American Murder: Gabby Petito

Grundsätzlich gehören True-Crime-Dokus ja zu den verlässlichen Goldeseln von Netflix, der Streamingdienst ist eben auch durch die ganzen Filme und Serien bekannt geworden, die sich wahrer Verbrechen annehmen. Während es da letztes Jahr auch beständig Nachschub kam, phasenweise sogar mehrere Titel pro Woche rauskamen, da ist 2025 bislang ziemlich mager. Neben der sechsten Staffel des Dauerbrenners I Am a Killer über Menschen, die auf ihre Todesstrafe warten, gab es nur einen neuen Titel bislang. In American Manhunt: O.J. Simpson ging es, wie der Titel bereits verrät, um den bekannten Footballspieler und Schauspieler, dem wegen Mordes der Prozess gemacht wurde. Die Wartezeit hat nun ein Ende, mit American Murder: Gabby Petito kommt eine zweite Produktion heraus.

Erinnerung an ein Medienspektakel

Erneut geht es dabei um einen Fall, der in den Medien für Furore sorgte. Er war sogar außergewöhnlich präsent, selbst hierzulande wurde darüber berichtet. Insofern ist es schon nachvollziehbar, wenn Netflix eine Dokuserie dazu produziert, schließlich haben viele die Geschichte verfolgt. Andererseits war das Ganze vor dreieinhalb Jahren, ist also noch so neu, dass man sich fragen darf, ob es jetzt schon eine derartige mediale Aufbereitung braucht – zumal schon ein Fernsehfilm zu dem Fall veröffentlicht wurde. American Murder: Gabby Petito hat dann auch nicht wirklich etwas Neues beizutragen. Wer seinerzeit die entsprechenden Nachrichten verfolgt hatte, lernt nichts dazu, trotz neuer Interviews. Die offenen Fragen, die es durchaus gibt, werden nach wie vor nicht beantwortet.

Ein weiteres Problem ist, dass der Fall selbst nicht so wahnsinnig komplex ist. Zumindest nicht komplex genug, um damit drei Folgen zu füllen, selbst wenn diese nicht so wahnsinnig lang sind. Minutiös wird nachgearbeitet, wie die titelgebende Gabby Petito mit ihrem Verlobten Brian Laundrie umherreiste, bis sie spurlos verschwand. Was mit ihr geschehen ist, ist kein Geheimnis: Der Titel American Murder: Gabby Petito verrät das bereits. Selbst wer die Geschichte nicht kennt, weiß also, was Sache ist. Zudem handelt es sich bei der Serie um einen Beitrag einer ganzen Reihe bei Netflix, zu der auch American Murder: Die Bilderbuchfamilie und American Murder: Laci Peterson gehören. Vor allem die zweite Serie bietet sich als Vergleich an. In beiden Fällen ist eine Frau verschwunden und wird später tot gefunden.

In die Länge gezogen

Der Fall um Petito ist dabei der interessantere. Während vieles schon vorherzusehen ist, hat es gerade das Ende in sich. Der Kriminalfall nimmt dann noch einmal eine unerwartete Wendung, die gleichermaßen verblüfft wie schockiert. Ein bisschen darf das Publikum im Anschluss spekulieren, darf versuchen sich vorzustellen, was damals wirklich geschehen ist. Wer hingegen Klarheit befürwortet, könnte im Anschluss etwas unbefriedigt sein. Aber das kann man American Murder: Gabby Petito kaum zum Vorwurf machen, die Serie holt aus dem Stoff schon heraus, was herauszuholen ist. Sie kann allerdings ebenfalls nicht erklären, warum nun ausgerechnet dieser Vermisstenfall so hohe Anteilnahme erzeugte.

Kurz wird in dem Zusammenhang auch auf den Vorwurf eingegangen, dass es ein Ungleichgewicht in der Berichterstattung gibt. So wird primär dann über das Verschwinden von Frauen berichtet, wenn diese weiß sind, dunkelhäutige Frauen würden hingegen ignoriert. Grundsätzlich wäre das auch ein spannendes Thema gewesen, American Murder: Gabby Petito erwähnt das aber nur, ohne es weiter zu verfolgen. Dafür gibt es dann drumherum einiges an Drama, wenn das Umfeld von Gabby und Brian zu Wort kommt. Das ist zwar schon irgendwie nachzuvollziehen, letztendlich aber ein wenig nichtssagend, verrät über die beiden nicht sehr viel und führt nur dazu, dass das alles in die Länge gezogen wird. Unbedingt gesehen haben muss man diese True Crime Doku daher nicht.