
Lynn (Callina Liang) hat es geschafft, sie wurde an einer renommierten Privatschule aufgenommen. Eigentlich kann sich ihre Familie das gar nicht leisten, das Einkommen aus dem Waschsalon ihres Vaters Meng (Benedict Wong), der sie seit dem Tod der Mutter alleine großzieht, reicht ja kaum für den Alltag. Zum Glück wurden ihr aber die Gebühren entlassen, sie kann sich also allein aufs Lernen konzentrieren. Das fällt ihr nicht schwer, sie ist eine Ausnahmeschülerin mit schneller Auffassungsgabe. Von Grace (Taylor Hickson), mit der sie ich anfreundet, lässt sich das weniger behaupten, ebenso wenig von deren Freund Pat (Samuel Braun), weshalb Lynn sich dazu überreden lässt, ihnen beim Betrügen zu helfen. Und nicht nur ihnen, auch andere nehmen diese Dienste gern in Anspruch – gegen Geld. Doch damit steigt das Risiko, und auch der ebenfalls begabte Bank (Jabari Banks) wird in die Geschichte hineingezogen …
Remake des thailändischen Hits
Irgendwie scheint man in Deutschland nicht so wirklich Interesse an der Geschichte der betrügenden Eliteschülerin zu haben. Obwohl die thailändische Thrillerkomödie Bad Genius weltweit erfolgreich war, auf mehreren Festivals lief und diverse Preise einheimste, fand sich hierzulande niemand, der sie zeigen wollte – nicht im Kino, nicht auf DVD, nicht als Stream. Insofern ist es grundsätzlich erfreulich, dass es dem US-Remake besser ergeht, welches tatsächlich auf der großen Leinwand zu sehen ist. Nur scheint der eigene Verleih selbst nicht an die Veröffentlichung zu glauben, verzichtet auf eine nennenswerte Pressearbeit, groß beworben wird auch nicht. Man muss schon wissen, dass der Film erscheint, gesagt wird es einem zumindest nicht.
Das ist schade, weil auch die Neuauflage einiges zu bieten. Natürlich darf man sich wie so oft fragen, ob es denn unbedingt ein Remake braucht und ob es das Original nicht auch getan hätte. Dabei unterscheidet sich Bad Genius durchaus von der Vorlage, Regisseur und Co-Autor J.C. Lee hat bei seiner Version einiges anders gemacht. Der größte Unterschied ergibt sich aus der Verlegung des Geschehens in die USA. Während die Bevölkerung in Thailand homogen ist, da sind die Vereinigten Staaten nun einmal ein Einwanderungsland. Lee nutzt das, um gleich bei zwei Figuren einen Migrationshintergrund einzubauen. Lynns Familie stammt aus China, die von Bank aus Nigeria. Das hat zur Folge, dass die zwei nicht wirklich dazu gehören, zumal beide auch aus einfacheren Verhältnissen kommen. Der gesellschaftliche Aspekt wurde also verstärkt.
Kurzer Spaß
Wobei man aber nicht zu viel in der Hinsicht erwarten sollte, da der Film noch eine zweite größere Änderung hat: Er ist kürzer, deutlich kürzer, eine halbe Stunde weniger dauert die US-Fassung. Auf der einen Seite ist das nicht verkehrt, da das Original schon etwas lang geraten war. Eine derart drastische Kürzung in Verbindung mit einem erweiterten Inhalt ist jedoch schwierig, da bleibt dann nicht wirklich Raum für eine Vertiefung. Bad Genius begnügt sich mit Stichpunkten, die zwar nicht unpassend sind, letztendlich aber auch nicht so viel bringen, wie es von Lee wohl gedacht war. Für einen tatsächlichen Gesellschaftskommentar ist das zu oberflächlich.
Es führt zudem zu einer Verschiebung der Tonalität. War die thailändische Vorlage humorvoll, eine Komödie sogar, da ist man in den USA ernster an die Sache herangegangen. Der Coup, der am Ende geplant ist, ist zwar noch immer irrsinnig und macht aus der schulischen Schummelei eine Art Heist Movie. Bad Genius macht aber etwas weniger Spaß als das Original. Insofern ist es nach wie vor schade, dass hierzulande das Publikum um das Vergnügen gebracht wurde. Die Neuauflage schlägt sich aber wacker und ist als Ersatz sicherlich einen Blick wert, da trotz der angesprochenen Änderungen vieles beim Alten geblieben ist und der Film damit ähnliche Qualitäten aufweist.
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