We Live in Time
© Peter Mountain

We Live in Time

„We Live in Time“ // Deutschland-Start: 9. Januar 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Durch einen seltsamen Zufall treffen der frisch geschiedene Tobias (Andrew Garfield) und Almut (Florence Pugh) aufeinander. Nach einem erneuten Wiedersehen beginnen die beiden eine romantische Liaison. Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich Tobias’ Wunsch, Kinder zu bekommen, und Almuts Karriereambitionen stellen das Paar jedoch vor Herausforderungen. Als diese überwunden scheinen, folgt mit einer überraschenden Krebsdiagnose der nächste Rückschlag.

Zu verspielt inszeniert

Mit We Live in Time kehrt Regisseur John Crowley nach seinem Kriminaldrama Der Distelfink (2019) mit einem romantischen, aber nicht minder dramatischen Film zurück. Bei der Inszenierung verliert sich der Film anfangs jedoch in seiner eigenen Verspieltheit. Anstatt die Handlung stringent zu erzählen, greift Crowley auf Zeitsprünge zurück, bei denen zuerst suggeriert wird, dass Almut schwanger sei, um dann nach einem Schnitt klarzustellen, dass sie an Krebs erkrankt ist. Letztendlich entsprechen beide Zustände der Wahrheit, jedoch in unterschiedlichen Lebensabschnitten. Im Laufe des Films nutzt Crowley weitere Zeitsprünge, die wie zu Beginn eher Verwirrung stiften, als die Geschichte sinnvoll zu bereichern.

Fragen, die das Leben stellt

Darüber hinaus versucht John Crowley, über die fast zweistündige Laufzeit hinweg eine Vielzahl von großen, schwierigen Themen aufzuarbeiten. Im Vordergrund stehen die existenziellen Fragen, die jede langfristige Beziehung betreffen: die Frage nach einer Heirat, ob ein gemeinsamer Kinderwunsch besteht, ganz grundsätzlich die Themen Liebe und die vermeintliche Konkurrenz zwischen Familie und Karriere. Zusätzlich wird die noch relativ frische Beziehung von Tobias und Almut durch die überraschende Krebsdiagnose auf eine harte Probe gestellt. Diese Wendung nutzt Crowley, um noch mehr Fragen zu stellen, besonders zur Selbstbestimmung und dem Umgang mit scheinbar aussichtslosen Situationen, auch im Kreis der Familie. Almut kämpft mit sich selbst – einerseits möchte sie am Ende ihres Lebens so viel Zeit wie möglich mit ihrer Familie verbringen, andererseits will sie ein Vermächtnis hinterlassen und ihrer Tochter ein Vorbild sein. Dementsprechend kann und will sie ihre Karriere als Sterneköchin nicht einfach aufgeben.

Crystalizing Chemistry

Trotz dieser Fülle an komplizierten und existenziellen Themen findet We Live in Time eine besondere Balance und einen einzigartigen Weg, diese Fragen in die sehr herzlich inszenierte Liebesgeschichte von Tobias und Almut einfließen zu lassen. Der Film ist durchzogen von romantischen Klischees: Tobias ist frisch geschieden, und Almut, eine ehrgeizige Karrierefrau und Sterneköchin, hat keine Zeit für die Liebe. Ihr erstes Aufeinandertreffen geschieht durch einen Unfall, gefolgt von Tobias’ Besuch in ihrem Restaurant. Die schnelle und intensive Beziehung, die sich daraus entwickelt, wird naturgemäß auf die Probe gestellt, als den beiden klar wird, dass sie unterschiedliche Prioritäten haben – insbesondere Tobias’ Wunsch nach Kindern.

Durch die bereits erwähnten Zeitsprünge ist den Zuschauern jedoch klar, dass diese Hindernisse überwunden werden. Der Film konzentriert sich in der zweiten Hälfte vor allem auf die Auswirkungen der Krebsdiagnose und die gemeinsame Zukunftsplanung. Unter normalen Umständen wäre die Ansammlung an Klischees ausreichend, um das Drehbuch von We Live in Time als “cheesy” abzustempeln. Doch die Inszenierung und vor allem die schauspielerischen Leistungen von Florence Pugh und Andrew Garfield machen es unmöglich, sich dem Charme des Films zu entziehen. Selten hat die Chemie zwischen zwei Hauptdarstellern so gut funktioniert wie hier. Besonders in einer mehrminütigen Streitszene und während einer Geburt auf einer Tankstellentoilette liefern beide Höchstleistungen ab.

Credits

OT: „We Live in Time“
Land: UK, Frankreich
Jahr: 2024
Regie: John Crowley
Drehbuch: Nick Payne
Musik: Bryce Dessner
Kamera: Stuart Bentley
Besetzung: Florence Pugh, Andrew Garfield, Adam James, Marama Corlett, Aoife Hinds, Nikhil Parmar, Heather Craney

Bilder

Trailer

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We Live in Time
fazit
Mit „We Live in Time“ erfindet John Crowley das Rad nicht neu, sondern greift Fragen auf, die das Publikum bereits aus anderen romantischen Dramen kennt. Der Film strotzt vor Klischees und wirkt stellenweise unstrukturiert inszeniert. Dennoch kann man sich der Herzlichkeit, die vor allem durch die schauspielerischen Höchstleistungen von Florence Pugh und Andrew Garfield transportiert wird, kaum entziehen. Die Chemie zwischen den beiden gleicht die Schwächen des Films nicht nur aus, sondern macht „We Live in Time“ zu einem der besten romantischen Dramen des Jahres.
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