Gemeinsam haben Butch Cassidy (Paul Newman), der Revolverheld Sundance Kid (Robert Redford) und ihre Hole-in-the-Wall Bande unzählige Banken und Geldtransporte überfallen, sodass sie überall gesucht werden. Die beiden Banditen sehen dies jedoch sehr gelassen und sind sich sicher, dass man sie so schnell nicht überwältigen wird, auch als sie einen Zug der Union Pacific überfallen. Ihre Tat hat ungeahnte Folgen, denn bei ihrem nächsten Überfall werden die beiden vom Rest der Bande getrennt und ihnen sind Verfolger auf die Spur, die sie unbarmherzig jagen und nicht abgeschüttelt werden können. Nachdem es ihnen doch gelungen ist, beschließen sie, sich nach Südamerika, genauer gesagt nach Bolivien, abzusetzen. Mit der Lehrerin Etta Place (Katharine Ross), der Geliebten des Kid, machen sie sich auf die Reise in das fremde Land, wo sie genau dort weitermachen wollen, wo sie in ihrer Heimat aufgehört haben. Doch auch hier bleiben sie nicht lange ohne Verfolger und Feinde.
Helden fliehen nicht
Die Geschichte von Butch Cassidy, dem Sundance Kid und der Hole-in-the-Wall Bande ist wie so viele zum Kanon des Westerngenre geworden und durch unzählige Filme wie auch Bücher zu so etwas wie einer Legende. Da das US-amerikanische Kino durch das New Hollywood in einer Zeit der Veränderung begriffen war, war es nur konsequent, dass man narrativ und ästhetisch nach neuen Wege suchte, diese Geschichten zu erzählen. Drehbuchautor William Goldman fand diese Idee spannend, vor allem, da über die Flucht der beiden Banditen nach Südamerika noch niemand etwas erzählt hatte, obwohl die beiden dort noch viel berüchtigter waren als in ihrer Heimat. Unter der Regie von George Roy Hill wurde sein Drehbuch, das zunächst von vielen Studios abgelehnt wurde, unter dem Titel Butch Cassidy and the Sundance Kid (dt. Titel: Zwei Banditen) verfilmt und gilt in den Augen vieler als einer der besten Western aller Zeiten.
In einem amerikanischen Leben gibt es keinen zweiten Akt, sagte einst der berühmte US-Autor F. Scott Fitzgerald (Der große Gatsby). Für Goldman war dieses Zitat eine wichtige Inspiration für seine Geschichte um die berühmte Räuberbande und ihre beiden Anführer, denn in Südamerika hatten die beiden einen „zweiten Akt“, der in vielerlei Hinsicht viel lukrativer war als ihre Raubzüge in den Staaten. Da klassische Helden, im Western wie auch in anderen Genres, aber nicht fliehen, wurde Goldmans Idee abgelehnt, bevor in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre anscheinend die richtige Zeit gekommen war, um eine solche Geschichte zu erzählen. Dieser Grundgedanke des Films ist wichtig, weil es in Hills Film um eine Neudefinition der Heldenbilder des Westerns geht, die eine Verbindung mit den alten anstrebt.
Zwei Banditen zeigt in vielen Einstellungen Bilder, die zum Kanon des Genres gehören, etwa die Weite der Prärie, doch wird das klassische Bild immer wieder durchbrochen, bisweilen ironisch. Die unendliche Prärie etwa wirkt gar nicht mehr so weit, wenn die beiden Helden vor einer Posse fliehen, die ihnen gnadenlos auf den Fersen ist und sie immer verzweifelter werden lässt, bis sie sogar gezwungen sind, ihre Pferde zurückzulassen. Wenn die beiden am Lagerfeuer gar ihre wirklichen Namen aneinander verraten ist der endgültige Bruch mit dem Heldenbild offenbar, der die Menschen hinter den Legenden und Mythen zeigt, die fehlbar, verwundbar und sensibel sind, aber auch spitzbübisch und hinterhältig, wenn es sein muss. Das Besondere an Zwei Banditen ist, dass Hill inszenatorisch diesen Bruch vollzieht, aber dennoch die Balance halten kann zum Western, wie man ihn kennt. Der Film stößt seinen Zuschauer nicht vor den Kopf, er denkt vielmehr die Bilder, Helden und Konzepte des Genres weiter.
