Professor Henning Breeker (Johann von Bülow) mag auf seinem Gebiet ein Star sein, er genießt Einfluss und Ansehen. Allerdings hat sich der Jurist auch immer wieder Feinde gemacht. Einen solchen glaubt er in seiner Kollegin Dr. Kerstin Schunck (Eva Bay) zu sehen, er ist davon überzeugt, von ihr verfolgt zu werden. Und so beauftragt er Georg Wilsberg (Leonard Lansink), als Gastdozent getarnt, die Sache im Auge zu haben. Bloße Einbildung oder doch ernste Bedrohung? Als kurze Zeit später ein Student stirbt, nimmt der Fall eine unerwartete Wendung. Zur selben Zeit führt Ekki Talkötter (Oliver Korittke) eine Steuerprüfung bei einer erfolgreichen Immobilienagentur durch, deren Inhaberin Breekers Schwester Yvonne Durynek (Tanja Schleiff) ist. Und auch dabei kommt es zu unvorhergesehenen Ereignissen …
Das Gesetz ist (nicht) für alle da
Von den vielen Endlos-Krimireihen, die das ZDF ausstrahlt, ist kaum eine so produktiv wie Wilsberg. Mehr als 80 Filme gibt es bereits in der 1995 gestarteten Reihe, jedes Jahr kommen mehrere neue hinzu. Allein 2024 waren es vier Stück, zuletzt Blut geleckt, bei dem sich Kommissarin Anna Springer (Rita Russek) als Krimiautorin versuchte und dabei in ein Verbrechen hineingezogen wurde. In Über dem Gesetz, dem neuesten Teil, wurde das wieder aufgegeben. Das ist ein bisschen schade, weil das Szenario viel Potenzial hatte und der Film auch einer der besseren Teile der letzten Zeit war. Stattdessen bewegt man sich dieses Mal in einem juristischen Umfeld, wenn fast alle Opfer und Verdächtige in diesem Bereich tätig sind oder zumindest enge Beziehungen dazu haben.
Wie der Titel bereits vorwegnimmt, läuft es irgendwann darauf hinaus, dass Gesetze nicht immer so gelten, wie sie es sollten. Wer Geld und Einfluss hat oder auch die richtigen Leute kennt, kann außerhalb des Systems agieren und muss sich nicht denselben Regeln unterwerfen. Das ist ein Thema, das durchaus etwas heikel ist und von gesellschaftlicher Brisanz, weshalb Korruption in dem Segment immer mal wieder in Krimis angesprochen wird. Es wundert daher nicht, wenn auch diese Reihe das tut, hat sie doch früher immer mal wieder gesellschaftliche Relevanz versucht. Wilsberg: Über dem Gesetz ist dabei jedoch erstaunlich zurückhaltend. Das Thema wird zwar aufgegriffen, ist aber nur ein Element von vielen. Tatsächlich ist das hier mal wieder einer der überfrachteten Teile, bei denen alles Mögliche zusammengeworfen wird.
Überfrachtet und wenig unterhaltsam
Das hängt mit dem üblichen Problem zusammen, dass da einfach zu viele Figuren sind, die irgendwie mit dem Fall in Verbindung gebracht werden müssen. Theoretisch hätte das dieses Mal besser funktionieren können. Zumindest bietet das juristische Umfeld eine gute Möglichkeit, die Anwältin Dr. Tessa Tilker (Patricia Meeden) zu integrieren, die oft ein Fremdkörper in den Filmen ist. Letztendlich hätte man sie aber erneut streichen können, ohne dass es einen Unterschied gemacht hätte. Für Ekki gilt das auch, zumindest für die Geschichte ist er wenig relevant. Er hat aber immerhin amüsante Szenen in Wilsberg: Über dem Gesetz, was man von der Anwältin nicht behaupten kann. Richtig viel lachen wird man aber auch bei ihm nicht. Allgemein ist der Humor wieder recht bemüht, verlässt sich auf wenige Gags, die dann mangels besserer Ideen wiederholt werden.
Insgesamt verpasst man dann auch nicht viel, wenn man hier nicht einschaltet. Das beste Argument liefert noch Johann von Bülow in seiner Gastrolle als versnobter Professor, der verächtlich auf andere herabblickt und sich unantastbar fühlt. Der Schauspieler hat schon einige gute Szenen. Es sind aber nicht genug, um Wilsberg: Über dem Gesetz in der Summe sehenswert zu machen. Fans der Reihe bekommen natürlich das geboten, was sie wollen und suchen. Darüber hinaus gehende Ambitionen hatte man aber nicht. Der 84. Teil ist keiner, der einem irgendwie in Erinnerung bleiben würde, weder positiv noch negativ.
OT: „Wilsberg: Über dem Gesetz“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Philipp Osthus
Drehbuch: Stefan Rogall
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Daniel Bussmann
Besetzung: Leonard Lansink, Oliver Korittke, Patricia Meeden, Rita Russek, Roland Jankowsky, Johann von Bülow, Tanja Schleiff, Eva Bay, Kerstin Thielemann, Daniel Fritz, Thomas Jansen, Janina Fautz
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