Anxiety
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Anxiety

„Anxiety“ // Deutschland-Start: 27. Februar 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Im Leben der Anwältin Małgorzata (Magdalena Cielecka) läuft alles wie am Schnürchen. Selbst den eigenen Tod hat sie haarklein vorbereitet. Mithilfe einer Einrichtung in der Schweiz, am schönen Luganer See gelegen, will die schwer an Krebs erkrankte Małgorzata aus dem Leben scheiden. Ihre jüngere Schwester Łucja (Marta Nieradkiewicz) soll sie dabei begleiten. Doch Małgorzata hat die Rechnung ohne die sprunghafte Łucja gemacht. Unfähig, Małgorzatas Entscheidung zu akzeptieren, sabotiert Łucja den gemeinsamen Roadtrip von Polen über Deutschland in die Schweiz. Sie nimmt Umwege, legt ungeplante Pausen ein und wirbelt mit ihrem impulsiven Verhalten den Reiseplan durcheinander. Alles in der Hoffnung, ihre Schwester doch noch davon zu überzeugen, am Leben zu bleiben und den Kampf gegen den Krebs mit einer neuen Behandlungsmethode fortzusetzen.

Ungesunde Beziehungen

In Roadmovies ist das Unterwegssein stets doppelt konnotiert: Die Figuren bewegen sich nicht nur buchstäblich von einem Ort zum anderen, sie sind auch auf einer inneren Reise zu sich selbst. Dieses ursprünglich ur-amerikanische Genre, das längst überall auf der Welt angekommen ist, eignet sich daher nicht nur für komödiantische Ergüsse, sondern auch ausgezeichnet dazu, schwere Themen zu verhandeln. Ein Fünkchen Humor findet sich freilich dennoch auch in den meisten ernsten Vertretern des Genres.

Mal sind die Protagonisten unterwegs, um ein Familienmitglied zu begraben wie jüngst in Raymond & Ray (2022), mal um eine ungewollte Schwangerschaft zu beenden wie in Niemals selten manchmal immer (2020), Unpregnant (2020) oder Plan B (2021). Auch zum Sterben in die Schweiz ging es bereits, zuletzt im tragikomischen Roadtrip Toni und Helene (2024), in dem zwei rüstige Rentnerinnen gemeinsam eine letzte Reise antreten. Völlig humorlos geht es indessen in Anxiety zu, einem bereits 2023 realisierten polnischen Drama, das erst jetzt, im Frühjahr 2025, in die deutschen Kinos kommt. Dass es nichts zu lachen gibt, liegt an den zwei Hauptfiguren.

Eine bleierne Hassliebe

Die Drehbuchdebütantin Monika Sobień-Górska hat die Schwestern Małgorzata und Łucja, die im Zentrum der Handlung stehen, nicht nur als konträre Charaktere, sondern auch als ausgesprochen unsympathische Zeitgenossinnen angelegt. Was wiederum gut zum Regisseur des Films passt. Denn Sławomir Fabicki kommt es laut eigener Aussage nicht auf das „Geschichtenerzählen“ an, sondern auf das „Charaktererzählen“, wie er es nennt. Mit Magdalena Cielecka und Marta Nieradkiewicz hat Fabicki für sein Credo die zwei perfekten Hauptdarstellerinnen gefunden. Die Hassliebe der zwei von ihnen gespielten Schwestern nimmt man ihnen jederzeit ab.

In diesem ungeschöntem Blick auf eine in mehrfacher Hinsicht ungesunde Beziehung liegt jedoch ein großes Problem. Trotz der tragischen Ausgangslage und eines mitunter hochdramatischen Handlungsverlaufs fühlt man als Kinozuschauer mit den Figuren nie richtig mit. Erschwerend hinzu kommt, dass der Film auch visuell weitestgehend nur öde Anblicke bietet. Von der Weite und den atemberaubenden Landschaften amerikanischer Roadmovies ist in Anxiety nichts zu finden. Stattdessen dominiert Enge, vor allem in den Köpfen. Erst ganz am Ende weitet sich mit der Ankunft am Luganer See der Blick, hellt sich die bleierne Stimmung ein klein wenig auf und stimmt das Filmende das Publikum mit den Figuren versöhnlich. Ob das Publikum diesen steinigen Weg allerdings bis zum Ende mitgeht, ist fraglich.



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Anxiety
fazit
Das polnische Drama „Anxiety“ lädt ein Roadmovie mit der Sterbehilfe-Prolematik auf. Dessen Regisseur Sławomir Fabicki setzt auf die Schwere des gesellschaftlich kontrovers diskutierten Themas. Der durch zwei ausgesprochen unsympathischen Hauptfiguren ohnehin schon sperrige Film gerät dadurch zu einer zähen Angelegenheit.
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