
Der Mann (Liam Neeson) hat ein bewegtes Leben hinter sich. Früher war er als Boxer aktiv, später arbeitete er für den Gangsterboss Charlie (Ron Perlman) und erledigte für ihn seine Drecksarbeit. Das tut er noch immer, inzwischen an der Seite von dessen Sohn Kyle (Daniel Diemer). Doch die Zeit neigt sich ihrem Ende zu, aufgrund der vielen Schläge, die er an den Kopf bekommen hat, hat sein Gehirn großen Schaden genommen. Bislang macht sich das vor allem durch Schwierigkeiten mit seinem Gedächtnis bemerkbar. Über kurz oder lang wird er sich aber auch nicht mehr bewegen können und wird auf Pflege angewiesen sein. Bevor es so weit ist, versucht er jedoch, sein Leben noch einmal in Ordnung zu bringen. Und das bedeutet vor allem, sich mit seiner Tochter Daisy (Frankie Shaw) auszusöhnen, zu der er keinen Kontakt mehr hat. Nur will die ihn überhaupt nicht wiedersehen …
Überraschend dramatisch
Kennst du einen Film mit Liam Neeson, kennst du sie alle? Zumindest in den letzten Jahren durfte man das Gefühl haben. Dann und wann war der nordirische Schauspieler zwar auch in anderen Filmen zu sehen, etwa der Tragikomödie Made in Italy – Auf die Liebe!. Seine Filmografie wurde aber von Actionthrillern dominiert. Vereinzelt ist da auch mal etwas Sehenswertes dabei gewesen, Saints & Sinners – Heilige und Sünder etwa. Überwiegend waren das jedoch austauschbare 08/15-Streifen, die man kaum auseinanderhalten kann. Auf den ersten Blick wirkt auch das exklusiv auf Amazon Prime Video erhältliche Absolution wie ein solcher, wenn der einstige Charakterdarsteller mal wieder in die Rolle eines Gangsters schlüpft. Dieser bekommt nicht einmal einen Namen, viel beliebiger kann es nicht werden. Und doch muss man dem neuen Werk zugutehalten, dass es mehr versucht als die vielen lieblos runtergedrehten Streifen der letzten Jahre.
Ein großer Unterschied: Das hier ist eigentlich kein Thriller. Sicher, da ist das kriminelle Umfeld. Zwischendurch darf auch mal gekämpft werden, der Protagonist greift zur Waffe. Er legt sich unter anderem mit einem Frauenhändler an, der Konflikt mit dem Boss darf auch nicht fehlen. Diese Actionszenen sind aber rar gesät, stechen inszenatorisch nicht übermäßig hervor. Auffällig ist jedoch, dass die übliche Kampfmaschine Neeson dabei kräftig einstecken muss und sich von ihrer verletzlichen Seite zeigt. Das passt dann auch zu einem Film über einen Mann, der nach und nach die Kontrolle über seinen Geist und Körper verliert. Absolution zeigt einen Verbrecher, der verzweifelt gegen seine eigene Auflösung ankämpft und auf den letzten Metern noch versucht, die Fehler wieder gutzumachen – der Titel kommt nicht von ungefähr.
Nachdenklich und nichtssagend
Originell ist das Ganze nicht. Tatsächlich hat Neeson vor einigen Jahren in Memory – Sein letzter Auftrag schon einmal einen Auftragskiller gespielt, der sein Gedächtnis verliert. Während damals jedoch Demenz die Quelle allen Übels war, sind es hier die Gehirnschädigungen durch die Schläge. Am Ergebnis ändert das jedoch recht wenig. Es fehlt auch an Ideen, was sich aus dem Szenario machen lässt. Überhaupt ist Absolution ein Film, der es sich auf bewährten Momenten und Motiven anderer gemütlich macht und nicht einmal versucht, etwas Eigenes daraus zu entwickeln. Gerade die Annäherung an die Tochter, in deren Leben er doch noch irgendwie will, trieft vor Klischees, das hat man in diesem Segment einfach schon zu oft gesehen.
Schlecht ist das Ergebnis jedoch nicht. Die größte Stärke ist tatsächlich Neeson selbst, der nach Jahren der Unterforderung daran erinnern darf, dass er schauspielern kann. Zwar gelingt es dem Darsteller nicht, die Leerstellen des Drehbuchs völlig auszugleichen und aus dem namenlosen Protagonisten einen interessanten Charakter zu machen. Man kann sich Absolution aber schon anschauen, der Film macht nichts verkehrt und hat immer mal wieder Szenen, die sich lohnen. Dazu gehören auch die, wenn sich der strauchelnde Kriminelle mit einer Frau (Yolonda Ross) trifft, die ebenfalls namenlos bleibt. Das passt dann irgendwie zu einem Thrillerdrama, das ganz nachdenklich sein will, irgendwie aber nicht viel zu sagen hat.
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