Begyndelser Beginnings
© Thomas Howalt Andersen, Danni Riddertoft

Beginnings

Begyndelser Beginnings
„Beginnings“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Eigentlich ist die Beziehung von Ane (Trine Dyrholm) und Thomas (David Dencik) schon länger vorbei, die Trennung ist längst geplant. Sie haben nur noch nicht den richtigen Moment gefunden, um ihren Töchtern (Bjørk Storm Engelshardt Kirkegaard) and Marie (Luna Fuglsang Svelmøe) die Wahrheit zu sagen. Bevor es so weit kommt, erleidet Ane jedoch einen Schlaganfall. Wie es weiter geht, weiß niemand so richtig. Klar ist nur, dass der Schaden am Gehirn so groß ist, dass sie sich davon nie wird ganz erholen können. Jetzt heißt es für sie erstmal, in die Reha zu gehen. Schließlich kann sie sich kaum bewegen, selbst die Wahrnehmung ist beeinträchtigt. Das bedeutet auch, dass die Scheidung erst einmal nicht vorangetrieben wird, erst einmal muss die schwer getroffene Mutter zurück ins Leben finden. Aber das ist nicht so leicht, da die Konflikte nicht einfach so verschwinden …

Alles anders

Ein bisschen trügerisch ist der Titel ja schon. Beginnings, das klingt nach Aufbruchstimmung. Danach, dass jemand etwas Neues wagt. Stattdessen handelt der Film davon, wie etwas endet. Das trifft gleich in doppelter Hinsicht zu. Die offensichtlichere Veränderung ist die gesundheitliche. Es dauert nicht lang, bis die Protagonistin zusammenklappt und sich alles für sie ändert. Sie kann nicht laufen, kann teilweise nicht greifen. Ein wesentlicher Bestandteil des Dramas ist, wie sich Ane wieder zurück ins Leben kämpft. Man sieht sie beispielsweise beim Schwimmen und wie sie versucht, mit nur einer Körperhälfte voranzukommen. Der Versuch, ihr altes Leben wiederherzustellen, verläuft mal besser, mal schlechter.

Dieser körperliche Kampf wird jedoch mit einem emotionalen verbunden. Eigentlich geht es bei der Familie um die Veränderung der Partnerschaft, die sich schon seit Längerem dem Ende zuneigt. Durch den Schlaganfall sind die beiden jedoch gezwungen, länger zusammen zu bleiben, als sie es eigentlich wollen. Beginnings beschreibt, was das mit ihnen macht, welchen Einfluss das auf die Dynamik innerhalb der Familie hat. Ane und Thomas befinden sich in einem Abnabelungsprozess, der beiden einiges abverlangt. Denn die gemeinsame Vergangenheit verschwindet nicht einfach so. So wie Anes Reha ein langer Prozess ist, trifft das auch auf die Trennung zu. Gut möglich, dass diese auch nie ganz vollendet ist und immer etwas zurückbleiben wird. So weit geht der Film aber nicht, es bleibt bei einer Momentaufnahme.

Leise erzählt, stark gespielt

Ganz greifbar ist die Beziehung dann auch nicht. Man erfährt relativ wenig darüber, wie sie als Paar waren und was sie zusammengebracht hat. Da sich Beginnings auf die Phase der Auflösung konzentriert, weiß man schlicht nicht, wie die zwei zu glücklichen Zeiten waren. Dann und wann bekommt man kurze Schnappschüsse, welche Rückschlüsse auf die Vergangenheit erlauben. Das war es aber auch schon. Ein Manko ist das jedoch nicht zwangsläufig. Regisseurin und Co-Autorin Jeanette Nordahl (Wildland) konzentriert sich auf diese Wandlung und erzählt, wie komplex zwischenmenschliche Beziehungen sein können, gerade auch innerhalb der Familie. Anfangs betrifft das primär das Paar, später werden auch die beiden Töchter hineingezogen.

Zwei dieser Szenen sind prägnant, man glaubt da kaum, was geschieht. Das ist aber eher die Ausnahme. Das Drama, das auf der Berlinale 2025 Weltpremiere hatte, verzichtet überwiegend auf irgendwelche Zuspitzungen oder große Momente. Stattdessen ist es leise erzählt, dabei beobachtend, geradezu naturalistisch. Das ist sehenswert, auch weil Trine Dyrholm (Poison – Eine Liebesgeschichte) dabei mal wieder ihre schauspielerische Klasse demonstrieren darf, manchmal richtig aufbrausend wird. Beginnings ist wegen ihr und dem restlichen Ensemble sehenswert, wenn es um eine Geschichte geht, die zwar von einer Ausnahmesituation handelt, dabei aber so alltäglich und realitätsnah bleibt, dass man sich recht gut selbst darin wiederfinden kann.



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Beginnings
fazit
„Beginnings“ handelt von einem Paar, das mitten in der Trennung ist, als die Frau einen Schlaganfall erleidet. Das Drama erzählt von einem doppelten Wandlungsprozess und wie schwierig es ist, sich von der Vergangenheit zu lösen. Das ist auch des Ensembles wegen sehenswert, wenn der leise Film von der schwierigen Dynamik lebt.
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