75. Jahrestag des D-Days erfährt, reift in ihm ein Entschluss: Er muss dorthin zurück, an den Ort, der ihn bis heute nicht loslässt. Doch da die Heimleitung ihm die Reise aus gesundheitlichen Gründen verbietet, bleibt ihm nur eine Möglichkeit – die Flucht.
Eine Geschichte, die das Leben schrieb
Mit The Last Rifleman greift Regisseur Terry Loane die wahre Geschichte des britischen D-Day-Veteranen Bernard Jordan auf, der 2014 aus seinem Pflegeheim floh, um die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des D-Days zu besuchen. Er war aber nicht der Einzige, der dieses Ereignis filmisch umsetzte: Oliver Parker widmete sich mit In voller Blüte und Michael Caine in der Hauptrolle demselben Stoff und war damit deutlich erfolgreicher. Loanes Version, die nur wenige Wochen später erschienen ist, hingegen blieb lange unter dem Radar und erhielt weder in Großbritannien noch in Deutschland einen Kinostart. Dabei verdient sich The Last Rifleman seine Bühne durchaus – allein schon wegen Pierce Brosnan, der hier eine seiner besten Leistungen der letzten Jahre abgeliefert hat.
Es mag überraschen, dass der 70-jährige Brosnan für die Rolle eines 92-jährigen Weltkriegsveteranen gecastet wurde. Doch dank beeindruckender Maskenarbeit, die Brosnan dennoch ein nuanciertes Spiel erlaubte, wird Artie glaubwürdig. Der ehemalige James-Bond-Darsteller verkörpert einen Mann, der von Schuldgefühlen gezeichnet ist, aber gleichzeitig über einen trockenen Humor verfügt, der dem Film seine charmanten Momente verleiht. Arties Schuld gegenüber seinem besten Freund – Maggies erster Verlobter, der im Krieg gefallen ist – zieht sich wie ein roter Faden durch den Film und verleiht der Figur eine berührende Tiefe.
Ein Roadmovie mit Herz
Nach seinem Ausbruch aus dem Pflegeheim verwandelt sich The Last Rifleman in ein Roadmovie, das nicht nur Arties Reise nach Frankreich zeigt, sondern auch die Begegnungen, die ihn unterwegs prägen. Ob der junge Rory (Samuel Bottomly), der wie Artie ein Faible für Ennio Morricone hat, oder Juliette (Clémence Poésy), die ihm bei der Einreise nach Frankreich hilft – diese Charaktere sorgen dafür, dass der Film trotz seiner ernsten Themen immer wieder Herz und Leichtigkeit beweist. Besonders in Frankreich wird der Ton dann melancholisch, als Artie auf andere Veteranen trifft: den amerikanischen Soldaten Lincoln Jefferson Adams (gespielt vom 2024 verstorbenen John Amos in seiner letzten Rolle) und den ehemaligen deutschen Waffen-SS-Angehörigen Friedrich Müller (Jürgen Prochnow). Diese Begegnungen öffnen Artie eine neue Perspektive auf seine eigenen Erlebnisse im Krieg.
Terry Loane gelingt mit The Last Rifleman ein Film, der die großen Fragen nach Schuld, Trauma und Heldentum mit einer erstaunlichen Leichtigkeit behandelt, ohne dabei jemals kitschig zu wirken. Artie will kein Held sein – er war, wie er selbst sagt, nur ein verängstigtes Kind. Doch als seine Geschichte in der Presse bekannt wird, macht man ihn zu einem. Der Film ist ein emotionaler, aber nie manipulativer Blick auf einen Mann, der in seiner Vergangenheit gefangen ist, und auf eine Gesellschaft, die Kriegshelden oft romantisiert, aber alte Menschen dennoch aus ihrem Blickfeld verbannt.
OT: „The Last Rifleman“
Land: Irland, UK
Jahr: 2023
Regie: Terry Loane
Drehbuch: Kevin Fitzpatrick
Musik: Stephen Warbeck
Kamera: Mark McCauley
Besetzung: Pierce Brosnan, Clémence Poésy, John Amos, Jürgen Prochnow, Tom Malcolmson, Tracy Milligan, Samuel Bottomley, Desmond Eastwood, Stella McCusker, Claire Rafferty
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)