Ein Bandit fürs Leben
Dass Paul Newman und Robert Redford zu einem der besten Leinwanduos gehören, zeigt sich in Zwei Banditen mehr als eindeutig. Wie später in Der Clou (ebenfalls unter Hills Regie) spielen sie zwei Gauner, die nicht viel mit dem Bild des dreckigen und fiesen Gangsters zu tun haben, oder eben mit dem brutalen Revolverhelden, wie man sie beispielsweise in den Filmen eines Sergio Leone oder Sam Peckinpah wiederfindet. Erzählerisch wird durch diese beiden Figuren die Idee vom Ende des Revolverhelden weitergedacht, da sowohl Butch Cassidy als auch Sundance Kid einer Ära angehören, die sich schon lange von der Mär des „final frontier“ verabschiedet hat. Der Fortschritt hat dieses Land eingeholt und so sehr die beiden sich auch bemühen sich anzupassen, sie können doch nichts anderes als ihre Räubertouren, sodass sie in der „neuen Heimat“ dann auch diese fortsetzen. In einer Schlüsselszene beraten sie gemeinsam mit der von Katharine Ross gespielten Etta darüber, was sie noch machen könnten außer dem Ausrauben von Banken, was zu einem Offenbarungseid für die beiden Banditen wird, die zugeben müssen, dass es nichts anderes in ihrem Leben gibt.
In einer an Werke des Nouvelle Vague angelehnten Einstellung kommt es zu einer der wohl berühmtesten Szenen des Filmes, abgesehen vom Finale. Butch hat sich von einem Händler in der Stadt ein Fahrrad gekauft und albert damit herum, angefeuert von Etta. Das Idyll, das durch die Klänge von B.J. Thomas’ Raindrops Keep Falling On My Head noch betont wird, ist eines, was nicht anhalten wird, ähnlich wie die Harmonie der Dreierbeziehung in Francois Truffauts Jules und Jim, an das wir mit diesen und anderen Sequenzen mehr als deutlich erinnert werden. Das nächste Mal, wenn wir diese Harmonie sehen werden, ist bei den Raubzügen später, doch dies ist eine Sackgasse und es ist die Tragödie dieser Geschichte, dass nur einer von ihnen merkt, wohin dies unweigerlich führen wird.
OT: „Butch Cassidy and the Sundance Kid“
Land: USA
Jahr: 1969
Regie: George Roy Hill
Drehbuch: William Goldman
Musik: Burt Bacharach
Kamera: Conrad L. Hall
Besetzung: Paul Newman, Robert Redford, Katherine Ross, Strother Martin, Henry Jones, Jeff Corey, George Furth
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1970 | Bester Film | nominiert | |
Beste Regie | George Roy Hill | nominiert | ||
Bestes Drehbuch | William Goldman | Sieg | ||
Beste Kamera | Conrad L. Hall | Sieg | ||
Bester Ton | Bill Edmondson, David Dockendorf | nominiert | ||
Bestes Lied | Burt Bacharach | Hal DavidSieg | ||
Beste Musik | Burt Bacharach | Sieg | ||
BAFTA | 1971 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | George Roy Hill | Sieg | ||
Bestes Drehbuch | William Goldman | Sieg | ||
Bester Hauptdarsteller | Paul Newman | nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller | Robert Redford | Sieg | ||
Beste Hauptdarstellerin | Katherine Ross | Sieg | ||
Beste Musik | Burt Bacharach | Sieg | ||
Beste Kamera | Conrad L. Hall | Sieg | ||
Bester Schnitt | John C. Howard, Richard C. Meyer | Sieg | ||
Bester Ton | Don Hall, David Dockendorf, Bill Edmondson | Sieg | ||
Golden Globes | 1970 | Bester Film (Drama) | nominiert | |
Bestes Drehbuch | William Goldman | nominiert | ||
Beste Musik | Burt Bacharach | Sieg | ||
Bestes Lied | Burt Bacharach | Hal Davidnominiert |
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