
Eigentlich war Jana Winter (Natalia Wörner) bereits auf der Abschlussfeier ihres Sohns Leo (Jacob Lee Seeliger), nachdem dieser sein Abitur gemacht hat. Doch dann erhält sie einen Anruf ihres aufgebrachten Ex-Kollegen Arne Brauner (Martin Brambach), der etwas von einer einzigen Zeugin von sich gibt und Winter dazu drängt, zu ihm auf eine Nordseeinsel zu kommen. Diese lässt sich erweichen, verschwindet noch während der Feier. Aber sie kommt zu spät, Brauner wird tot im Watt gefunden. Winter macht sich daraufhin auf die Suche nach Lea Hansen (Mariella Aumann), die besagte Zeugin. Dabei gerät sie nicht nur mit Kommissar Jakobsen (Golo Euler) von der lokalen Polizei aneinander. Auch mit Leo kommt es zu Konflikten, wenn seine Mutter mal wieder Alleingänge wagt …
Tragischer Abschied zum Anfang
Seit 2006 wird Unter anderen Umständen inzwischen ausgestrahlt. Und noch immer scheint das Publikum nicht genug zu bekommen von der ZDF-Krimireihe. Dabei lässt die Qualität inzwischen oft zu wünschen übrig. So waren die Absichten bei Dominiks Geheimnis um einen verschwundenen Jugendlichen gut. Das Ergebnis war aber willkürlich bis albern. Nordwind war anschließend nicht besser, wenn ganz viel Drama auf ein fragwürdiges Ende stieß. Nun steht Die einzige Zeugin in den Startlöchern, der 24. Fall der Reihe. Erneut gelingt es nicht, die lange so solide Reihe aus dem Tief zu holen. Dafür stimmen einfach zu viele Faktoren nicht, der Film macht auf fahrlässige Weise vieles kaputt.
Dabei geht er mit einem Knall los. Zwar ist die Entscheidung der Protagonistin, alles liegen und stehen zu lassen wegen eines wirren Anrufs, nicht wirklich nachzuvollziehen. Wenn aber ein Krimi damit anfängt, dass eine langjährige Figur stirbt, dann ist das schon ein emotionaler Tiefschlag. Auch später will Unter anderen Umständen: Die einzige Zeugin dem Publikum einiges zumuten. So geht es nicht allein um den Tod des ehemaligen Kommissars, der wird weit in den Hintergrund gedrängt. Stattdessen handelt die Geschichte von einer Frau, die vergewaltigt wurde und nun vermisst ist. Das ist schon harter Tobak, zumal dann auch noch Faktoren wie Machtmissbrauch hinzukommen. Und eben das Familiendrama, wenn bei den Winters der Haussegen schief hängt.
Ärgerliche Willkür
Daraus hätte man grundsätzlich schon etwas machen können. Unter anderen Umständen: Die einzige Zeugin irritiert jedoch immer mal wieder, auf eine überflüssige Weise. Da sind beispielsweise die Kompetenzstreitigkeiten zwischen Winter und Jakobsen, die überhaupt nicht dem Charakter der Polizistin entsprechen. Auch sonst verhält sie sich kaum nachvollziehbar. Warum sie etwa die Jugendliche bei sich zu Hause unterbringt, wird nie wirklich erklärt. Diese trifft später auch eine Entscheidung, ohne dass der Grund ersichtlich wird. Und dann wären da mal wieder persönliche Bezüge, die in die Geschichte gezwungen werden. So stellt sich später heraus, dass „zufällig“ Freunde von Leo als Täter in Frage kommen, von denen einer „zufällig“ der Sohn der Staatsanwältin ist.
Und als wäre das nicht alles schon konstruiert genug, wird die Auflösung dann richtig schwachsinnig. Sicher, das Ergebnis ist einigermaßen überraschend, weil der Film mehrere voneinander unabhängige Punkte hat. Nur wird Unter anderen Umständen: Die einzige Zeugin dabei so absurd, dass man sich da schon fragen darf: War das jetzt eben ernst gemeint? Hinzu kommt, dass das Ende so kaum befriedigend ist, da werden einige Zuschauer und Zuschauerinnen wütend zurückbleiben. Das ist nicht nur ärgerlich, weil das wichtige Thema auf diese Weise einfach verschenkt ist. Es wäre zudem Martin Brambach zu wünschen gewesen, mit einem besseren Film verabschiedet zu werden. Da helfen dann auch die stimmungsvollen Landschaften und die gute Besetzung nicht mehr, bei diesem wirren Drehbuch reicht das nicht aus.
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