The Rossellinis
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The Rossellinis

The Rossellinis
„The Rossellinis“ // Deutschland-Start: 30. Januar 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Jede Familie hat ihre Geheimnisse. Hinter der Oberfläche eines Familienfotos oder -porträts verstecken sich ungelöste Konflikte, Unausgesprochenes, verletzte Eitelkeiten oder noch viele andere Probleme. Was für jedes Familiendrama, ob als Film oder in der Literatur, Kern der Geschichte ist, ist für den Zuschauer ein essentieller Anknüpfungspunkt, denn jede Familie hat ein paar sprichwörtliche Leichen im Keller. Um jedoch Konflikte mit der eigenen Person lösen zu können, erfordert es eine Aufarbeitung dieser Probleme, ein genaues Nachfragen und Recherchieren, aber auch sehr viel Kraft. Regisseur Alessandro Rossellini nahm diese Aufgabe in Angriff, denn das Erbe des Namen Rossellini lastet auf ihm wie auch anderen Mitgliedern der bekannten Familie wie ein Damoklesschwert. Auch wenn sein Großvater, der bekannte Filmemacher Roberto Rosselini (Rom, offene Stadt), vor vielen Jahren starb, hinterließ er eine gewisse Erwartungshaltung, weil all seine Nachkommen auf ihre Art und Weise versuchten, ihrem Erbe gerecht zu werden. Alessandro Rossellini selbst kennt dies nur zu gut, blickt er doch auf eine schwierige, von Drogen und Alkohol geprägte Jugend zurück.

In seiner ersten abendfüllenden Dokumentation The Rossellinis geht er der Geschichte seiner Familie nach und sucht nach Antworten darauf, warum es viele seiner Verwandte (wie auch er) so schwer haben, diesem bekannten Namen gerecht zu werden. Neben neuen Interviews mit seinen Verwandten, darunter Isabella Rossellini, Isotta Rossellini (als Ingrid Rossellini) und seinem seinem Vater Renzo Rossellini, greift er auf eine Fülle an Archivmaterial zurück, worunter sich viele bislang unbekannte Aufnahmen der Rossellinis finden. Was Alessandro Rossellini etwas salopp „Rossellinitis“ nennt, ist der Ausgangspunkt seiner Dokumentation und der Gespräche, die er führt, bei denen viele Gefühle zum Ausdruck kommen, die lange verschwiegen wurden und letztlich ihm (und der Familie) einen wichtigen Aspekt ihrer Identität erschließen sollen.

Die Glücklichen und die Verlierer

Bei den Rossellinis kann man unterteilen zwischen den Glücklichen und den Verlierern. Der scherzhaft gemeinte Kommentar seitens des Regisseur, den er in einem der vielen Interviews mit seinen Verwandten formuliert, ist so etwas wie der Leitfaden dieser zwar netten, aber wenig informativen Dokumentation. Ausgehend von dem Erfolg des Großvaters geht Rossellini den Einzelschicksalen in seiner Familie nach, besucht seinen Bruder Renzo auf dessen Rückzugsort, einer kleinen Privatinsel in Schweden, sowie seine Schwester Raffaella in Indien. Alle hatten sie an dem Erbe und der damit verbunden Erwartung an sie zu knabbern und während einige, wie Isabella, Glück hatten, blieben andere zurück.

Im Grunde ist The Rossellinis ein Therapiefilm, wie es Isabella ihrem Neffen bei ihrem ersten Gespräch im Film sagt, denn Alessandro scheint mit dem Familiennamen und dessen Ruf zu hadern. Im Grunde sei er eigentlich der Einzige, der an der von ihm erfundenen „Krankheit“ leide, was mehr und mehr auch die Erkenntnis des Zuschauers wird. Wahrscheinlich benötigt Rossellini diesen Film, weil er nun seine eigenen Weg als Filmemacher bestreiten will, was sicherlich sehr löblich ist, aber den Zuschauer erkenntnisarm zurücklässt. Natürlich soll gezeigt werden, dass die Rossellinis als Familie ähnliche Konflikte haben wie andere auch, doch dies auf die Dauer einfach zu wenig.



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The Rossellinis
fazit
„The Rossellinis“ ist eine Dokumentation über die bekannte Künstlerfamilie und das schwere Erbe, das auf ihren Nachkommen lastet. Alessandro Rossellini entwirft ein Familienporträt oder vielmehr eine Collage verschiedener Eindrücke aus der Familienbiografie, doch es fehlt an einer überzeugenden Fragestellung, sodass der Zuschauer nach der Sichtung auch nicht klüger ist als zuvor.
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