
Eigentlich hatte sich die Menschheit damit abgefunden, hinter großen Mauern in einer in sich geschlossenen Stadt zu leben. Dort wären sie sicher vor den riesigen Titanen, die draußen umherstreifen. So dachten sie zumindest. Doch der Feind ließ sich davon nicht abhalten und stürmte irgendwann die Stadt, was zahlreiche Opfer nach sich zog. Inzwischen ist es zu einem großen Krieg gekommen, die Menschen kommen noch einmal zusammen, um gemeinsam ihrem übergroßen Feind zu trotzen. Schließlich steht nicht weniger als das Ende der Welt bevor, weil Eren Yeager das so beschlossen hat, da rücken die täglichen Konflikte in den Hintergrund. Zu den Leuten, die ausgezogen sind, die Apokalypse zu verhindern, gehören auch Armin Arlert und Mikasa Ackerman, mit denen Eren früher eng befreundet war …
Das Finale des Hits neu zusammengeschnitten
Wenn erfolgreiche Animeserien durch Filme weiter ausgeschlachtet werden sollen, dann gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten. Die eine ist, dass man neue Geschichten erzählt, die aber in sich abgeschlossen sind und die Hauptgeschichte nicht voranbringen. Detektiv Conan ist ein bekanntes Beispiel dafür, da kam letztes Jahr mit Das 1-Million-Dollar-Pentagramm bereits der 27. Kinofilm heraus. Und die Fans können nicht genug davon bekommen, machen jeden Teil zu einem Kassenschlager. Aber auch One Piece oder Pokémon sind produktive Beispiele. Die andere, deutlich günstigere Version ist, einfach Folgen der Serie zusammenzuschneiden und als sogenannten Compilation Film herauszubringen. Solo Leveling -ReAwakening- etwa bot als Appetizer für die Fans einen Schnelldurchlauf der ersten Staffel und hing an diese zwei Folgen der zu dem Zeitpunkt noch nicht veröffentlichten zweiten Staffel an.
Kaum eine Serie wurde dabei derart ausgeschlachtet wie Attack on Titan. Die Serie brachte es auf vier Staffeln mit insgesamt 94 Folgen und ebenso viele dieser Compilation Films, die noch einmal Teile der Geschichte auf die große Leinwand brachten, um die Wartezeit zu überbrücken. Inzwischen ist die Serie abgeschlossen, das Warten hat sich also erledigt. Dafür gibt es mit The Last Attack jetzt noch einen fünften Film, der – der Titel nimmt es bereits vorweg – einfach nochmal das Finale zusammenfasst. Wer die Serie gesehen hat, weiß, dass dieses schon in der Fernsehfassung episch war, die letzten beiden Folgen waren jeweils über eine Stunde lang. Beim Zusammenschneiden wollte man sich nicht kürzer fassen, weshalb das Werk satte zweieinhalb Stunden dauert. Das ist viel, vor allem für einen Film, der weniger zu erzählen hat, dafür umso mehr zeigen will. Die große Schlacht steht bevor.
Tolle Schauwerte mit magerem Inhalt
An Schauwerten mangelt es dann auch nicht. Das Animationsstudio MAPPA (Hell’s Paradise, Jujutsu Kaisen 0: The Movie), welches die vierte Staffel produziert hatte, nachdem zuvor noch das Wit Studio für den Anime zuständig war, hat hier schon ordentlich einiges aufgetischt. Sicher sind die Designs etwas gewöhnungsbedürftig, schwanken zwischen einfallsreich und hässlich. Prägnant sind sie aber, bleiben deutlich stärker in Erinnerung, als es viele andere Animes tun. Wer actionreiche Geschichten mag, wird mit Attack on Titan: The Last Attack sowieso gut bedient – umso mehr, wenn man sich vor Augen führt, dass das hier eben kein Kinofilm ist, sondern eine Fernsehproduktion. Teilweise ist das schon ein richtiges Spektakel, was da veranstaltet wird.
Inhaltlich kann die Adaption der beliebten Mangareihe von Hajime Isayama nicht mithalten. Wenn mal nicht gekämpft wird, sondern der Versuch gestartet wird, die Menschen vorzustellen, neigt der Film schon zum Pathos und zu Gefühlsduselei. Bei einigen Dialogen sollte man besser nicht so genau zuhören. Dazu passend ist auch die Musik, die ganz episch sein will, beim Ende der Welt sind leise Töne weniger gefragt. Dieses Überbordende muss einen nicht stören, die Serie hat nicht ohne Grund viele Fans, die sich nur zu gern davon mitreißen lassen. Wer sich nicht dazu zählt, wird hiervon kaum eines Besseren belehrt. Tatsächlich ist der Abschluss durch die Zuspitzung sogar dünner. Wo es vorher noch immer mal wieder mythologische Ausflüge gab, ist hier nur noch Drama angesagt, was etwas anstrengend sein kann. Neulinge brauchen sich Attack on Titan: The Last Attack sowieso nicht anzuschauen, da hier nun einmal das Finale gezeigt wird. Wer nichts von der Geschichte weiß, wird da allein gelassen.
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